In der Geschichtswerkstatt tut sich was

Wadrill · Der neu gegründete Heimatkundeverein in Wadrill hat spannende Projekte in Arbeit. Und auch für die Zukunft ist bereits einiges geplant.

Im neu gegründeten Wadriller Verein "Geschichtswerkstatt Errwald" (der etwas ungewöhnliche Vereinsname "Errwald" ist angelehnt an eine lange in Vergessenheit geratene Bezeichnung für den Hochwald bei Wadrill) wird erste Hand angelegt und fleißig gewerkelt. "Wir haben schon ordentlich in unserer Vergangenheit nachgeforscht", klärt Albert Räsch, der für die Öffentlichkeitsarbeit im neu gegründeten Verein zuständig ist, im Gespräch mit der Saarbrücker Zeitung auf und blättert im Protokollbuch des Wadriller Gemeinderates von 1847. Dort ist aus einer Sitzung vom 28. Oktober festgehalten: "Der Gemeinderat hat beschlossen, dass im nächsten Jahr die Straße nach Sitzerath auf einer Länge von 30 Ruthen in polizeilichen Zustand gesetzt, ein Kanal gebaut und insgesamt 97 Kummen Kies geliefert werden sollen".

Aus den vollständigen und schwer lesbaren Protokollen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die dem Verein mittlerweile im Original zur Verfügung stehen, geht weiter hervor, dass heftig über die Besetzung von zwei bezahlten Stellen gestritten wurde, der einer neuen Hebamme und der des Feld-und Wildhüters. "Unser Vereinsmitglied Horst Kuhn hat den ersten Band für die Jahre 1847 bis 1861 in seiner ‚Werkstatt‘ von der handschriftlichen Vorlage in eine gut lesbare Druckschrift übersetzt", sagt Räsch.

Dabei seien aber weitere interessante Aspekte des Lebens in der Hochwaldgemeinde zu Tage getreten. Diese sollen noch gebündelt zusammengefasst und in einer Publikation für die interessierte Bevölkerung zugänglich gemacht werden. Weiterhin hat sich der Verein der Befragung von bemerkenswerten Zeitzeugen gewidmet. "Hier haben wir mit Maria Latz aus Wadrill, 105 Jahre alt, und Ernst Simon aus Gehweiler, der im Herbst 94 Jahre wird, gute Gesprächspartner für ein Interview gehabt", klärt Räsch auf.

Maria Latz wurde drei Jahre vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges geboren und konnte sich noch an viele Details ihres Lebens in den 1920er und 30er Jahren erinnern, zum Beispiel, dass sie als einziges Mädchen in ihrer Klasse wusste, wie man von Wadrill nach Sitzerath kommt, und welchen Eindruck das erste Luftschiff über Wadrill vor 100 Jahren machte.

Ernst Simon erzählte besonders anschaulich über seine Zeit als Koch auf einem deutschen U-Boot im Zweiten Weltkrieg und welchem Umstand er es verdankt, dass er den Untergang seines Schiffes überlebte. Beide Interviews sind durch Werner Gebel (Gehweiler) aufgezeichnet und durch alte Fotos ergänzt worden. Bei passender Gelegenheit will der Verein die beiden Filme öffentlich aufführen.

Weitere Vorhaben sind in Arbeit. Wie bereits bei der Gründung angesprochen, hat Hans Ludwig den Rohentwurf eines so genannten Lesebuches über die Geschichte des Ortes vorgelegt. Diese Sammlung benötigt allerdings noch eine Überarbeitung.

Außerdem sollen noch Artikel über die Geschichte Gehweilers und Reidelbachs aufgenommen werden. Für diese Arbeit will der Verein eine Arbeitsgemeinschaft bilden und ermutigt alle Interessierten, dabei mitzuarbeiten.

In Vorbereitung ist auch die Herausgabe eines ersten Kalenders mit den ältesten bekannten Fotos der drei Orte. Dieser Jahreskalender für 2018 soll anlässlich der Jahreshauptversammlung des Vereins im September erscheinen.

Derweil ist für das wohl historische Jahr 2019, in dem der Zusammenschluss der Ortsteile Wadrill, Gehweiler und Reidelbach zum Stadtteil Wadrilltal geplant ist, die Veröffentlichung einer Broschüre mit vielen interessanten Details aus der Geschichte der drei Stadtteile von Wadern vorgesehen. "Unser Verein hat sich auch die Archivierung historischer Fotos und Dokumente an die Fahne geschrieben", nennt Räsch eine weitere wichtige Aufgabe. Ein solches Archiv betreut Jeannot Kaes schon seit vielen Jahren für den Heimat- und Naturfreundeverein im Keller der Grundschule. Doch dieser Raum ist kalt und feucht, so dass viele Objekte bereits von Schimmel befallen sind. Möglichst schnell soll ein Heizkörper eingebaut werden, mittelfristig aber wird ein besser geeigneter Raum gesucht.

 Beim Interview mit dem 93-jährigen Zeitzeugen Ernst Simon (von links): Albert Räsch, Ernst Simon, Ehefrau Klara Simon und Kameramann Werner Gebel. Fotos: Erich Brücker

Beim Interview mit dem 93-jährigen Zeitzeugen Ernst Simon (von links): Albert Räsch, Ernst Simon, Ehefrau Klara Simon und Kameramann Werner Gebel. Fotos: Erich Brücker

Mittel- oder langfristig plant der Vorstand die Ausgrabung und Sicherung der im Bereich "Addail" vermuteten keltischen Gräber. Eine Ortsbegehung unter sachkundiger archäologischer Führung wird in den nächsten Wochen erfolgen, worüber die interessierte Bevölkerung noch extra eingeladen wird. "Dann wird sich auch zeigen, ob unser Verein eine solche große Maßnahme stemmen kann und ob Gelder aus dem Förderprogrammn Leader dazu beansprucht werden können", sagt Räsch.

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