Kulturelles Leben seit 115 Jahren mitgestaltet
Wadern · Der Männergesangverein Liedertafel Wadern hat sich nach dem Tode seines Dirigenten aufgelöst. Das Vermögen des Vereins wurde sozialen und kirchlichen Zwecken zugeführt.
Eine Ära geht zu Ende. Der MGV Liedertafel Wadern , einer der ältesten und renommiertesten Vereine in Wadern , hat sich nach 115 Jahren aufgelöst. Nach dem Tode des Dirigenten Helmut Scheller im Januar, haben die Sänger diese Entscheidung schweren Herzens in ihrer Jahreshauptversammlung getroffen: "Ausschlaggebend für diesen Schritt waren der Verlust unseres Chorleiters und das hohe Durchschnittsalter der Sänger ", betonen Vorsitzender Peter Rohles und Kassierer Gerhard Müller . "Helmut Scheller war ein hervorragender Chorleiter und ist in den zehn Jahren seiner Tätigkeit für uns zu einem Freund geworden".
Nun wurde der vorhandene Kassenbestand des Vereins sozialen und kirchlichen Institutionen zugewendet. Spendenschecks nahmen dankend entgegen: Edwin Reis vom Krankenhaus-Förderverein über 1000 Euro, Daniela Schmitt-Müller von der Waderner Tafel über 1000 Euro, Alfons Wack vom Aktionsbündnis Renovierung Pfarrkirche Wadern über 1500 Euro und Gerhard Müller von der Georgienhilfe über 2600 Euro.
Auf eine lange und bewegte Geschichte mit unzähligen Konzerten, Auftritten und Stiftungsfesten kann der Männergesangverein Liedertafel Wadern zurückblicken. Im Mai des Jahres 1900 gründeten Karl Aatz, Johann Aatz, Fritz Baldamus, Josef Jost, Jansen, Franz Kläser, Peter Maas und Franz Trenz den Verein. In der Gründungsurkunde heißt es dazu: "Der unterzeichnete Vorstand erlaubt sich den verehrlichen Mitbürgern von Wadern die Statuten des neugegründeten Gesangvereins Liedertafel zur gefl. Einsichtnahme vorzulegen. Sänger und Freunde des Gesangs, welche geneigt sind dem Vereine beizutreten, werden höflichst gebeten, sich zu der am Donnerstag, den 9.ds.M.Abends 9 Uhr im Vereinslokale (Gasthaus Hochwald) stattfindenden Probe einzufinden dieses durch Namensunterschrift gefl. anzeigen zu wollen. Später eintretende Mitglieder haben die in Statuten vorgesehenen Eintrittsgelder zu zahlen".
Die beiden ersten Konzerte des neuen Chores fanden bereits am 23. September und am 26. Dezember "mit bestem Erfolg" statt. 1903 zählte der Verein 16 aktive Sänger , erster Chorleiter war Jansen, erster Präsident Fritz Baldamus. Im Jahre 1905 wurde ein großes Sängerfest mit Fahnenweihe und vielen auswärtigen Gesangvereinen gefeiert. Auch die folgenden Jubiläen begingen die Sangesbrüder mit Festen und Umzügen, zu denen auch immer die auswärtigen Gastvereine eingeladen wurden. Die Schirmherrschaft zum 50-jährigen Jubiläum hatte der damalige Ministerpräsident Johannes Hoffmann. Zu diesem Zeitpunkt gehörten 44 Sänger dem Chor an. Peter Rohles bekleidete das Amt des Vorsitzenden seit 1993.
Trotz der Kriegswirren bestand die Liedertafel ohne Unterbrechung und konnte, als absoluten Höhepunkt in ihrer Vereinsgeschichte, unter dem Protektorat von Bürgermeister Fredi Dewald, ihr 100-jähriges Stiftungsfest am 27. und 28. Mai 2000 mit einem Festakt, einer Festmesse, einem Frühschoppenkonzert und einem Freundschaftssingen begehen.
Am 12. Mai 2001 verlieh Kultusminister Jürgen Schreier dem Chor die Zelterplakette. Im kleinen Rahmen wurde zuletzt das 110-jährige Bestehen gefeiert.
Die Auftritte der Sänger in all den Jahren waren sehr unterschiedlicher Art, meistens erfreulicher, aber auch trauriger Natur. Sie sangen bei Sängerfesten, Jubiläen verschiedener Vereine , Altenehrentagen, Karnevalsveranstaltungen, Messfeiern, Gedenkfeiern für die Kriegsopfer, Advents- und Weihnachtsfeiern, Kindergartenfesten, Vereinsausflügen, aber auch bei Trauerfeiern und Sterbeämtern. Das Repertoire umfasste heitere, getragene, romantische und religiöse Lieder.
