Politik in Noswendel Grüne üben Kritik an Wahl in Noswendel

Noswendel · Die Wählervereinigung Pro Hochwald ist neu in den Ortsrat von Noswendel eingezogen – und stellt auch gleich den neuen Ortsvorsteher.

 Bürgermeister Jochen Kuttler (rechts) überreicht dem neuen Noswendeler Ortsvorsteher Frederic Sturm die Ernennungsurkunde im Beisein von dessen Stellvertreter Max Mundhenke.

Bürgermeister Jochen Kuttler (rechts) überreicht dem neuen Noswendeler Ortsvorsteher Frederic Sturm die Ernennungsurkunde im Beisein von dessen Stellvertreter Max Mundhenke.

Foto: eb

Eine der spannendsten kommunalpolitischen Entscheidungen in unserem Landkreis ist im Waderner Stadtteil Noswendel gefallen. Und sie wurde gleich zu einer der umstrittensten. Dies lag am Ergebnis der Kommunalwahlen vom 26. Mai, das in der politischen Landschaft des Ortes gravierende Veränderungen bewirkt hat. Jahrzehntelang gab es in Noswendel nur CDU und SPD als politische Kräfte, erstmals ab 2014 waren auch die Grünen mit einem Sitz im Ortsrat vertreten.

Bei den Wahlen am 26. Mai war nun auch die Wählervereinigung Pro Hochwald neu in das Gremium eingezogen. Sie hat auf Anhieb 29,9 Prozent erringen können und ist mit Frederic Sturm, Ralf Kläser und Mathias Petersmarck im Ortsrat vertreten. Auch die Grünen, die mit 30,6 Prozent stärkste Kraft geworden sind, haben zwei Sitze mehr im Rat erhalten und sind mit Volker Morbe (bereits seit 2014 Ortsratsmitglied), Jonas Morbe und Silvia Dewes im Rat vertreten. Einen Sitz hat die SPD verloren, für sie gehört allein Georg Leidinger dem Gremium noch an. Heftige Einbußen musste die CDU hinnehmen, hat von bislang sechs Mandaten vier verloren, ihre Vertreter im Rat sind Eric Rau und Max Mundhenket. Rudolf Hero, 25 Jahre für die Christdemokraten Ortsratsmitglied und davon acht Jahre Ortsvorsteher, hatte aus Altersgründen nicht mehr kandidiert.

Angesichts dieser Sitzverteilung schien es im Vorfeld der konstituierenden Ratssitzung offen, wer zum neuen Ortsvorsteher gewählt werden würde. Nach einführenden Worten und Verpflichtung der Ortsratsmitglieder per Handschlag durch Bürgermeister Jochen Kuttler als Versammlungsleiter stand denn auch gleich die Neuwahl des Ortsvorstehers auf der Tagesordnung.

Ralf Kläser von Pro Hochwald schlug Frederic Sturm vor, Sylvia Dewes für die Grünen Volker Morbe. Beide werteten das Wahlergebnis als klaren Wählerauftrag für ihren Kandidaten. Neun gültige Stimmen wurden abgegeben, vier Stimmen entfielen auf Volker Morbe, fünf auf Frederic Sturm, der auf Befragen das Amt annahm und vom Bürgermeister vereidigt wurde. Zudem überreichte ihm Kuttler die Ernennungsurkunde.

Für die Wahl des stellvertretenden Ortsvorstehers wurde von Eric Rau (CDU) sein Parteikollege Max Mundhenke vorgeschlagen. Volker Morbe (Grüne) meldete sich zu Wort und monierte, dass alle Anwesenden heute Zeuge eines etwas seltsam wirkenden Wahlverhaltens werden. „Auf mich wirkt es so, als würden sich zwei Freunde gegenseitig wählen. Und verwunderlich ist allerdings, dass Pro Hochwald und die CDU dabei mitmachen“, sagte Morbe. Als Sprecher der Fraktion mit den meisten Wählerstimmen habe er allen anderen Kräften im Rat direkt nach der Wahl die Hand zur Zusammenarbeit gereicht. Er habe ihnen ein Modell unterbreitet, das von Kooperation im Ortsrat auf Augenhöhe ausgegangen sei, gemeinsam für Noswendel einzustehen, mit ihm als Ortsvorsteher.

„Dies ist nun anders gekommen, was ich auch respektiere“, betonte Morbe. Er kritisiere aber stark, wie es dazu gekommen sei. Auf das erste Gespräch hin habe er keine Antwort bekommen, erst auf Nachfrage, habe man ihm mitgeteilt, dass kein Anlass zu Gesprächen bestünde. „Ihr wolltet noch nicht einmal unsere Stimmen für eure Kandidaten“, monierte der Grüne. Für ihn sei durch dieses Verhalten schon ein Keil in den Ortsrat getrieben worden, der ganz im Widerspruch zum Anliegen seiner Fraktion stehe.

Morbe, der versicherte, dass er sich weiterhin aktiv mit seiner Fraktion gerne in Zusammenarbeit mit allen anderen, wenn diese gewollt ist, für Noswendel einsetzen wird, schlug zum stellvertretenden Ortsvorsteher den erfahrenen Kommunalpolitiker Georg Leidinger vor, der bereits seit 1999 im Ortsrat eine Stimme hat. Leidinger hatte verzichtet, da der Wählerwille ein anderer war. Daraufhin schlug Morbe seinen Sohn Jonas vor.

Vor dem Wahlgang widersprach Rau den Ausführungen von Morbe. „Nach der Wahl gilt es, Mehrheiten zu finden, dies hat Frederic Sturm getan. Dass du nun diese falschen Vorwürfe heute wieder hervorholst, das treibt den von dir so genannten Keil in unseren Ortsrat“, entgegnete Rau seinem Widersacher, der in einem persönlichen Gespräch eine Antwort bereits erhalten habe. In geheimer Wahl wurde Mundhenke mit fünf Stimmen zum stellvertretenden Ortsvorsteher gewählt, Morbe erhielt vier Stimmen. Abschließend dankte der neue Ortsvorsteher für das Vertrauen, diese Herausforderung nehme er mit Mut gerne an.

„Wir haben mit allen in Frage kommenden Kräften gesprochen und uns nach reiflicher Überlegung dazu entschieden, den Weg gemeinsam mit den beiden Kollegen der CDU zu gehen, die sicherlich ebenso für einen Neuanfang im Ort stehen wie wir selbst. Dabei hat uns niemand von oben reingeredet und uns Vorschriften gemacht“, stellte Sturm klar. Und weiter sagte er: „Nach all den Querelen, vermeintlichen und tatsächlichen Missverständnissen und viel Ärger im Dorf sollten nunmehr alle zusammen versuchen, durch eine gute und respektvolle Zusammenarbeit im Ortsrat den eigentlichen Wählerauftrag, nämlich für unser schönes Dorf Noswendel das Beste rauszuholen, erfüllen.“

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