Therapeutisches Videospielen in Pflegeheimen Wenn Altenheimbewohner zur Konsole greifen

Nunkirchen · Im Pflegeheim St. Sebastianus in Nunkirchen läuft ein Modellprojekt der Barmer-Krankenkasse.

 Bewohner des Alten- und Pflegeheims St. Sebastian in Nunkirchen spielen unter Anleitung von Gaby Britz (stehend), Leiterin Soziale Betreuung, mit der memoreBox.

Bewohner des Alten- und Pflegeheims St. Sebastian in Nunkirchen spielen unter Anleitung von Gaby Britz (stehend), Leiterin Soziale Betreuung, mit der memoreBox.

Foto: Alten- und Pflegeheims St. Sebastian/Julia Spang

Im Alten- und Pflegeheim St. Sebastian in Wadern-Nunkirchen wird ab sofort getestet, wie die geistigen und körperlichen Fähigkeiten von Pflegeheimbewohnern durch den Einsatz der therapeutischen Spielkonsole „memoreBox“ verbessert werden können. Initiiert wurde das Projekt von der Barmer und dem Spieleentwickler RetroBrain aus Hamburg. Projektschirmherrin im Saarland ist die saarländische Gesundheits-Ministerin Monika Bachmann. Wissenschaftlich begleitet wird der Test von der Charité Universitätsmedizin Berlin, der Humboldt-Universität Berlin und der Alice Salomon Hochschule Berlin.

Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Rheinland-Pfalz und im Saarland, sagt: „Die memoreBox ist keine handelsübliche Spielkonsole. Sie ist ein computergesteuertes Bewegungsspiel mit therapeutisch abgestimmten Übungen für ältere Menschen.“ Die Spiele würden therapeutische, präventive und rehabilitative Elemente integrieren, die unter anderem aus Erkenntnissen der Geriatrie, der Neuropsychologie sowie der Physio- und Musiktherapie entwickelt wurden. Die Barmer finanziert die begleitende Forschung und übernimmt die Mietkosten für die memoreBox. Als gesetzliche Krankenkasse hat sie die Aufgabe, gesundheitsförderliche Präventionsangebote in Pflegeeinrichtungen zu unterstützen.

„Die Videospiele lassen sich mit leichten Körperbewegungen im Sitzen und Stehen steuern“, erklärt RetroBrain-Projektmanager Jens Brandis. Die memoreBox sei von erfahrenen Experten aus Wissenschaft, pflegerischer Praxis und Spieleentwicklung konzipiert worden, um den Pflegealltag zu bereichern. „Das Spielen in der Gemeinschaft fördert die Kommunikation untereinander sowie mit dem Pflegepersonal oder den Angehörigen“, erläutert Brandis.

Die Spielkonsole könne Auswirkungen altersbedingter Erkrankungen wie Demenz und Parkinson verringern, das Risiko von Stürzen mindern und durch gemeinsame Aktivitäten die Inklusion in Seniorenheimen fördern.

Wie es überhaupt zu dem Projekt in Nunkirchen kam, erzählt Einrichtungsleiterin Sabine Lang: „Angeregt durch die Presseberichte über die memoreBox war schnell klar, dass dieses Projekt im Rahmen unserer aktuellen Planungen zur Umgestaltung und Modernisierung der bisherigen Angebote im Bereich der Alltagsgestaltung für die Bewohner unserer Einrichtung genau das richtige Medium ist. Glücklicherweise konnten wir noch in die Studie aufgenommen werden.“ Bereits bei der Projekteinführung hätten sich sowohl Mitarbeiter als auch Bewohner sehr begeistert gezeigt. Man erwarte mit Spannung das Ergebnis der Studie und glaube schon jetzt, dass das Training mit der memoreBox positive Auswirkungen haben werde.

Bei der memoreBox werden die Bewegungen der Spieler direkt auf einen Fernseher übertragen. Sechs Spiele stehen zur Auswahl: Tanz, Kegeln, Postbote, Tischtennis, Sonntagsfahrt mit dem Motorrad und Singen. Bundesweit nehmen 100 Pflegeheime an dem Test teil, drei davon im Saarland – das Seniorenzentrum Furpach in Neunkirchen sowie das Johanna-Kirchner-Haus in Saarbrücken, deren Träger die Arbeiterwohlfahrt ist.

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