Leserbrief Kleinliche Taktiken

Zum Klinikende in Wadern

Das haben sie nun davon, die Waderner! Unterstehen sie sich doch glatt, einen parteilosen Kandidaten zum Bürgermeister zu wählen und einer der Parteien lukrative Pfründe vorzuenthalten, auf die sie glauben, Anspruch zu haben. Ich bezweifle, dass ihr Krankenhaus geschlossen worden wäre, hätte einer ihrer Kandidaten die Wahl gewonnen. Es kann jedenfalls kein Zufall sein, dass die Parteien so auffällig zurückhaltend sind in dieser Sache, keine Kommentare abgeben, obwohl sie sich sonst zu allem möglichen auch ungefragt äußern. Ob diese, zumindest ihre Funktionsträger, von Saarbrücken (oder von Berlin?) aus „vergattert“ worden sind, nur ja den Mund zu halten? Bei Zuwiderhandeln könnte die Karriere „im Eimer“ sein, und sei sie noch klein und unbedeutend! Aber: Wollen wir uns vorschreiben lassen, wen wir zu wählen haben? Von Parteien, die dabei sind, den letzten Rest an Glaubwürdigkeit zu verspielen? Sollten wir nicht stattdessen ein Machtwort sprechen und bei der kommenden Bundestagswahl demonstrativ zuhause bleiben? Aber auch: Sollten wir nicht die Rolle der katholischen Kirche hinterfragen, die eigentlich hinter dem Träger Marienhaus GmbH steht? Ist diese doch bekannt für ihren immensen Reichtum. Dabei dürften die von ihr betriebenen sozialen Institutionen überhaupt keine Gewinne machen. Wo bleibt aber das viele Geld? Wahrscheinlich geistert es auf den Finanzmärkten herum, wo es den Reichtum mehrt und noch mehr Unheil anrichtet. Vielleicht wird der eine oder andere zu der Überzeugung kommen, die Kirche könne gut auf seine Kirchensteuer verzichten und seine „Mitgliedschaft“ kündigen. Aber auch: Was hat sich in dieser Sache die Gesundheitsministerin geleistet? Hat sie sich nicht getraut, den Menschen von vornherein „reinen Wein“ einzuschenken, ihnen zu sagen, das Krankenhaus sei nicht mehr zu halten, die Regierung beabsichtige, es schließen zu lassen. Ja, man sei sogar bereit, eine Prämie aus Steuergeldern für die Schließung zu zahlen. Eine selbstbewusste Politik hätte das auf jeden Fall vor der Landtagswahl offengelegt und sich der Diskussion gestellt. Dass sie das nicht getan hat, zeigt, dass sie ganz und gar nicht überzeugt ist von der Notwendigkeit ihrer Maßnahme. Sie glaubte, sich durchmogeln und die Bevölkerung vor vollendete Tatsachen stellen zu können. Wenn sie sich da nur nicht irrt! Vielleicht tritt die Ministerin freiwillig zurück, bevor sie von der Ministerpräsidentin entlassen wird. Hat sie doch im Grunde die gesamte Regierung bloßgestellt!

Aber nicht nur die kleinlichen Taktiken der Handelnden sind zu kritisieren. Die gesamte Politik ist morsch! Noch ein paar Jährchen werden wir in dem Stil weitermachen können, den wir uns angewöhnt haben. Irgendwann werden wir nicht mehr nach Herzenslust überall hinfahren können, egal, ob wir etwas Dringendes zu erledigen haben oder einfach nur unterwegs sein wollen. Ob man dann aber bereit ist, die Zentralisierung aller Dienste, die in den vergangenen Jahrzehnten so massiv vorangetrieben wurde, wieder rückgängig zu machen, ist zweifelhaft. Dann können wir sehen, wie wir nach Saarlouis, Völklingen, Saarbrücken oder Homburg kommen in das zuständige Krankenhaus. Hatte diese Zentralisierung doch auch den Zweck, Kosten zu verlagern: von der öffentlichen Hand in die privaten Kassen. Wir haben das mit uns machen lassen! Wie hätten wir es auch verhindern sollen? Genauso wenig werden wir die dann Regierenden zwingen können, den Prozess wieder rückgängig zu machen. Das würde der öffentlichen Hand ja wieder Kosten aufbürden. Es gibt noch einen Grund für die uns unverständlichen Maßnahmen der Gesundheitspolitik, in unserem Falle die Schließung des Waderner Krankenhauses: Die Gesundheitskosten sind aus mehreren Gründen aus dem Ruder gelaufen. Aber auch hier hat die Politik – wie in so vielen Fällen – es gescheut, die Bevölkerung ehrlich aufzuklären und die Dinge beim Namen zu nennen. Es könnte ja Wählerstimmen kosten, beziehungsweise Spendengelder könnten ausbleiben.

Hans Contier, Wadern

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