Bauern arbeiten zusammen Bauern und Politiker üben sich in Eintracht

Münchweiler · Wenn die Erzeugergemeinschaft Qualitätsgetreide Saargau-Hochwald alle zwei Jahre zum Sommerfest einlädt, dann gilt diese Einladung in den Ministerien für Wirtschaft und Umwelt eigentlich als durchaus angenehmer Pflichttermin.

 Umwelt-Staatssekretär Sebastian Thul (von links), Alfons Wender, Josef Fontaine, Daniela Schlegel-Friedrich und Anke Rehlinger waren zu Gast beim Sommerfest der Erzeugergemeinschaft auf dem Kastanienhof.

Umwelt-Staatssekretär Sebastian Thul (von links), Alfons Wender, Josef Fontaine, Daniela Schlegel-Friedrich und Anke Rehlinger waren zu Gast beim Sommerfest der Erzeugergemeinschaft auf dem Kastanienhof.

Foto: a-n

Dass beide Seiten, die Politiker auf der einen und die Bauern auf der anderen Seite, ungeachtet diverser Meinungsverschiedenheiten grundsätzlich wissen, was sie voneinander haben, blieb auch bei diesem harmonischen Sommerfest auf dem Kastanienhof in Münchweiler kein Geheimnis.

Umweltminister Reinhold Jost hatte zwar als Folge eines Krankenhausaufenthalts kurzfristig seine Teilnahme absagen müssen, aber Staatssekretär Sebastian Thul vertrat ihn mit dem ihm eigenen Charme. Und Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger stellte bei ihrer Ankunft mit dem Pedelec mit einem Strahlen im Gesicht klar, dass auch sie sich auf einen schönen Abend freue.

Alfons Wender begrüßte als Vorsitzender der Erzeugergemeinschaft mit dem Hausherrn Josef Fontaine an seiner Seite darüber hinaus noch eine ganze Reihe prominenter Gäste wie die Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich oder den CDU-Landtagsabgeordneten Stefan Thielen. Mit seinem Dank an Fontaine, der diesmal die bei jedem Sommerfest wechselnde Rolle des Gastgebers übernommen hatte, verband Wender seine Anerkennung für die unter dem Strich stets konstruktive Rolle der saarländischen Politik, wenn es um wichtige Entscheidungen für seinen Berufsstand ging. Augenzwinkernd warf Rehlinger ein: „Immer hart, aber herzlich!“

Dies sei gerade in der schwierigen Zeit der Pandemie vonnöten gewesen. Bei allen bekannten Problemen sollte jeder, so der Vorsitzende, sich mal Gedanken darüber machen, wie es um die Menschheit bestellt wäre, gäbe es keine Landwirte mehr. „Wir wirtschaften immer schon nachhaltig, damit wir überhaupt existieren können, aber auch damit den Menschen genug gesunde Lebensmittel zur Verfügung stehen.“

Diesen Gesprächsfaden griff Umwelt-Staatssekretär Thul auf. Beider gemeinsames Credo sei die Vorgabe, auch mit Landwirten und anderen Naturschützern zu sprechen, statt über sie zu sprechen. Da hakte Wender kurz nach: „Der Minister und Sie können tatsächlich zuhören.“ Verträgliche und nachhaltige Kompromisse müssten, so der Staatssekretär, sicherstellen, dass eine zu strenge Regulierung nicht letztendlich auf eine Enteignung von Landwirten hinauslaufen darf.

Die Landrätin versicherte ihrerseits: „Auch ich will hier mit Ihnen statt über Sie sprechen.“ Regionale Produkte seien insbesondere in der Landwirtschaft auf dem Vormarsch. Damit mache sich auch die Erzeugergemeinschaft die gewollten Ziele als Prädikat zu eigen, die den Kreis Merzig-Wadern aus gutem Grund als Grünen Kreis auszeichnen. Daniela Schlegel-Friedrich: „Außerdem freue ich mich, bei dieser Gelegenheit mal wieder so viele vertraute Gesichter aus unseren Bauernfamilien wiederzusehen.“

Das sah auch Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger nicht anders: „Aus der Nachbarschaft habe ich in den vergangenen Jahren mit Freude die Wachstumsschübe der Gastgeber-Familie Fontaine beobachten dürfen, wobei ich froh bin, dass sich alle Generationen weiterhin so für ihren Berufsstand engagieren.“ Wie in vielen anderen Bauernfamilien werde hier hart gearbeitet. Aber was für die Stahlindustrie gelte, müsse auch für die Landwirtschaft gelten: „Erbrachte Leistungen müssen in allen Wirtschaftsbereichen honoriert werden, selbst wenn das Saarland nicht gerade als Agrarland Nummer eins bekannt ist.“

Bei einem kleinen Rundgang durch seinen Betrieb erinnerte Josef Fontaine mit Stolz daran, dass der Kastanienhof schon 1932 von seiner Familie gegründet worden sei. Großvater und Vater hätten rechtzeitig die Zeichen der Zeit erkannt und auf die nachhaltige Nutzung des Grünlandes durch Milchwirtschaft gesetzt. „Aber wer Tierwohl haben will, der muss auch dafür bezahlen.“ Damit meinte der Gastgeber neben dem Verbraucher auch den Steuerzahler. Beim Rundgang schaute übrigens einer ganz besonders interessiert zu: Das war der Abteilungsleiter im Umweltministerium, Alfred Hoffmann, der vom Vater des heutigen Betriebsführers Anfang der 80er Jahre als erster Lehrling auf dem Kastanienhof in die „höheren Weihen“ der Landwirtschaft eingeführt worden war.

Nachdem sich inzwischen die Abendsonne verabschiedet hatte, versammelte sich die Gästerunde in einer festlich geschmückten Scheune. Dort konnte weiterhin miteinander geplaudert werden. Und auch das aufgebaute Buffet entsprach allen positiven Erwartungen, die die Gäste zu diesem neunten Sommerfest der erfolgreichen Erzeugergemeinschaft mitgebracht hatten.

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