Noch bis Karfreitag Ostergarten in Wadrill macht Ostern mit allen Sinnen erlebbar

Wadrill · Im Pfarrheim von Wadrill können Besucherinnen und Besucher noch bis Karfreitag in die Zeit der letzten Tage von Jesus Christus eintauchen.

 Im ersten Raum des Ostergartens stehen (von links): Birgitta Schmidt, Luisa Werle, Dominik Werle, Marie Werle, Elvira Ruf, Jörg Mang, Tanja Buchheit-Thewes und Hermann Holzemer. Der erste Raum des Wadriller Ostergartens stellt den Einzug nach Jerusalem dar.

Im ersten Raum des Ostergartens stehen (von links): Birgitta Schmidt, Luisa Werle, Dominik Werle, Marie Werle, Elvira Ruf, Jörg Mang, Tanja Buchheit-Thewes und Hermann Holzemer. Der erste Raum des Wadriller Ostergartens stellt den Einzug nach Jerusalem dar.

Foto: Bistum Trier/Ute Kirch

Marktstände mit Gewürzen und Kräutern empfangen die Zeitreisenden, an den Wänden hängt bunt gemalt die Kulisse Jerusalems, im Hintergrund spielt heitere Musik, ein Brunnen plätschert. Binnen Sekunden ist die kleine Gruppe im Israel vor 2000 Jahren angekommen, um interaktiv und mit allen Sinnen die letzten Lebenstage Jesu – vom Einzug in Jerusalem, über das letzte Abendmahl, das Gebet im Garten Gethsemane bis hin zur Verurteilung durch Pontius Pilatus, der Kreuzigung und natürlich der Auferstehung – nachzuempfinden.

„Wir befinden uns auf dem großen Marktplatz, in der Stadt herrscht großer Trubel, denn die Menschen warten auf die Ankunft von Jesus von Nazareth, von dessen Wundern sie schon so viel gehört haben“, begrüßt Gemeindereferent Jörg Mang die Gruppe, die sich auf Kissen und Decken am Boden niederlässt, um der Geschichte – abwechselnd erzählt von Mang und einem Hörspiel – zu lauschen. Um sie herum ein großer gebastelter Esel und Palmzweige. „Jesus wollte mit seinen Jüngern das Passah-Fest feiern und wusste nicht, dass es ihr letztes Abendmahl werden würde“, sagt Mang über die Ereignisse, an die sich Christen an Palmsonntag und Gründonnerstag erinnern.

Gut 14 Tage lang hat das 25-köpfige Helferteam das Pfarrheim in Wadrill umgebaut, sodass es von innen nicht wiederzuerkennen ist. Aus dem großen Saal haben sie mit Tüchern mehrere Räume abgetrennt, im oberen Stockwerk eine Bühne eingezogen, unzählige Pflanzen gesetzt und die notwendige Technik installiert. „Ohne die Ehrenamtlichen und ihr Engagement würde es den Ostergarten nicht geben“, betont Gemeindereferentin Tanja Buchheit-Thewes vom Leitungsteam des Pastoralen Raums Wadern. Gemeinsam habe man entschieden, nach zwei Jahren Corona-Pause in diesem Jahr wieder die Zeitreise anzubieten. Jeder bringe sich mit seinen Fähigkeiten ein: So hat Elvira Ruf sämtliche Tücher und Kostüme genäht, Hermann Holzemer den gesamten Aufbau konstruiert und geplant. „Manche helfen lieber still im Hintergrund, andere übernehmen auch einen Teil der Führungen“, sagt Buchheit-Thewes.

 Familie Werle, Jörg Mang und Moritz Kirch beim Letzten Abendmahl

Familie Werle, Jörg Mang und Moritz Kirch beim Letzten Abendmahl

Foto: Bistum Trier/Ute Kirch

Nach dem Einzug in Jerusalem nehmen die Zeitreisenden Platz an einer langen Tafel in einem abgedunkelten Raum, in dem nur der siebenarmige Leuchter, die Menora, Licht spendet. Ein als König verkleideter Diener schenkt Saft aus und verteilt das Brot – die Besucher werden so Teil des letzten Abendmahls. „Jesus, den sie als König begrüßt haben, macht sich klein und wäscht den Jüngern die Füße und zeigt dabei: Macht euch auch nicht größer, als ihr seid“, erzählt Mang. Im Verlauf der Führung stellt er stets den Bezug zu unserem Leben heute her – die aktuellen Krisen vom Krieg in der Ukraine über Hungersnöte und die Klimakrise. Durch einen dunklen Tunnel gelangt die Gruppe in den Garten Gethsemane und erlebt den Verrat durch den Kuss des Judas.

Vor dem Richterstuhl des Pontius Pilatus finden sich die Besucherinnen und Besucher in der Volksmenge wieder, die die Kreuzigung fordert. Durch die Schilderung des römischen Hauptmanns wird die Gruppe hineingenommen in die Geschehnisse am Kreuz. „Was haben wir nur getan? Dieser Mann war wirklich Gottes Sohn“, bekennt der Hauptmann, der den Befehl der Kreuzigung ausgeführt hat. Jeder kann nun einen Stein – Symbol für die eigenen Sorgen und Nöte – vor dem Kreuz niederlegen.

Der Gang führt weiter durch das leere Grab in den Auferstehungsgarten mit bunten Blumen und duftenden Kräutern. Hier wird der Sieg über den Tod gefeiert – und die Besucherinnen und Besucher bringen ihre Freude darüber mit einem Tanz zu dem israelischen Lied Hava nagila („Lasst uns glücklich sein“) zum Ausdruck. Letzte Station ist ein gemeinsam gesprochenes Vaterunser, das den Weg zurück ins Heute bahnt: Eigene Gedanken und Bitten können im Gästebuch aufgeschrieben werden.

„Ich fand es sehr gut. Man konnte so die Geschichte miterleben“, sagt Marie Werle aus Hoppstädten-Weierbach. Die Neunjährige geht in wenigen Wochen zur Kommunion und bekam bei der Vorbereitung den Tipp, den Ostergarten zu besichtigen. Mitgekommen sind die große Schwester Luisa (elf), Papa Dominik und Oma Birgitta Schmidt. „Wir sind ohne eine Vorstellung hierher gekommen“, sagt Dominik Werle und lobt: „Ich fand es richtig ergreifend.“ Auch Birgitta Schmidt ist beeindruckt: „Die einzelnen Stationen waren richtig berührend und gingen zu Herzen.“

2017 fand der Ostergarten in Wadrill zum ersten Mal statt und wurde seit dem von Menschen aller Altersgruppen besucht. Ob Seniorengruppen, Frauengruppen, Firmlinge oder Kommunions- und Kita-Kinder: Je nach Gruppe werden die Führungen angepasst. „Vor Corona kamen teilweise bis zu 3500 Personen pro Jahr aus dem gesamten Bistum“, blickt Mang zurück. So viele sollen in diesem Jahr wegen der Pandemie nicht werden. „Wir halten uns bewusst mit Werbung zurück“, sagt Buchheit-Thewes. Gruppen dürften jetzt nur maximal 15 Personen umfassen. Nach jedem Rundgang, der etwa eine Stunde dauert, werde gründlich gelüftet.

„Der Besuch des Ostergartens macht etwas mit einem“, ist Buchheit-Thewes überzeugt und erinnert sich an einen zunächst demonstrativ gelangweilten Vater eines Kommunionkindes: „Ihm hat man angesehen, dass er nur da ist, weil er muss. Aber spätestens im Raum des letzten Abendmahls hat sich seine Haltung spürbar geändert – am Ende hat er sich überschwänglich für dieses Erlebnis bedankt.“

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