Mg-urlaub.bergling, Fotos: mg-firmin1-2, mg-reneDie Geschichte einer wahren Leseratte

Nunkirchen. Mit Kunst und Literatur hat René Bergling (Foto: SZ) als Vorsitzender der Initiative Kultur am Tor in Nunkirchen ohnehin viel zu tun. Aber er gibt unumwunden zu, dass Lesen auch eine Leidenschaft von ihm ist. Und der frönt er in diesen heißen Sommertagen mit einem ganz besonderen Schmöker: "Firmin, ein Rattenleben" von Sam Savage

Nunkirchen. Mit Kunst und Literatur hat René Bergling (Foto: SZ) als Vorsitzender der Initiative Kultur am Tor in Nunkirchen ohnehin viel zu tun. Aber er gibt unumwunden zu, dass Lesen auch eine Leidenschaft von ihm ist. Und der frönt er in diesen heißen Sommertagen mit einem ganz besonderen Schmöker: "Firmin, ein Rattenleben" von Sam Savage. "Auf tragische und zugleich humorvolle Weise erzählt Savage die Geschichte einer Leseratte im wörtlichen Sinne"; erläutert Bergling. Der Autor präsentiere damit seine Liebeserklärung an das geschriebene Wort.Und darum geht es: Im Keller einer Buchhandlung erblickt Firmin als schwächstes Kind einer Rattenmutter das fahle Licht der Welt. Während seine Geschwister ihn immer wieder vom Gesäuge der Mutter verdrängen, leidet der Kleine an Unterernährung und hat kaum Überlebenschancen. Der Mutter, die sich regelmäßig auch gerne an Alkoholresten labt, scheint das egal zu sein. Und so ernährt sich der hungrige Firmin in seiner Not von dem, was seine Umgebung ihm bietet - einem schier unerschöpflichen Vorrat an Büchern. Knabbert er zunächst wahllos einzelne Bücher an, stellt er schon bald geschmackliche Varianten fest und wird wählerisch bei der Suche nach seinen Mahlzeiten. Doch die seltsamen schwarzen Zeichen auf den weißen Blättern schmecken nicht nur unterschiedlich, Firmin entdeckt, dass sie Bedeutungen haben und lernt lesen. So verspeist er zum Überleben nur unwichtige und nach seiner Einschätzung belanglose Seiten, während er die wahrhafte Literatur intensiv studiert und dadurch seinen Horizont erweitert. Es scheint nur logisch, dass er sich vom profanen Leben seiner Mutter und der Geschwister immer mehr distanziert und sich in seine eigene Realität flüchtet. Auf neugierigen Expeditionen lernt er den Buchhändler Norman kennen, schaut Filme im Kino um die Ecke und versucht dabei vergeblich, das Leben der Menschen zu erfassen. Erst als er sich mit dem gescheiterten Autoren Jerry anfreundet, scheint sich alles zu ändern. Dem Leser werde bald bewusst, dass das randständige Leben des Rattenjungen Firmin in weiten Teilen dem vieler Menschenkinder gleicht, findet René Bergling. "Humorvolle Literatur mit sozialkritischem Tiefgang", so beschreibt René Bergling kurz und knapp seine aktuelle Lieblingslektüre und bekennt: "Ich habe das Buch in einem Rutsch gelesen." cbeSam Savage: Firmin, ein Rattenleben. Aus dem Amerikanischen von Susanne Aeckerle, Marion Balkenhol und Hermann Gieselbusch mit Katrin Fieber. Ullstein-Verlag, 216 Seiten, 16,90 Euro, ISBN: 978-3-550-08742-4.

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