Vandalen hausen auf Friedhöfen

Wadern/Noswendel · Vor nichts Halt machten Unbekannte auf den Friedhöfen in Wadern und Noswendel. So rissen sie Holzkreuze aus der Verankerung, zündeten sie an oder setzten sie umgekehrt wieder ein. Die Bürger sind entsetzt.

 Verbranntes Kreuz. Fotos: Erich Brücker und Stadt Wadern

Verbranntes Kreuz. Fotos: Erich Brücker und Stadt Wadern

In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag sind die Friedhöfe in Wadern und Noswendel verwüstet worden. Unbekannte schändeten schätzungsweise 80 bis 100 Gräber in Wadern und zwischen 50 und 70 Gräbern in Noswendel .

Die Täter richteten dabei massiven Schaden an und machten vor nichts Halt. In Wadern stießen sie Grabsteine um, stürzten eine große Engelsfigur von ihrem Sockel, gingen durch fast alle Grabreihen und beschädigten Blumenvasen und Grableuchten. Holzkreuze seien herausgerissen und sogar angezündet worden, wie der Waderner Ortsvorsteher Stephan Regert schockiert der SZ berichtet: "Vandalismus ohne Ende." Von dem Grab seines Onkels, das Regert betreut, wurden Blumenschale, Vase und Grableuchte entfernt und über das ganze Gelände verstreut. "Das ist schon happig", sagt er.

"Unvorstellbar"

"Unvorstellbar", meint auch Wolfgang Rech von der Ortspolizeibehörde Wadern und zeigt sich entsetzt über das Ausmaß der Verwüstungen. Rech war gemeinsam mit der Polizei in Noswendel vor Ort und berichtet von dem gleichen Bild wie in Wadern: Der ganze Friedhof sei verwüstet, Gräber seien beschädigt, Kreuze mitsamt dem Fundament aus dem Boden gerissen worden. Dazu seien mindestens zwei Personen nötig gewesen - und ein großes Maß an krimineller Energie. Einige Kreuze wurden entfernt und offenbar anschließend umgekehrt den Boden gerammt.

Eine Anwohnerin will am Donnerstagmorgen um neun Uhr noch keine Verwüstungen am Friedhof in Noswendel bemerkt haben, aber Rech kann sich nicht vorstellen, dass es erst danach passiert sei, dafür seien die Schäden zu massiv: "Das muss nachts gewesen sein, sonst wäre es jemandem aufgefallen."

In Wadern war bereits am Donnerstagnachmittag ein kleiner Friedhofstrupp ausgerückt, der erste Aufräumarbeiten unternommen hat. In Noswendel dagegen wird wohl erst heute aufgeräumt werden, bis dahin bleibt der Friedhof geschlossen. "Diesen Anblick kann man keinem Angehörigen zumuten", meint Rech . "Sehr schade" sei diese Geschichte, sagt er. Grableuchten, Vasen, das koste die Angehörigen ja auch noch viel Geld.

"Was haben die Leute davon, ich kann das jedenfalls nicht begreifen", sagt Maria Simon in Wadern. In Noswendel sagt Klaus Blödner: "Das können keine normalen Menschen sein, die sich grundlos an Sachen vergreifen, die sie nichts angehen. An solchen Zeitgenossen müsste man sich rächen können." Auch im sozialen Netzwerk Facebook machen SZ-Leser ihrem Unmut Luft: "Einfach nur traurig so was!", schreibt Vera Bäthge. Und Petra Haupenthal: "Die armen Angehörigen."

Ein Sprecher der Polizei Merzig sagt es ebenfalls gerade heraus: "Da waren offenbar völlig Bescheuerte am Werk." Die Polizei geht von mindestens zwei Tatverdächtigen aus, hat bei Redaktionsschluss sonst aber noch keinerlei Hinweise. Daher hofft sie auf Unterstützung aus der Bevölkerung, damit diese Tat aufgeklärt werden kann.

Der Kriminaldienst der Polizei Merzig bittet um Hinweise unter Tel. (0 68 71) 70 40.

Meinung:

Gelinde gesagt: bescheuert

 Abgebrochenes Kreuz.

Abgebrochenes Kreuz.

 Auch frische Gräber wurden geschändet.

Auch frische Gräber wurden geschändet.

 Rausgerissen und umgekehrt eingesetzt: Kreuze in Noswendel.

Rausgerissen und umgekehrt eingesetzt: Kreuze in Noswendel.

Von SZ-RedaktionsmitgliedLars Reusch

Der Polizeisprecher sagt es ganz richtig: völlig bescheuert. Man kann gar nicht begreifen, was in den Köpfen solcher Leute vor sich geht. Sie haben Kreuze mit großem Kraftaufwand aus dem Boden gerissen und dann angezündet: Es handelt sich hier nicht um ein paar kleine Schäden an einzelnen Gräbern - was schlimm genug wäre -, sondern um richtiggehende Raserei. Wen auch immer die Täter damit treffen wollten: Am schlimmsten ist es für die Angehörigen. Das Grab eines geliebten Menschen, das ja auch Erinnerung und ein Weg der Begegnung ist, so sehen zu müssen - es muss wehtun. Ob die Verursacher daran auch nur einen Gedanken verwendet haben? Man will es sich gar nicht vorstellen.

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