Nur das Hochwälder Platt fehlt noch

Nunkirchen · René Bergling stammt zwar aus der Nähe von Kassel, kam aber über die Bundeswehr nach Lebach. Mit seiner Frau Kirsten entschied er sich dann für den Hochwaldort Nunkirchen. Hier schätzt er vor allem die schöne Natur und die netten Menschen.

 René Bergling alias Renatus vom Hügel ist im größten Waderner Stadtteil, Nunkirchen, heimisch geworden.

René Bergling alias Renatus vom Hügel ist im größten Waderner Stadtteil, Nunkirchen, heimisch geworden.

Foto: Görgen

"Wenn man einen Baum verpflanzt und dieser am neuen Ort wieder Wurzeln treibt, gar Blüten und Früchte trägt, so ist dies ein Beleg für gedeihlichen Boden und gute Pflege", skizziert René Bergling aus Nunkirchen seinen bisherigen Lebensweg, der im nordhessischen Wolfhagen bei Kassel vor 50 Jahren seinen Anfang nahm. Kindheit und Jugend hatte er dort verbracht.

Durch die Bundeswehr führte sein Weg nach Lebach. "Im Saarland neu zu wurzeln kam mir eigentlich nie in den Sinn, aber das Schicksal zeichnet oft mit überraschenden Pinselstrichen", erzählt der 50-Jährige. Im Lebacher Nachbarort Eiweiler fand er seine große Liebe Kirsten. Heirat ja, aber in diesem Flecken der Erde wohnen, nein, das kam beiden nicht in den Sinn.

Die Sehnsucht nach den Wäldern und Feldern sowie Bergzügen, wie sie die alte Heimat in Hessen geboten hatte, ließ ihn seine Schritte vor 21 Jahren in den Hochwald lenken. Am Ortsrand von Nunkirchen hat sich das Paar nach intensivem Suchen ein Haus gekauft, hat dieses mit viel Aufwand renoviert und ist dort mit zwei Kindern mittlerweile sehr sesshaft geworden. Den Lebensunterhalt für die Familie verdient er bei der Polizei in Wadern. "Dies alles war eine sehr gute Entscheidung", stellt er heute unmissverständlich fest. In den Hochwald lockte ihn als Naturliebhaber die unberührte Natur, die hügelige Landschaft, herrliche Wälder und Wiesen, die den überschaubaren Ort umgeben. Dazu fand er eine sehr gute Infrastruktur mit Kindergarten, Schule, Ärzten, Geschäften und Betrieben vor. "Nette Nachbarn haben uns gleich gut aufgenommen und seither haben wir gute Kontakte zu Freunden und Bekannten", nennt er einen weiteren Pluspunkt für die richtige Entscheidung. Für Bergling trägt Nunkirchen zu Recht den Beinamen "das Tor zum Hochwald".

"Der Blick vom Bammersch auf einen sonnenbeschienenen Südhang des Hochwaldes und die darin eingebetteten Dörfer verführen einfach zum Wohlfühlen und bieten viele Möglichkeiten der Kreativität", kennt er mittlerweile die richtigen Orte für eine Auszeit von Arbeit und Alltag. Der Zugezogene hat aber nicht gewartet, bis sich die einheimischen Leute für ihn interessiert hatten. Er ist auf sie zugegangen, hat als historisch interessierter Mensch die Chronik der neuen Heimat und der Hochwaldregion mit ihren Geschichten und Sagen eingehend studiert. Die geschichtsträchtigen Orte und Plätze hat er aufgesucht. Es entstand in ihm die Idee, einen Sagenrundwanderweg zu gestalten, schließlich war in der näheren Region der Boom nach Schaffung von Wanderwegen wie Saar-Hunsrück-Steig und Traumschleifen ausgebrochen. Sein Vorschlag fiel im Ort bei seinen Mitstreitern auf fruchtbaren Boden, "schließlich sollten den Menschen die Geschichte und Sagen ihrer Heimat wieder mehr ins Bewusstsein gerückt werden", betonte der Natur- und Geschichtsliebhaber.

Mit einem großen Fest wurde im September 2010 der 27 Kilometer lange Sagen-Rundwanderweg, der Hannejuschtweg durch und rund um Nunkirchen eröffnet.

Sein Namensgeber ist kein Geringerer als der wilde Jäger Hannejuscht, der vor einigen hundert Jahren mit zwei Hunden durch die Nunkircher Wälder gestrichen sein soll.

Mit jahreszeitlichen Führungen und jeder Menge Gedichten, Geschichten und Sagen begleitet der Ideengeber seitdem die Wanderer und Geschichtsinteressierten auf dem Hannejuschtweg, und das in einem historischen Gewand des spätmittelalterlichen Schreibers und Erzählers Renatus vom Hügel. Mitglied im Verein Kultur am Tor ist Bergling auch. "Es ist zwar zeitaufwändig, bereitet aber mir und meinen Mitstreitern viel Freude", sagt er. Eine breitgefächerte Palette an Lesungen und Kabarett, an musikalischen Lesungen und Vorträgen wird angeboten und gut angenommen. Auch engagiert sich Bergling in der Bücherei Eselsohr.

Das Hochwälder Platt kommt dem Zugezogenen nicht über die Lippen, klänge lachhaft, wie er meint. Aber jeder, der ihm das unmissverständlich mit einem "Dou bescht awwer net von hei" zu verstehen gibt, erwidert er, dass er sich im Gegensatz zu ihm dieses Fleckchen Erde bewusst ausgesucht habe, "weil ich mich bei den Menschen im Hochwald wohlfühle".

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