Wadern erweitert sein Revier

Wadern · Des einen Freud ist des anderen Leid. Während sich die Waderner freuen, dass dort die Polizeiinspektion Nordsaarland ihren Sitz findet, sind die Betroffenen in Türkismühle traurig. Auch dort hatte man sich Hoffnungen auf den Sitz gemacht, jetzt wird die Polizeiwache abgewertet.

 Hier wird die neue Polizeiinspektion Nordsaarland ihren Sitz haben. Foto: Werner Krewer

Hier wird die neue Polizeiinspektion Nordsaarland ihren Sitz haben. Foto: Werner Krewer

Foto: Werner Krewer

Die Stadt Wadern wird neuer Standort der geplanten Polizeiinspektion (PI) Nordsaarland. Das teilte das saarländische Innenministerium am Mittwoch mit. Im kommenden Jahr soll nach Mitteilung des Ministeriums die PI Nordsaarland aufgebaut werden. "Die örtliche Zuständigkeit der Inspektion soll erweitert werden, die Details hierzu werden derzeit erörtert", heißt es vom Ministerium.

Innenminister Klaus Bouillon (CDU ) erklärt hierzu: "Nach intensiven Überlegungen haben wir uns für Wadern entschieden. Für den Standort spricht eindeutig die zentrale Lage, die Größe des Dienstgebäudes und dessen bauliche Substanz." Das vorhandene Gebäude befinde sich in einem guten Zustand und habe einen geringen Sanierungsbedarf, sagt Bouillon. Der Innenminister weiter: "Ich möchte erneut darauf hinweisen, dass die Polizeiinspektion Nordsaarland personell deutlich verstärkt wird. Außerdem bleibt es bei dem Grundsatz, dass in jeder selbstständigen Gemeinde des Saarlandes entweder eine Polizeiinspektion oder ein Polizeiposten installiert wird." Dadurch, dass in St. Wendel eine operative Einheit mit 18 Polizisten zusätzlich eingerichtet und auch die PI Nordsaarland personell deutlich aufgestockt werde, werde klar, dass mit diesen Maßnahmen die Polizei in der Fläche gestärkt werde, befindet der Minister. Bouillon: "Diese Maßnahmen sind im Interesse der gesamten saarländischen Bevölkerung und unser aller Sicherheit."

Die Europabevollmächtigte der saarländischen Landesregierung und CDU-Kreisvorsitzende im Landkreis Merzig-Wadern, Helma Kuhn-Theis , begrüßt die Entscheidung von Innenminister Klaus Bouillon , die neu zu gründende PI Nordsaarland in Wadern zu installieren. Kuhn-Theis: "Ich freue mich außerordentlich, dass im Innenministerium unsere Hinweise gehört wurden und der Hochwald mit Wadern nun neuer Standort der PI werden wird. Neben der Lage und den vorhandenen baulichen Einrichtungen spricht auch das Sicherheitsempfinden der Menschen im ländlichen Raum für diese Entscheidung", erklärt Kuhn-Theis. "Mein Dank gilt daher in besonderer Weise dem Innenminister , der vor seiner Entscheidung mit allen Beteiligten umfangreiche Gespräche geführt hat, um so zu einer tragfähigen Lösung zu kommen." Mit der neuen PI in Wadern sieht die CDU-Kreisvorsitzende den Standort Wadern insgesamt gestärkt.

Den Waderner Bürgermeister Jochen Kuttler freut diese Kunde: "Wir haben ja den Anstoß zur Diskussion gegeben. Ich bin mehr als zufrieden, dass sich unsere Erkenntnis durchgesetzt hat, dass das nördliche Saarland hier nicht abgehängt werden darf", erklärte Kuttler auf SZ-Anfrage. Wadern sei als Mittelzentrum der ideale Standort für die PI Nordsaarland. Die Stadt sei aber auch in Bezug auf ihre Lage bestens dafür geeignet. Jochen Kuttler weiter: "Was mich sehr freut, ist die Tatsache, dass hier eine sehr sachliche Diskussion geführt wurde."

Es gehe nicht um Haben oder Nicht-Haben, so Kuttler. "Es geht schlicht und ergreifend um die Sicherheit der Menschen im Hochwald. Auch deshalb ist es schön zu sehen, dass die Ängste und Bedenken der Bürger, die wir als Verwaltung und ich als Bürgermeister in die Landespolitik getragen haben, ernst genommen wurden." Er verhehle nicht, dass die Einrichtung der PI Nordsaarland für die Stadt Wadern auch ein Standortfaktor ist. Kuttler abschließend: "Ein guter Tag für die Stadt Wadern . Und den Hochwald." "Eine Polizeiinspektion ist eine selbstständige Dienststelle einer Landesbehörde" - Andreas Veit , der St. Wendeler CDU-Kreisvorsitzende und Nohfelder Bürgermeister, holt bei seiner Stellungnahme zur Nachricht, dass Wadern Sitz der PI Nordsaarland wird, aus. Und solche selbstständigen Dienststellen einer Landesbehörde gibt es nicht viele. Daher sei jeder Bürgermeister froh, wenn sich eine solche in seiner Gemeinde befinde. Umgekehrt schmerze es, wenn diese aufhört zu existieren. Oder zumindest, wie im Fall der Polizei in Türkismühle, seine Selbstständigkeit verliere. Denn Türkismühle wird an die Waderner PI angedockt. Aus Nohfelder Sicht tue das sehr weh, sagt der Bürgermeister Veit.

Der Kreisvorsitzende Veit kann nachvollziehen, dass das Innenministerium sich für den Standort Wadern entschieden hat. Das Gebäude in Wadern befinde sich in einem besseren Zustand. Veit spricht von einer "positiven Entscheidung". Schließlich waren beide Polizei-Dienststellen - in Wadern und Türkismühle - B-Inspektionen und nur tagsüber besetzt. Wadern soll wieder rund um die Uhr einsatzbereit sein. Die Dienstzeiten in Türkismühle sind seit 2014 stufenweise heruntergefahren worden.

Künftig wird es also ein Polizeiposten sein. Veit beruhigt aber. Er stehe in engem Kontakt mit Innenminister Klaus Bouillon (CDU ) und rechne weder damit, dass Türkismühle irgendwann einmal ganz dichtgemacht werde, noch, dass die Dienststelle zu einer "Rathaus-Polizei mit Dienstzeiten von 8 bis 17 Uhr" degradiert werde. Er geht von "keinen großen Veränderungen" gegenüber dem jetzigen Tagesdienst aus - sowohl personell als auch zeitlich. Was die Zuständigkeit angeht, gibt es jedoch Veränderungen: Nach derzeitigem Stand wird die neue PI Nordsaarland nicht mehr die gleiche Zuständigkeit haben wie die PI Türkismühle. Freisen, Oberthal und Namborn werden wohl der PI St. Wendel zugeschlagen; und nur Nonnweiler und Nohfelden der PI in Wadern .

Beim Innenministerium gehe es jetzt in die Detailprüfung. Da habe Veit einen Vorschlag eingebracht: Die Polizei in Türkismühle sollte statt in dem Gebäude in der Trierer Straße, quasi am Ortsrand, zentral untergebracht werden. Veit: "Dann wäre die Polizei einen Schritt näher am Bürger."

Auch der St. Wendeler SPD-Kreisvorsitzende Magnus Jung ist positiv gestimmt: "Mit der Entscheidung zur Einrichtung einer A-Inspektion Nordsaar hat die Landesregierung eine langjährige Forderung der SPD in der Region erfüllt." Damit werde künftig zwischen Merzig und St. Wendel eine Inspektion wieder dauerhaft rund um die Uhr besetzt sein. Die Entscheidung für den Standort Wadern ist seiner Meinung nach nachvollziehbar, da dort ein geeignetes Dienstgebäude zur Verfügung stehe. Auch die PI St Wendel sieht Jung gestärkt, "weil diese zukünftig für mehr Gemeinden zuständig ist". Wichtig sei, dass nach der Reform insgesamt mehr Personal im Nordsaarland zum Einsatz komme als bisher. "Viele Fragen der Umsetzung sind allerdings noch nicht geklärt", bemängelt Jung. Vor allem die Personalisierung für den Standort Türkismühle müsse am Bedarf orientiert werden. Der Bostalsee und viele Autobahnkilometer, die von dort betreut werden, "machen es notwendig, dass hier künftig ein besonders starker Posten vorgehalten wird".

Eine PI im nördlichen Saarland mache unter polizeitaktischen Gesichtspunkten unabhängig ihres Standortes Sinn, sagt der St. Wendeler Landrat Udo Recktenwald (CDU ): "Polizeiarbeit kann sich nicht nach kommunalen Grenzen, sondern muss sich nach polizeilichen Bedarfen richten." Für Recktenwald ist aber auch eine "starke PI St. Wendel wichtig", die aufgewertet werde. Und die künftig zentrale Verantwortung für weite Teile des Landkreises trage.

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