Alltag Sich für den Menschen interessieren

Ecclesia semper reformanda: Wie soll sie denn aussehen, die Kirche im 21. Jahrhundert? Dieser Frage stellen sich die Gremien und Verantwortlichen in den an Bedeutung und Zuspruch verlierenden Volkskirchen. Der pensionierte evangelische Pfarrer Wolfgang Lück hat sich hierüber Gedanken gemacht und das Buch „Die Zukunft der Kirche“ geschrieben. Lücks Gedankengänge lege ich diesem Beitrag zugrunde.

Lück plädiert dafür, dass sich die evangelische Kirche an ihren Mitgliedern orientieren soll und nicht das „Volk“ von der Kirche obrigkeitlich vorgesetzt bekommt, was und wie es seine persönliche Religiosität zu leben hat. Was möchten nun die Mitglieder, das die Kirche tun soll? In mehreren Befragungen hat man darüber ein genaues Bild bekommen.

Zum Ersten soll eine Kirche, als fassbares Gebäude, da sein. Die Kirche als Gebäude und Raum persönlicher Spiritualität. Dieses Bedürfnis geht weit über die Kirchenmitgliedschaft hinaus. Dieses sieht man auf dem Gebiet der ehemaligen DDR ganz deutlich, wo nur noch Bruchteile der Bevölkerung einer Kirche angehören, Kirchengebäude aber liebevoll erhalten und gepflegt werden, da man sich sein Dorf ohne Kirche nicht vorstellen kann und mag.

Zum Zweiten soll Kirche bilden. Sie soll Traditionen vermitteln und zur Bildung einer persönlichen Religiosität, Spiritualität und eines entscheidungsfähigen Gewissens befähigen. Wie dieses dann aussieht und in welcher Intensität dieses dann gelebt wird, das ist nach Ansicht evangelischer Gläubiger jedoch nicht die Angelegenheit der Kirche und ihrer Repräsentanten. Also zum Beispiel welche Vorstellung man sich von Gott macht, ob und wann und wie oft man in die Kirche geht, oder betet oder sein Christ sein lieber caritativ lebt.

Zum Dritten soll Kirche Gottesdienste abhalten, Stellungnahmen abgeben, also sichtbar sein und durchaus am öffentlichen Leben und Diskurs teilnehmen.

Und zum Vierten soll Kirche für diejenigen da sein, „die es nötig haben“. Dabei meint „nötig haben“ körperliche und seelische Bedürfnisse. Also Krankenhäuser, Kindergärten und soziale Arbeit aber eben auch Gottesdienst und Seelsorge.

Die Kirche soll sich für die Menschen interessieren und da sein und nicht in erster Linie für sich selber und ihre eigenen Bedürfnisse als Organisation.

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