Naturschutz und Nutzung in Balance bringen

Wadrill · Für viele dient der Wald hauptsächlich der Erholung und dem Naturschutz. Die Privatwaldbesitzer hingegen bewirtschaften – oft schon seit Generationen – ihre Wälder, die meisten nach den Prinzipien nachhaltiger Waldwirtschaft.

 Eine Waldexkursion leitete die Jahreshauptversammlung des Privatwaldbesitzerverbandes in Wadrill ein. Foto: Verband/Michael Stroh

Eine Waldexkursion leitete die Jahreshauptversammlung des Privatwaldbesitzerverbandes in Wadrill ein. Foto: Verband/Michael Stroh

Foto: Verband/Michael Stroh

Die Jahreshauptversammlung des Waldbesitzerverbandes (WBV) fand bei guter Teilnahme von Mitgliedern und Gästen im Pfarrheim Wadrill statt. Vorsitzender Wendelin von Boch konnte hierzu auch Saar-Umweltminister Reinhold Jost willkommen heißen. In seinem Grußwort unterstrich der Minister sein Bekenntnis zu Bedeutung und Notwendigkeit der Bewirtschaftung des Privatwaldes. Die Forstpolitik sei sicherlich eine Herausforderung, zumal der Wald ein wichtiger Wirtschaftsfaktor sei. Zudem stehe die finanzielle Beteiligung des Landes an dem erfolgreichen Modell der Mobilen Waldbauernschule für ihn nicht zur Disposition. "Ich bin weder Förster, Jäger noch Landwirt und sehe deshalb die Waldbewirtschaftung und Forstpolitik ohne ideologische Scheuklappen", betonte Jost. Er werde das Miteinander fördern, um die Konfliktfelder zwischen Gesellschaft, Verwaltung und Waldeigentümern identifizieren und lösungsorientiert diskutieren zu können.

In seinem Jahresbericht monierte von Boch die zunehmende behördliche Einmischung am Privateigentum der Waldbesitzer. Dies empfinde man zunehmend als negativ, zumal im Artikel 14 des Grundgesetztes der Schutz des Eigentums garantiert wird. Der WBV konzentriert sich daher aktuell auf die Wahrung und Respektierung der Eigentümerinteressen seiner Mitglieder. Der WBV betont immer wieder, dass Schönheit und Attraktivität unserer Heimat nicht durch Naturschutz , sondern durch Nutzung entstanden sind. Sie sind das Ergebnis der Generationen übergreifenden Bewirtschaftung von Feld und Wald durch die Grundstückseigentümer. Leider ist in den letzten Jahrzehnten die Beziehung der Wohlfahrtsgesellschaft gegenüber der nachhaltigen Nutzung natürlicher und heimischer Ressourcen verloren gegangen.

Zudem wurde der Wald zunehmend auf die Funktionen Erholung und Naturschutz reduziert, zumal die Bevölkerung keinen Unterschied zwischen den Waldbesitzarten macht. "Die Privatwaldbesitzer bewirtschaften seit Generationen ihre Wälder verantwortungsvoll und nachhaltig, neben der Erzeugung von Holz", betonte der Vorsitzende. Die Umsetzung einer nachhaltigen Biodiversitätsstrategie könnte ja darin bestehen, die vielen zig tausend Waldeigentümer ihren Wald nach ihren individuellen Eigentümer-Zielsetzungen nachhaltig bewirtschaften zu lassen.

Dies ergäbe einen "Flickenteppich" verschiedenster waldbaulicher Handschriften und wäre "Biodiversität pur" - und würde den Steuerzahler nichts kosten. Der WBV trete aber für die Prinzipien naturgemäßer Waldwirtschaft mit allen Beteiligten ein. Rund 70 Prozent der Waldbesitzer sind daher nach den strengen Kriterien des PEFC zertifiziert.

Geschäftsführer Wolfgang Pester gab einen Überblick über die Aktivitäten im vergangenen Jahr. Es erfolgte eine Exkursion ins Elsass, bei der man gelernt habe, wie die Nachbarn ihren Holzverkauf realisieren. Die nächste Exkursion werde in den Schwarzwald führen. Mit dem Umweltministerium werde es im November einen gemeinsamen Termin geben, um Probleme zu klären.

Keine Beanstandungen gab es zu den Ausführungen des Kassenwartes Manfred Mautes, so dass die Versammlung einstimmig die Entlastung beschloss. Abschließend stellte Vorstandsmitglied Anna von Schwind den neuen Internetauftritt des Waldbesitzer-Verbandes zur Diskussion, der aufgrund eines neuen Namens und Logos erforderlich wird.

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AUF EINEN BLICKDieser Jahreshauptversammlung war eine traditionelle Waldexkursion vorausgegangen, durch den Privatwald geführt von Michael Stroh (Wadrill ). Mitgewirkt hatte auch die Gehöferschaft Wadrill unter ihrem Vorsitzenden Leo Clasen. Im Blickpunkt stand die Waldverjüngung durch Pflanzung und Naturverjüngung, wobei Probleme durch Wildverbiss eine besondere Rolle spielten. Michael Stroh führte aus, dass die Wilddichten noch immer viel zu hoch seien und ohne aufwendige Schutzmaßnahmen, meist durch flächenhafte Zäunung, eine ordnungsgemäße Waldverjüngung nicht möglich sei. In das gleiche Horn stieß auch Leo Clasen, der Fraßschäden von Rotwild an Eichen-Stockausschlägen im Niederwaldbetrieb und das damit verbundene Überhandnehmen unerwünschter Birkenverjüngung beklagte. eb

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HINTERGRUNDDer Saarländische Privatwald ist in zwei Ebenen organisiert: Einerseits der Waldbesitzerverband (WBV), der die forst- und eigentumspolitischen Interessen der Waldeigentümer vertritt. Er verfolgt keine wirtschaftlichen Ziele. Die Mitgliedsfläche beträgt rund 20 000 Hektar, bei etwa 500 Mitgliedsbetrieben. Andererseits die Forstbetriebsgemeinschaften (FBG). Hier gibt es die FBG Saar-Hochwald (Landkreis Merzig-Wadern) und die FBG Saar (restliches Saarland). Diese FBGs sind privatrechtliche (freiwillige) Zusammenschlüsse von Grundeigentümern, die den Zweck verfolgen, die Bewirtschaftung der angeschlossenen Waldflächen zu verbessern, um so insbesondere die Nachteile geringer Flächengröße, ungünstiger Flächengestalt, der Besitz-Zersplitterung und der Gemengelage mit anderen Waldbesitzarten oder sonstiger Strukturmängel zu überwinden (vgl. Paragraf 16 Bundeswaldgesetz). Die FBG Saar ist kooperatives Mitglied des Waldbesitzerverbandes. eb

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