Im Mittelpunkt steht der Fahrgast

Wadern · Das Taxiunternehmen Martin in Wadern – 18 Fahrzeuge und 30 Fahrer – wird dieses Jahr 20 Jahre alt. Die Fahrer lässt man regelmäßig durch Experten vom Landesverband Verkehrsgewerbe (LVS) schulen und beraten.

 Auch technisch versiert müssen Taxifahrer sein. So auch mit der jüngsten Errungenschaft von Taxi Martin, einem Fahrzeug mit Laderampe für Rollstühle. Foto: Erich Brücker

Auch technisch versiert müssen Taxifahrer sein. So auch mit der jüngsten Errungenschaft von Taxi Martin, einem Fahrzeug mit Laderampe für Rollstühle. Foto: Erich Brücker

Foto: Erich Brücker

Taxifahrer sind vielfältigen Belastungen ausgesetzt: einem zuweilen sehr hektischen Verkehrsgeschehen im Wechsel mit langweiligen Standzeiten sowie unregelmäßigen Arbeitszeiten mit Schicht- und Nachtarbeit. Langes Sitzen und Bewegungsmangel bringen ebenso Probleme wie Koffertragen, womit auch körperliche Behinderungen einhergehen können.

Dazu kommt der ständige Kontakt mit fremden und zuweilen unangenehmen Fahrgästen. Unter vielen anderen Zielen hat sich innerhalb des Landesverbandes Verkehrsgewerbe Saarland (LVS) die Fachvereinigung Taxi- und Mietwagenverkehr einem richtigen und optimalen Taxifahren für Fahrer verschrieben. "Organisation von Informations- und Fortbildungsveranstaltungen sowie regelmäßige branchenbezogene Schulungen und branchenspezifische Beratung", nennt Geschäftsführer Hartwig Schmidt einige Ziele seiner Fachvereinigung. Auch arbeite man daran, eine Ausbildung zum Taxifahrer zu erreichen, schließlich seien neben den üblichen Personenbeförderungen die Krankenfahrten mit Patienten ein gutes Standbein für die Taxibetriebe.

Da gibt es vieles zu beachten. Bei den Informations- und Fortbildungsveranstaltungen sind die LVS-Mitarbeiter unmittelbar vor Ort bei den beteiligten Unternehmen und stehen diesen und ihrem Fahrpersonal beratend zur Seite. Verbesserung des Services, Fahrsicherheit und Kundenservice werden angesprochen. Dieser Tage weilte der Geschäftsführer des LVS beim Taxiunternehmen Martin in Wadern, das in diesem Jahr sein 20-jähriges Firmenbestehen mit 18 Fahrzeugen und 30 Fahrern feiern kann. "Zwei Mal im Jahr nehmen wir die Dienste der Fachvereinigung gerne in Anspruch. Insbesondere unsere Fahrer wollen wir schulen und fortbilden", sagt Firmeninhaber Juan Martin.

Mit dem vom LVS für dieses Training bestens geschulten Fahrlehrer Helmut Brenner gingen an diesem Tag einige Fahrer von Taxi Martin auf die tägliche Fahrt. "Wie fühle ich mich als Fahrgast aufgehoben, wie verhält sich der Taxifahrer?", nennt Helmut Brenner Faktoren, die er begutachten möchte. Die Saarbrücker Zeitung saß bei einer Fahrt von Brenner zusammen mit dem Taxifahrer Andre Zölsch mit im E-Klasse-Mercedes. "Wir sind hier bei keiner Führerscheinprobe, sondern beobachten nur die Abläufe und das Verhalten der Fahrer bei ihrer Fahrt sowie den Umgang mit den Fahrgästen und versuchen notfalls Verbesserungsvorschläge zu machen", beschreibt Brenner seine Arbeit. Er wolle dem sich freiwillig zur Verfügung stellenden Fahrer die Anspannung nehmen. Er solle locker und unbekümmert wie immer seine Fahrten erledigen. "Wir versuchen, den Fahrern auch optimales, ermüdungsfreies und Rücken schonendes Fahren nahe zu bringen", ergänzt Brenner. Darüber hinaus sollten Langzeitfehler ausgemerzt werden.

Es ist einige Minuten vor 10 Uhr. Nach dem Einsteigen ins Taxi achtet Zölsch zunächst darauf, dass jeder Mitfahrer angeschnallt ist. Die Fahrt beginnt am Firmensitz und führt zunächst zum regelmäßigen Standplatz am Waderner Busbahnhof, um eventuell dort Fahrgäste aufzunehmen. Auf entsprechende Fragen gibt der Chauffeur bereitwillig Auskunft. "Ich bin gerne Taxifahrer, es ist ein abwechslungsreicher Beruf und ich mache dies seit einem Jahr", sagt er. Auf die Anmerkung vom Fahrlehrer, dass die Rückenlehne des Fahrers etwas weit nach hinten gestellt sei, reagiert Zölsch mit einer für ihn bequemen Sitzposition. "Der Fahrer sollte möglichst aufrecht sitzen, um etwaigen Haltungsschäden vorzubeugen. Darüber hinaus hält der Beckengurt den Fahrer beim starken Bremsen besser und verletzungsfreier zurück", sagt Brenner.

Zölsch korrigiert seinen Sitz, und nach wenigen Minuten des Wartens erhält er von der Zentrale den Auftrag, eine ältere Dame vom Hasenberg zum Haco-Einkaufscenter zu fahren. Auf geht es in gemächlicher Fahrt zum Hasenberg. In der Einfahrt vor dem Anwesen öffnet Andre Zölsch, der die Dame schon persönlich kennt, die Beifahrertür, ist ihr beim Einsteigen und Anschnallen behilflich und deponiert den Einkaufskorb im Kofferraum. Der Fahrer stellt das Taxameter ein, beobachtet akribisch den Straßenverkehr. Rückwärts lenkt er sein Gefährt auf die Straße, nachdem er seine jetzt beginnende Fahrt der Zentrale angemeldet hatte. Auf der wiederum beschaulich gemütlichen Fahrt zum Einkaufscenter erhält der Fahrer den Auftrag, von dort ein Ehepaar nach Bardenbach zu fahren. Am Haco-Center angekommen - "wie immer waren die Parkplätze der Taxen besetzt", wie Zölsch ironisch anmerkt -, hilft er der Dame aus dem Wagen und übergibt ihr den Einkaufskorb. "7,80 Euro" leuchtet derweil auf dem Taxameter auf, übrigens für alle Mitfahrer deutlich abzulesen, denn die Zahlen des Messgerätes sind im Rückspiegel integriert. Zölsch schenkt diesem nur wenig Beachtung. "Diese Dame zahlt nie bar, sie erledigt nahezu täglich ihre Besorgungen mit unserem Unternehmen und erhält am Monatsende eine Rechnung", erzählt der 43-Jährige.

Fahrt und Preis hält er lediglich in einer Tabelle fest. Sogleich kommt das anvisierte Ehepaar zum Taxi. Der Fahrer ist wiederum sehr bemüht um seine Passagiere, hilft der Ehefrau beim Einsteigen und Anschnallen auf den Beifahrersitz. Der Ehemann muss im Fond Platz nehmen. Dabei stellt sich heraus, dass es auf der Rückbank in einer E-Klasse bei zwei 90-Kilo-Männern und einem etwa 75-Kilo-Rentner doch sehr eng sein kann. Man hilft sich gegenseitig beim Anschnallen, was aufgrund der Enge beschwerlich genug ist.

Der Fahrer stellt die Einkaufstaschen in den Kofferraum, der Deckel schließt sich automatisch und nahezu lautlos. Das Taxameter wird wiederum eingestellt, los geht es, an Noswendel vorbei Richtung Nunkirchen bis zur Abfahrt nach Bardenbach. Vorsichtshalber macht der Taxifahrer hinter einem schlängelnden Radfahrer langsam, bis der Gegenverkehr ein Überholen zulässt. "Das ist gleich am Anfang, wo es zum Sportplatz geht", erklärt der Rentner den Weg. Üblicherweise fahre man mit dem Bus, heute aber mit dem Taxi; warum, lässt er offen. Vor dem Haus des Ehepaars angekommen, erledigt der Fahrer routinemäßig seine Arbeit. Taxameter ablesen, 13 Euro kostet die Fahrt, Eintrag in die entsprechende Liste, Geld kassieren. Obligatorisch ist die Mithilfe des Fahrers beim Aussteigen der Fahrgäste, den Kofferraum entleert er und stellt die Einkaufkartons auf der Haustreppe ab. "In Bardenbach frei", meldet sich der Fahrer vor der Rückfahrt bei der Zentrale zurück, nachdem er seinen Platz hinter dem Lenkrad wieder eingenommen hat. Kein Auftrag liegt vor, also Leerfahrt zum Parkplatz des Unternehmens.

"Als Fahrgast fühlte ich mich wohl und gut aufgehoben", gibt Fahrlehrer Brenner erste Eindrücke auf der Rückfahrt preis und bestätigt dem Taxifahrer insgesamt gemütliche und ruhige Fahrten, wenngleich er den Eindruck hatte, dass Zölsch etwas nervös gewesen sei. Er sei aber vorausschauend gefahren, nicht zu schnell und habe genügend Abstand gehalten. "Sie sind ein defensiver Fahrer", lobt der Fahrlehrer. "Das ist ein Mitverdienst des Automatikgetriebes", entgegnet Zölsch.

Die Sprache kommt auch auf die Ableistung eines Sicherheitstrainings auf entsprechenden Anlagen. "Leider noch nicht gemacht, aber sehr interessiert", sagt Zölsch zu diesem Thema, vor allem interessiere ihn Schleudertraining. Brenner teilt ihm mit, dass die Berufsgenossenschaft solche Maßnahmen fördere.

Kurz vor 11 Uhr ist das Taxi auf dem Parkplatz der Firma nahe der Herbert-Klein-Halle angekommen. Fahrlehrer Brenner gibt dem Taxifahrer noch einige weitere Tipps, während Zölsch auf Nachfrage versichert, den Vorschlag mit der gerade eingestellten Rückenlehne beherzigen zu wollen.

"Und wie war die Fahrt für den Taxifahrer?", will der SZ-Mitarbeiter wissen. "Die Fahrstrecken waren eigentlich Routine. Ansonsten musste ich mich auf mehrere Gesprächspartner konzentrieren, das machte diesmal den Unterschied", meint der Taxifahrer. Ansonsten sei die Beobachtung durch den Fahrlehrer kein Problem für ihn gewesen.

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stichwortDer Landesverband Verkehrsgewerbe Saarland (LVS) ist der einzige Berufs- und Arbeitgeberverband im Saarland für Betriebe des Güterkraftverkehrs, der Spedition und Logistik, der Möbelspedition, des Omnibusverkehrs und des Taxi- und Mietwagenverkehrs. Der LVS betreut diese Bereiche als Gesamtverband aus "einer Hand". Bereits seit 1958 nimmt die Fachvereinigung Taxi- und Mietwagenverkehr die gewerbepolitischen Interessen des Taxi- und Mietwagengewerbes im Saarland wahr. Zu ihren Tätigkeitsbereichen zählt unter anderem die Organisation von Informations- und Fortbildungsveranstaltungen sowie regelmäßige branchenbezogene Informationen branchenspezifische Beratung im Einzelfall. eb

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