Glückorte in der Bücherhütte An 80 Orten ist für sie das Glück daheim

Am Freitag, 6. März, präsentiert die Schriftstellerin in der Waderner Bücherhütte ihr neues Buch „Glücksorte im Saarland“.

 Marion Demme-Zech

Marion Demme-Zech

Foto: Stefan Franziskus

Nach welchen Kriterien haben Sie die Glücksorte ausgesucht?

MARION DEMME-ZECH Zwei ganz grundsätzliche Kriterien gab es: Die Auswahl sollte abwechslungsreich sein und es sollten möglichst viele saarländische Regionen, soweit das möglich war, vertreten sein. Trotz dieser beiden Auswahlkriterien stellte sich für mich zu Beginn immer noch die Frage, was die verschiedensten Menschen glücklich macht? Schließlich war der Anspruch, nicht einfach nur ein touristisches Buch zu schreiben, sondern Orte zu finden, an denen sich mit hoher Wahrscheinlichkeit Glücksmomente verspüren ließen. Ich sammelte eine Menge Ideen und fragte andere nach ihrer Meinung, aber auch das machte die Aufgabe nicht leichter. Da Nachdenken ganz offensichtlich nicht die richtige Methode war, machte ich mich einfach auf den Weg. Ich schaute mir alles vor Ort an. Ab da war das „Glücksorte-Sammeln“ erfreulich einfach: War ein passender Ort gefunden, spürte ich es meist innerhalb von wenigen Sekunden. Besonders reizend fand ich dabei immer die Menschen, die mit einer Menge Kreativität, Mut, Liebe und Hingabe Orte erschaffen, an denen sich andere wohlfühlen und glücklich sind. Das mitzuerleben, fand ich bezaubernd und inspirierend, und schon alleine deswegen hat sich die Suche hundertprozentig gelohnt.

 Wer hat die Glücksorte erfunden?

DEMME-ZECH Wer genau, konnte ich leider nicht in Erfahrung bringen, aber unter dem Titel „Glücksorte“ gibt es schon eine ganze Reihe von touristischen Büchern aus verschiedensten Regionen. Der Droste-Verlag sagt selbst über sich: Unser Schwerpunkt sind Bücher mit Heimat. Als ich von der Reihe erfuhr, war mir klar, dass das Saarland als ganz besonderer Glücksort keinesfalls fehlen darf, und ich habe mich beworben. Nach dem Einreichen zweier Probetexte beauftragte mich der Droste-Verlag als Saarland-Glücksautorin.

Gibt es für Sie einen Favoriten unter den Glücksorten?

DEMME-ZECH Einen direkte Favoriten nicht, jeder Glücksort hat sein ganz besonderes Flair. Aber einen besonderen persönlichen Bezug habe ich zum einen zu der Fähre Welles, da es mein erster Saarland-Glücksort war und mir Fährmann Matthias Mann den Einstieg erstaunlich einfach gemacht hat. Außerdem entstand bei diesem Ausflug die Idee zu meinem ersten Saarland-Kriminalroman „Letzter Ausstieg Saar“ und der einzige Fährmann des Landes spielt dort sogar eine kleine Nebenrolle – so sind wir über das Glücksorte-Buch hinaus in Kontakt geblieben. So wie mit vielen anderen „Glücksortlern“, mit denen ich immer mal wieder in Kontakt bin oder die ich wenn möglich vor Ort aufsuche.

Welche Glücksorte gibt es noch für Sie?

DEMME-ZECH Ein ganz persönlicher Glücksort ist die Odilienkapelle in Oppen im Lückner. Zum einen, da ich in Reimsbach aufgewachsen bin und mit meiner Oma oft dorthin an die Quelle spaziert bin, um mir die Augen dort auszuwaschen. Damals hatte ich immer schon das Gefühl, an einem sehr schönen, besonderen Ort zu sein. Rund 25 Jahre später, habe ich als Erwachsene dort mit meinem Mann ein selbst gebasteltes Kreuz mit einem Zettel daran aufgestellt. Kurz darauf kündigte sich meine Tochter an – sozusagen also ein echtes Glückskind. Wenn man sich also etwas von Herzen wünscht, würde ich dazu raten, dorthin zu gehen. Ob jeder Wunsch in Erfüllung geht, kann man nicht garantieren, aber die Atmosphäre selbst, ist schon ein echter Gewinn.

 Warum haben Sie 80 Glücksorte für das Saarland ausgesucht?

DEMME-ZECH Das war die Vorgabe vom Verlag – meine Liste an denkbaren Glücksorten war weitaus größer beziehungsweise länger. Das heißt, ich musste mich auf eine kleine Auswahl unter einer Vielzahl von Möglichkeiten im Saarland beschränken.

 Wer hat Ihnen bei der Suche geholfen?

DEMME-ZECH Natürlich habe ich zu Beginn alle denkbaren Portale genutzt und eifrig gesammelt. Aber die meisten besonderen Plätze habe ich über Freunde und Bekannte entdeckt. Außerdem habe ich oft an den Glücksorten selbst viele weitere Empfehlungen erhalten. Im Saarland ist man meiner Erfahrung nach ausgesprochen hilfsbereit und kommt sehr leicht ins Gespräch, und so kam ich von einem Glücksort zum nächsten.

 Wie sind Sie zur Schriftstellerei gekommen?

DEMME-ZECH Pures Glück und Zufall. Damals, es war 1999, war ich als Erzieherin in einer Kindertagesstätte in Honzrath tätig und organisierte mit einer engagierten Kollegin einmal jährlich ein Projekt mit dem Titel „Kleine Künstler ganz groß“ für Vorschulkinder. Da wir nicht immer passende Ideen in Büchern fanden, entwickelten wir eigene Konzepte, um Kreatives mit den Kindern zu schaffen. Da kam meine Kollegin auf die Idee, eines unserer Projekte bei einer Kindergartenzeitschrift – die „Entdeckungskiste“, die heute zum Herder-Verlag gehört –, einzureichen. Scheinbar hatten wir das ganz gut gemacht und ab da wurden wir regelmäßig zu den Redaktionssitzungen geladen. Später kam dann der KIGA-Fachverlag dazu und auch der Klett-Verlag und so geht es nun schon seit 1999. Mittlerweile dürften es weit über 300 Beiträge zur frühkindlichen Erziehung sein. Leider habe ich nie Buch darüber geführt und kann die Zahl nur schätzen.

 Welches Genre mögen Sie persönlich am liebsten?

DEMME-ZECH Krimis – am liebsten unterhaltsam und mit skurrilen Charakteren und dabei nicht allzu brutal. Wenn es ein Film wäre, dann bis höchstens FSK 12. Bei allem darüber hinaus kann ich schlecht schlafen. Den für einen Krimi meist notwendigen Mord an sich mag ich sowieso eher weniger. Alles, was danach kommt, finde ich hingegen hochspannend. Kindergeschichten liebe ich ebenfalls. Geschichten wie die „Brüder Löwenherz“ oder „Ronja, die Räubertochter“. Idealisten, eine gute Portion Melancholie, aber auch ganz viel Hoffnung – solche Geschichten fesseln mich. Und so mag ich auch meine Romane und meine ganz eigenen Helden.

Was ist zuerst in Ihrem Kopf: der Titel oder die Handlung?

DEMME-ZECH Das ist unterschiedlich. Meist ändert sich der Titel nochmal im Laufe der Schreibarbeit – das muss am Ende natürlich auch immer mit dem Verlag abgestimmt werden. So hieß der jetzige Trüffelkrimi mit dem Titel „Ahrtrüffel“, den ich mit dem Pilzexperten Frank Krajewski verfasst habe, beispielsweise zu Beginn „Trüffelmacher“. Da der Gmeiner-Verlag regionale Krimis verlegt und es wichtig ist, dass die Region auch im Namen zu erkennen ist, änderten wir den Titel zu „Ahrtrüffel“. Spannenderweise konnten wir „Trüffelmacher“ aber später noch in die Handlung des Romans einbauen. Bei Geschichten ist eben alles möglich.

 Wann und wo kommen Ihnen die besten Ideen?

DEMME-ZECH Beim Laufen und in der Dusche. Aber eigentlich überall. Mein Problem ist tatsächlich eher, dass ich weit mehr Ideen habe, als man umsetzen kann.

 Als Diplom-Pädagogin und Erzieherin verfassen Sie seit 1999 Autorenbeiträge zur frühkindlichen Erziehung. Was hat Sie bewogen, Geschichten zu erzählen?

DEMME-ZECH Ich schätze, jeder, der in irgendeiner Weise schreibt, hat die Hoffnung und den Wunsch, irgendwann einmal sein eigenes Buch in den Händen zu halten. Erstmal war es natürlich absolut toll, den allerersten Autorenbeitrag in gedruckter Form in den pädagogischen Zeitschriften zu entdecken. Das ist auch heute noch so, wenn neue Zeitschriften oder Bände eintreffen. Aber eine eigene erfundene Kurzgeschichte oder ein Roman ist noch einmal etwas anderes. DEer Wunsch wurde mit den Jahren immer stärker, und Ideen hatte ich sowieso immer schon mehr als genug. Nun ist es allerdings mit dem Willen ein Buch zu schreiben alleine nicht getan, da viele Menschen ein Buch schreiben wollen. Der Weg dahin ist nicht leicht und manchmal auch sehr frustrierend. Die Verlage erhalten täglich eine Flut von unverlangt eignereichten Manuskripten, selbst mit einer guten Story ist es schwer, im Verlagsbereich wahrgenommen zu werden. Das bedeutet: Man muss die Sache klug angehen: Wenn man in dieser Menge von Manuskripten auffallen möchte, braucht man eine Vita, die neugierig macht und zeigt, dass man schreiben kann. Deshalb entschloss ich mich, während ich an verschiedenen Buchprojekten arbeitete, an Schreibwettbewerben teilzunehmen.

Auch an dem in Wadern?

DEMME-ZECH Auch an dem des Kulturamts Wadern und der Bücherhütte Wadern. Ein paar Monate später wurde meine Geschichte „Blaufilter“ im Rahmen des Waderner Schreibwettbewerbs mit 15 anderen Geschichten in einer Anthologie veröffentlicht. Das war die erste richtige Erzählung von mir in einem Buch. Das hat mich damals sehr motiviert weiterzumachen und dranzubleiben. 2018 waren es dann schon ein paar Kurzgeschichten mehr, unter anderem auch einige, die ich gemeinsam mit meinem Co-Autor Frank Krajewski eingereicht habe. Ich schätze, das hat bei der Suche nach einem passenden Verlag für „Ahrtrüffel“ sehr geholfen. Erst hörten wir mehrere Monate von keinem Verlag etwas und dann hatten wir mit einem Mal vier Angebote vorliegen. Damals entschieden wir uns für den Gmeiner-Verlag, dem Verlag bin ich auch für meine Saarland-Krimis treu geblieben.

Haben Sie komplett „die Seiten gewechselt“ oder werden Sie weiter Beiträge zur frühkindlichen Erziehung schreiben?

DEMME-ZECH Nein, ich mache beides weiter, da beides Spaß macht. Einen Roman zu schreiben, ist eine Arbeit, die viele Monate in Anspruch nimmt. Da gibt es zwischendurch auch mal Durststrecken, das ist völlig normal. Die kurzfristigen Erfolge, wenn ich Autorenbeiträge schreibe, sind da sehr hilfreich. Manchmal nehme ich auch bei dem ein oder anderen Schreibwettbewerb teil – einfach, um es mir selbst zu beweisen und weil ich den Nervenkitzel bei einem Wettbewerb mag.

Was hat Sie bewogen, Ihren ersten Glücksort -Besuch auf der Fähre in Ihren ersten Saarland--Krimi einzubeziehen?

DEMME-ZECH Während der Fährfahrt hat mir Herr Mann erzählt, dass er auch immer schon gerne einen Roman geschrieben hätte und genug zu erzählen hätte er wohl, bei dem, was er täglich als Fährmann erlebe. Das haben wir ein wenig weitergesponnen und alberten herum, dass so eine Fähre doch für einen Mord beste Bedingungen bietet. Etwas später, zu Hause, dachte ich, dass die Grundidee, einen Toten an der Fähre auftauchen zu lassen, gar nicht so abwegig sei. Die Kulisse dort zwischen den Berghängen an der Saarschleife ist ein fantastischer Ort und ein toller Einstieg für einen saarländischen Kriminalroman. Damit kann auch jeder etwas anfangen und hat direkt ein Bild vor Augen – denn welcher Saarländer war noch nie an der Saarschleife?

Wann werden die Krimis erscheinen?

DEMME-ZECH Der Saarland-Krimi „Letzter Ausstieg Saar“ erscheint noch im September dieses Jahres. „Ahrtrüffel“ erscheint übrigens am 8. April diesen Jahres. Derzeit arbeite ich an einem weiteren Saarland-Roman, der im Frühjahr 2021 veröffentlicht wird. Dann werden meine Lieblings-Charaktere aus „Letzter Ausstieg Saar“ aufregende Einzelauftritte haben. Ich bin riesig gespannt, wie die verschiedenen Charaktere bei den Lesern ankommen werden. Ein paar der Handelnden sind meiner Tochter so sehr ans Herz gewachsen, dass „ermorden“ nun leider nicht mehr im weiteren Verlauf möglich ist.

 Sie stammen aus dem Kreis Saarlouis. Warum haben Sie die Bücherhütte von Beatrice Schmitt in Wadern ausgesucht, Ihr Buch vorzustellen?

DEMME-ZECH Dafür gibt es gleich zwei gute Gründe: Zum einen ist das Kino der Filmfreunde Wadern ein echter Glücksort und Hauptgewinn. Eine schönere Lokalität für eine Premiere-Lesung wird man kaum finden können. Und zum zweiten habe ich 2017 in Wadern beim Schreibwettbewerb zur Waderner Bücherwoche meine ersten literarischen „Schrittchen“ unternommen, dadurch fühle ich mich Wadern sehr verbunden. Insbesondere Beatrice Schmitt aus der Bücherhütte Wadern, die eine ganze Reihe von Veranstaltungen für regionale AutorInnen anbietet, wie beispielsweise der Saarländische AutorInnenabend oder der Autorensamstag. Das ist ein echter Glücksfall für Autoren aus dem Saarland und für mich. Im normalen Alltag trifft man eher selten auf Kollegen aus der Schreibbranche. Dabei ist der Austausch auch hier, wie in jedem anderen Bereich, wichtig. Veranstaltungen, wie sie in der Bücherhütte stattfinden, sind eine erste Möglichkeit, sich in einem angenehmen Rahmen vor Publikum zu präsentieren. Aus diesem Grund war schnell klar, dass die erste Lesung aus meinem allerersten Buch hier in Wadern mit Beatrice stattfinden soll. Und die Planung beweist jetzt auch schon, dass es absolut die richtige Entscheidung war. Bea ist, genau wie die „Glücksortler“, mit viel Herz und Energie bei der Sache.

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