Nazi-Zeit aus der Nähe betrachtet

Wadern · Historiker und Heimatforscher aus der Region haben in dem Buch „Die Nazis aus der Nähe“ die NS-Zeit aufgearbeitet. Dabei steht weniger die große Politik im Blickpunkt, sondern vielmehr das Einzelschicksal.

 Schulleiterin Ellen Küneke erhält von den Autoren und Herausgebern ein Buch Foto: Brücker

Schulleiterin Ellen Küneke erhält von den Autoren und Herausgebern ein Buch Foto: Brücker

Foto: Brücker

Am Hochwald-Gymnasium Wadern fand dieser Tage die Vorstellung des Buches "Die Nazis aus der Nähe" statt. Hierzu konnte Schulleiterin Ellen Küneke neben den Schülern der Oberstufe die Autoren Günter Heidt und Bernhard W. Planz begrüßen. "Nichts, was wir aus Geschichtsbüchern kennen, auch nicht die große Politik ist festgeschrieben, sondern was normale Bürger in unserer Hochwaldregion erlebt haben", beschreibt die Schulleiterin das 480 Seiten umfassende Buch. Diese Reise in die Vergangenheit sei eine objektive Betrachtung der Nazizeit in der Region, vornehmlich im St. Wendeler Land.

Zwei Dutzend Historiker und Heimatforscher arbeiten die Nazi-Zeit unserer Heimat auf. Sie schildern den Aufstieg und Aufbau der NSDAP , ihren Überwachungs- und Unterdrückungsapparat sowie die Mechanismen der Propaganda, mit denen Adolf Hitler und seine Gefolgsleute zwischen 1933 und 1945 die Deutschen in die größte Katastrophe ihrer Geschichte führten.

Mit dem Buch sollten anhand von Beispielen einzelner Personen Fragen wie "Was hat die Menschen damals zu dem gebracht, was sie getan oder zugelassen haben?" oder "Was hat andere dazu veranlasst und befähigt, Widerstand zu leisten?" beantwortet werden. Die Autoren haben hierzu eine Fülle von Unterlagen, gut lesbaren Aufsätzen und Erzählungen verarbeitet, die das NS-System unter verschiedensten Aspekten beleuchtet. "Im Unterschied zu bisherigen Veröffentlichungen wird ein kompakter, anschaulicher und allgemein verständlicher Überblick gegeben, der gerade auch für junge Menschen gedacht ist", sagte Mitherausgeber und Autor Bernhard W. Planz. Im Einzelnen ging Planz bei seiner Buchvorstellung auf die Verschleppung politischer Gegner in die Konzentrationslager sowie auf die Vernichtung der Juden und Behinderten ein. Neben den Kriegsereignissen schilderte er die Maschinerie der Propagandaarbeit, den Druck auf die Schulen und Kirchen sowie die Versklavung der Zwangsarbeiter. "Mit dem Buch wollten wir einen Beitrag gegen das Vergessen leisten", betonte Planz. Das Überleben unter unmenschlichen Bedingungen und das Sterben von Jugendlichen aus dem St. Werndeler Land im Konzentrationslager Hinzert bei Hermeskeil standen im Blickpunkt des Referates von Autor Günter Heidt. In diesem KZ waren von 1939 bis 1945 insgesamt 14 000 Menschen inhaftiert, ungefähr 1000 starben dort. "Hinzert wurde bis in die 1990er Jahre nicht öffentlich als KZ geführt, mehr als ein Arbeitslager, es war aber ein besonderer Bestandteil des unmenschlichen KZ-Systems gewesen", betonte Geidt. Abschließend wurde ein Film (Autor Roland Geiger) von Bernd Baßler vorgeführt, der von amerikanischen Truppen im März 1945 aufgezeichnet wurde, und der unter anderem die Zerstörungen in Wadern und Umgebung während ihres Vormarsches durch das nördliche Saarland zeigte.

Das Buch ist in der Waderner Bücherhütte und im Buchhandel zum Preis von 39,90 Euro erhältlich.

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