Radwege Kuttler will bessere Radwege für Wadern

Wadern · Der Verwaltungschef ärgert sich über mangelnde Fortschritte beim Ausbau. Mit einem kreisweiten Konzept will er nun Druck machen.

 Ebenfalls ein nach wie vor problematischer Bereich: Nur einen Fußweg, aber keinen Radweg gibt es zwischen Wadern und Dagstuhl.

Ebenfalls ein nach wie vor problematischer Bereich: Nur einen Fußweg, aber keinen Radweg gibt es zwischen Wadern und Dagstuhl.

Foto: Silvia Thewes

() „Radfahren ist eine Zukunftschance für die Stadt Wadern. Sowohl im touristischen Bereich als auch im Alltagsradverkehr.“ Waderns Bürgermeister Jochen Kuttler lässt keinen Zweifel daran, wohin die Reise gehen soll: „Gerade die rasante Verbreitung des E-Bikes macht es in einer Flächenkommune wie der Stadt Wadern möglich, Auto- durch Elektroradverkehr zu ersetzen.“ Und zwar in durchaus großem Stil. „Diese Chance wollen wir nutzen. Insofern freuen wir uns, die Grünen und hoffentlich noch viele andere Radfans an unserer Seite zu wissen.“

Der Waderner Verwaltungschef macht keinen Hehl daraus, dass er, wie die Grünen auch, enttäuscht darüber ist, wie wenig Fortschritte gerade im Bereich der Rad-Infrastruktur in den vergangenen Jahren gemacht wurden. Das habe aber herzlich wenig damit zu tun, dass die Stadt Wadern diese Fortschritte nicht wolle oder gar untätig gewesen sei, wie es die Grünen in ihrem „Offenen Brief“ fälschlicherweise suggerierten, sondern vielmehr damit, dass der Ausbau der Radwege nicht in die Zuständigkeit der Stadt falle. Jochen Kuttler: „Ich habe als Ortsvorsteher von Nunkirchen zehn Jahre intensiv dafür gekämpft, das dramatisch gefährliche Nadelöhr von Nunkirchen nach Münchweiler zu beseitigen und einen Radweg über die ehemaligen Bahngleise zu etablieren.“ Insofern war es nach seinen Worten für den heutigen Bürgermeister der Stadt Wadern ein echter Lichtblick, als der damalige Staatssekretär im Verkehrsministerium, Dieter Grünewald, bei einem Ortstermin im Juni 2010 keinen Zweifel daran ließ, dass das Projekt nun endlich in die Gänge komme. „Wort gehalten hat Dieter Grünewald, übrigens ein Grüner, indes auch nicht“, ärgert sich Jochen Kuttler noch heute.

„Denn 2018 gibt es noch immer keinen ausgebauten Radweg zwischen Münchweiler und Nunkirchen. Auch ein Ergänzungsstück in Richtung Niederlosheim fehlt noch.“ Doch warum? Der Waderner Bürgermeister: „Ich habe direkt nach meinem Amtsantritt nachgehakt und Erstaunliches erfahren: Obwohl die entsprechenden Mittel vorhanden waren, fehlte es schlicht und ergreifend an den Planungskapazitäten beim Landesbetrieb.“ Die Stadt Wadern bot nach seiner Darstellung schließlich an, hier selbst mit Hilfe eines entsprechenden Büros tätig zu werden, was auch umgehend realisiert wurde. Die Planung liegt laut Kuttler inzwischen ebenso vor wie ein Beschluss des Ortsrats Nunkirchen und des entsprechenden Ausschusses des Stadtrates über die Trassenführung in der Ortslage Nunkirchen. „Beides habe die Stadt im Eiltempo erledigt“, sagt er. Jetzt liege der Ball wieder beim Landesbetrieb für Straßenbau, der ein Planverfahren eingeleitet habe. Das wiederum könne nach Angabe des Neunkircher Landesbetriebs für Straßenbau rund 1,5 Jahre in Anspruch nehmen, was in Deutschland Durchschnitt sei. Dann könne endlich gebaut werden.

„Man kann diese Entwicklung bedauern. Und das tue ich. Nur lag die Verantwortlichkeit weder damals bei mir als Ortsvorsteher, noch liegt sie heute bei uns als Stadtverwaltung. Die Stadt kann hier nur Motor der Entwicklung sein. Nicht mehr und nicht weniger. Genau das sind wir und gehen damit bestimmt so manchem auch auf den Wecker. Aber das gehört zum Geschäft nun mal dazu“, ist der Waderner Rathauschef überzeugt. Die Crux sei, so Jochen Kuttler, dass für die Entwicklung von Radwegen fast nie die Stadt zuständig sei: „Wenn an Landstraßen ein Radweg her soll, ist der Landesbetrieb für Straßenbau in der Pflicht, an Bundesstraßen als Auftragsangelegenheit ebenso. Die Stadt Wadern ist somit nur Zaungast. Und kann hoffen, dass sie irgendwann bedacht ist.“

Dass der Radwegeneubau kein leichtes Thema ist, weiß auch der Waderner Bürgermeister. Trotzdem werde seine Verwaltung nicht müde, hier für Bewegung zu sorgen. Jochen Kuttler: „Ob von Wadern ins Löstertal, von Nunkirchen nach Bardenbach oder der Lückenschluss Büschfeld-Buttnich-Dagstuhl – um nur einige wenige Streckenabschnitte zu nennen –, wir wissen ganz genau, wo Radwege für den Alltagsverkehr mehr als Sinn machen. Und wir stehen auch voll und ganz hinter diesem Konzept. Die Ausbauwünsche sind dem Landesbetrieb für Straßenbau im Übrigen seit Jahren ebenso bekannt wie dem zuständigen Ministerium“, so der Verwaltungschef, der ergänzt: „Ich werde allerdings nicht jede Woche neue Pläne durch die Gegend schicken, nur der symbolischen Geste willen.“ Dass das Land Abertausende von Euro für den Radwegeausbau nicht abruft, ärgert indes auch den Stadtchef gewaltig: „Das kann kein Mensch mehr nachvollziehen. Da gebe ich den Grünen völlig Recht.“

Bei allem Unverständnis für den Mittelverfall müsse die Stadt Wadern aber zwangsläufig auf die Partner setzen, die ihr angeboten werden. Oder, wie Kuttler es ausdrückt: „Man muss mit den Mädchen tanzen, die auf der Hochzeit sind. Und das machen wir.“ So habe die Stadt die neu ernannte Förderlotsin des Landes umgehend, genau einen Tag nach ihrer Ernennung, ins Waderner Rathaus eingeladen, um zu erfahren, ob die Dame einen Weg sieht, wie man Bewegung in die Radwegethematik bringen könne. „Ob diese Bemühungen von Erfolg gekrönt sein werden, können wir heute noch nicht sagen“, gibt sich Kuttler bedeckt: „Wir werden aber nicht ruhen, bis wir hier endlich zum Zuge kommen. Gerade wenn man in den südlichen Teilen des Saarlandes unterwegs ist, überkommt einen nämlich förmlich der Neid. Überall wurden neue Radwege gebaut, nur im Norden des Landes ist das Ausbauangebot eher bescheiden“, ärgert sich der Waderner Bürgermeister.

 Ein fehlender Radweg zwischen Nunkirchen und Münchweiler zwingt zur Benutzung der viel befahrenen Bundesstraße.

Ein fehlender Radweg zwischen Nunkirchen und Münchweiler zwingt zur Benutzung der viel befahrenen Bundesstraße.

Foto: Albert Räsch

Aus diesem Grund suche die Stadt Wadern aktuell den Schulterschluss mit den anderen Kommunen im Landkreis. Jochen Kuttler: „Wir haben im Grunde genommen alle das gleiche Problem. Wir sehen die Chance, die der Radverkehr gerade im Hinblick auf die Verbreitung von E-Bikes im Alltagsverkehr bietet, wir sehen aber auch die Defizite, die wir in Sachen Radwegeinfrastruktur haben.“ Die Stadt Wadern will nach seinen Worten deshalb alle Kommunen im Kreis dazu bringen, mit einem gemeinsamen, kreisweiten Radwegekonzept Druck in Saarbrücken zu machen, damit der Landkreis auf absehbare Zeit beim Ausbau von Radwegen so bedacht wird, dass er seinem Ruf als „Grüner Kreis“ auch in Sachen Radverkehr gerecht wird. „Das halte ich für zielführender als öffentlichkeitswirksame Schlagabtausche“, sagt Jochen Kuttler.

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