Staunen über den "Kornkasten"

Nonnweiler-Wadern. Vergangenes ist oft für die ältere und für die jüngere Generation von Interesse. Die einen werden hier an ein Stück eigener Lebenszeit erinnert, die anderen entdecken nostalgisch die Machart des ehemaligen Broterwerbs und damit den Alltag ihrer Vorfahren. Zur Sommerzeit kann die einstige Getreideernte breite Spuren bis in frühere Jahrzehnte ziehen

Nonnweiler-Wadern. Vergangenes ist oft für die ältere und für die jüngere Generation von Interesse. Die einen werden hier an ein Stück eigener Lebenszeit erinnert, die anderen entdecken nostalgisch die Machart des ehemaligen Broterwerbs und damit den Alltag ihrer Vorfahren. Zur Sommerzeit kann die einstige Getreideernte breite Spuren bis in frühere Jahrzehnte ziehen. Da hatte der Begriff "Kornkasten" auch in der Hochwald-Region für den täglichen Lebensmittel-Konsum einen hohen Stellenwert. Weil das weite Vergangenheit ist, kann ein Kornkasten heute Aufmerksamkeit erregen. Aber nur noch als Anschauungsobjekt. Das ist seit Tagen und Wochen im Löstertaldorf Kostenbach zwischen Nonnweiler und Wadern erkennbar. Weil auch dort die landwirtschaftlichen Flächen sich zum Großteil vom Getreideanbau verabschiedet haben, erregt ein Stroh-Relikt nach dem Muster alter Zeiten viel Aufmerksamkeit. Peter Kremer und Peter Hahn freundeten sich mit der Idee an, einen Kornkasten nach Machart der Vorfahren zu fertigen. Der "Rohstoff", gereiftes Stroh samt Ähren, wurde über Bekannte erworben. Garben wurden fachmännisch gebunden, in Rundform zusammengestellt und, wie es einst üblich war, mit einem Stroh-Hut "gekrönt". Im Heimatdorf haben sie das für jüngere Leute seltsam wirkende Gebilde am Rand der Dorfstraße aufgestellt. Gut sichtbar für die Verkehrsteilnehmer, die in beide Richtungen fahren. Die Aufmerksamkeit ist größer als erwartet: Fahrer stoppen, suchen eine Parkfläche und bestaunen den musealen Stroh-Bau. Ältere Anhalter erinnern sich an die Zeiten ihrer Ahnen; die jüngeren benötigen Wissen über Sinn und Zweck des natürlichen Denkmals. Vor vier und fünf Jahrzehnten standen die Kornkästen noch in Kompaniestärke stolz auf den Fluren ringsum. Hier vollendeten Roggen, Weizen und Hafer den Reifeprozess auf dem "Kasten", ehe ihr Weg die Garben zum Dreschen ins Dorf führte. Die Art von Mähen und Dreschen war mehreren Stufen ausgesetzt. Auf den Fluren wurde erst mit der Flause gemäht. Manuell wurde in den Scheunen schweißtreibend mit dem Dreschflegel gearbeitet. Motorisierung und Mechanisierung setzten Ende der 50er Jahre ein. Ehe die Traktorenzeit begann, wurden die Mähmaschinen auf den Feldern von Kühen oder Pferden gezogen. Die Bauern fanden erst Gefallen an kleinen Dreschmaschinen für den eigenen Bedarf. Diese wurden nach kurzer Zeit meist aus dem Verkehr gezogen. Da kamen riesige Maschinen, deren Eigentümer die landwirtschaftlichen Genossenschaften und auch private Unternehmer waren. Die Bauern stellten über so genannte Rotten gut organisiert das Personal für die Arbeit auf dem Dresch-Monster. Die Mitglieder der Rotten ließen dem gemeinsamen Schaffen meist ein gemütliches Beisammensein in Haus oder Scheune des jeweiligen Bauern folgen. Davon werden noch heute Geschichten erzählt. Mitte des vorigen Jahrhunderts hielt der Mähdrescher Einzug; er wurde den Bauern als "weltbewegende Neuerung" offeriert. Er schafft die Ernte in einem Arbeitsgang, ist heute noch dort aktuell, wo weiterhin Getreide angebaut wird. Das seien, so wird mitgeteilt, "zumeist landwirtschaftliche Aussiedlerhöfe". Anbauflächen gibt es noch auf der Hochebene des Peterberges und sonst in unseren Regionen. Die Tendenz ist weiter rückläufig. Der Kornkasten in Kostenbach wird einige Wochen nostalgisch an seinem Standort verharren. Sein Aufstellen war eine gute Idee. Das beweist der große Aufmerksamkeitswert.

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