Noswendel „Es wächst eine Generation quasi ohne Bildung auf“

Wadern · Jonas Morbe vom Verein „ex animo“ aus Noswendel weist auf die prekäre Situation insbesondere von Kindern in Kamerun hin.

 Jonas Morbe arbeitete vier Monate im Waisenhaus und engagiert sich noch heute für das Heim.

Jonas Morbe arbeitete vier Monate im Waisenhaus und engagiert sich noch heute für das Heim.

Foto: Jonas Morbe

Der in Noswendel ansässige Verein „ex animo“ macht auf die gravierenden Folgen der Corona-Krise für die Schulbildung in den von ihm unterstützten Partnereinrichtungen in Kamerun aufmerksam. „Als Ende März bei uns die Schulen wegen der beginnenden Corona-Pandemie geschlossen werden mussten, war das für uns alle ein Schock“, erklärt Jonas Morbe, Vorsitzender von „ex animo“, denn: „Bildung ist der Grundpfeiler einer gesunden Gesellschaft.“ Die Tatsache, dass in Deutschland zum ersten Mal seit Ende des Zweiten Weltkrieges ein Schulbesuch nicht mehr möglich war, habe die gesellschaftliche Bedeutung schulischer Bildung wieder in den Fokus gerückt.

Anderswo sei das noch viel schlimmer, betont Morbe: „Während für uns ein Leben ohne schulische Bildung undenkbar ist, ist Bildung für viele Menschen in anderen Teilen der Welt ein teurer Luxus.“ Besonders prekär ist nach seinen Worten die Situation für die Kinder aus Mbengwi und dessen Umland. Der 10 000 Einwohner große Ort im Westen Kameruns habe in den letzten Jahren stark unter der Krise in den anglophonen Regionen des Landes gelitten. Seit einigen Jahren seien dort alle öffentlichen Schulen geschlossen und im Zuge der Corona-Pandemie werde es für viele Eltern immer schwerer, die Schulkosten für die übrigen offenen Privatschulen aufzubringen.

„Die Situation ist sehr prekär. Seit Jahren können tausende Kinder in und um Mbengwi nicht mehr die Schule besuchen und das kann verheerende Auswirkungen haben“, beschreibt Seta Withgodep Wiertz, der Leiter des „better world“-Waisenhauses in Mbengwi, die Situation. „Es wächst derzeit in den anglophonen Regionen des Landes eine Generation quasi ohne Bildung auf. Das müssen wir unbedingt ändern“, sagt er.

Den Bewohnern des Ortes Mbengwi sei das Problem der mangelnden Bildungsmöglichkeiten und den daraus entstehenden langfristigen Folgen für die Region bewusst, erklärt Jonas Morbe weiter. Viele versuchten nach seinen Worten auch, zur Verbesserung der Situation beizutragen. So kam es beispielsweise, dass ein Spender aus Mbengwi ein Gebäude zur Verfügung gestellt hat, das derzeit renoviert und aufbereitet wird, damit dort schon bald fast 500 Schülerinnen und Schüler unterrichtet werden können. „Viele Kinder kommen schon seit Tagen zum neuen Schulgebäude und bieten ihre Hilfe an, denn sie können kaum erwarten, dass sie endlich wieder zur Schule gehen können, denn für die meisten wird es der erste Schulbesuch seit Jahren sein“, sagt Morbe weiter.

Da die Lehrer bezahlt werden müssen und noch viel Inventar für das neue Schulgebäude fehlt, sammelt der von ihm gegründete gemeinnützige Verein „ex animo“ nun Spenden, um den Bemühungen der Anwohner zur Seite zu stehen. Außerdem wird sich bereits nach einem weiteren Gebäude umgeschaut, das als Schulgebäude zu nutzen ist. Morbe betont abschließend: „Denn noch viel mehr Kinder in Mbengwi brauchen einen Zugang zu Bildung.“

Mehr Informationen über die Arbeit und aktuellen Projekte des gemeinnützigen Vereins „ex animo“ in Kamerun gibt es Internet unter:

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