Europapolitik in der Schule HWG-Schüler glänzen bei Europa-Projekt

Wadern · Mädchen und Jungen des Hochwald-Gymnasiums in Wadern überzeugen die Jury beim bundesweiten Modell Europa-Parlament und belegen als Vetreter Frankreichs mit einem Video sogar Platz zwei.

 Die HWG-Schüler beim Modell Europa-Parlament

Die HWG-Schüler beim Modell Europa-Parlament

Foto: Edwin Didas/HWG

„Frankreich zwölf Punkte“ – diese Aussage sorgte für Jubelstürme in Wadern. Klingt nach dem „Eurovision Song Contest“ – und tatsächlich handelte es sich um eine abgewandelte Form dieses bekannten europäischen Musikwettbewerbs. Die beschriebene Situation spielte sich nämlich im Rahmen des bundesweiten Projektes „Modell Europa-Parlament“ (MEP) ab, bei dem das Hochwald-Gymnasium Wadern (HWG) seit 20 Jahren das Saarland vertritt.

Im Rahmenprogramm mussten die Schülerdelegationen aus ganz Deutschland ein Musikvideo zu dem europäischen Land erstellen, das sie beim diesjährigen Projekt vertreten haben. Da die Schülerinnen und Schüler aus Wadern Frankreich vertraten, gingen sie also mit ihrem Video im „MEP-Songcontest“ an den Start. Zum Lied „Je ne parle pas français“, das Ann-Sophie Seiwert sang, hatten die HWG-Schüler Videosequenzen gedreht, die typische Klischees über das europäische Nachbarland aufgriffen. Dabei waren sie so überzeugend, dass sie in der Wertung der Ausschussvorsitzenden den ersten Platz belegten und in der Wertung aller Delegierten knapp hinter Schweden (Koblenz) auf Platz zwei landeten.

Bei dem Projekt ging es aber hauptsächlich um ernste politische Themen der Europapolitik. Die Schülerinnen und Schüler aus allen 16 Bundesländern schlüpften für eine Woche in die Rolle von Europaabgeordneten und beschäftigten sich mit Themen wie der Zukunft der Europäischen Mobilität, der Demokratiestärkung bei Jugendlichen, dem Lobbyismus oder den Beziehungen der EU zu Afrika. In acht Ausschüssen erarbeiteten die Jungpolitiker Resolutionen zu diesen Themen, die sie dann in einer zweitägigen Plenarsitzung diskutierten und die am Ende auch per Abstimmung angenommen oder abgelehnt werden konnten.

In der Plenarsitzung wurden auch Reden für oder gegen die Resolutionen gehalten und diese wurden intensiv diskutiert. So hielt Tim Haupert vom HWG eine Angriffsrede gegen den Ausschuss, der sich mit der künftigen Gestaltung der europäischen Außenpolitik beschäftigte. Olaf Stossus hielt für seinen Ausschuss eine Einleitungsrede, in der er die Vorzüge der Resolution zur Förderung der Demokratie bei Jugendlichen in Europa in den Mittelpunkt stellte. Offensichtlich war er überzeugend, denn die Resolution wurde am Ende der Debatte von den Delegierten angenommen.

Im Zuge des Projektes boten dich den Schülerinnen und Schülern auch sehr viele Möglichkeiten, sich mit „echten“ Politikern und Experten auszutauschen. Bevor es in die Ausschusssitzungen ging, nahmen sich acht Experten und Expertinnen 45 Minuten Zeit, um Fragen zu den Themen zu beantworten: drei Universitäts-Professoren, eine Entwicklungshelferin, ein Jugendoffizier, zwei Mitarbeiter der EU-Kommission sowie ein Referent einer politischen Stiftung.

Am zweiten Plenartag gab es eine Fishbowl-Diskussion mit den beiden EU-Abgeordneten Delara Burkhardt (SPD) aus Kiel, die auch demnächst den Vereinsvorsitz von MEP Deutschland übernimmt, sowie Karolin Braunsberger-Reinhold (CDU) aus Sachsen-Anhalt. Als ob das nicht genug wäre, konnten Fragen zum Russland-Ukraine-Krieg an Europastaatsministerin Anna Lührmann (Grüne) vom Auswärtigen Amt gestellt werden.

In dieser Diskussionsrunde gab es die einmalige Chance für alle, auch nach europäischen Lösungen des Konfliktes zu fragen. Emotional zeigte sich in der letzten Diskussion Dr. Anton Hofreiter (Grüne), der Vorsitzende des Europaausschusses im Deutschen Bundestag. 45 Minuten lang ging es um alle möglichen politischen Themen, sei es Cannabislegalisierung, Globalisierung oder die internationale demokratische Zusammenarbeit. Für die Jugendlichen war es ein einschneidendes Erlebnis, dass diese hochrangigen Politikerinnen und Politiker sich die Zeit nahmen, mit ihnen zu diskutieren und auf ihre Fragen einzugehen. Damit erfüllte sich die Ankündigung der MEP-Präsidentin Fatma Gürel in der Eröffnungsrede des 23. Modell Europa-Parlament Deutschland: „Ich bin mir sicher: Hier werden sie ernst genommen!“

Einziger Wermutstropfen bei einem ansonsten sehr gelungenen Projekt, bei dem die Jugendlichen sehr viele Erfahrungen sammeln konnten, war die Tatsache, dass das Planspiel coronabedingt erneut nicht in Präsenz in Berlin stattfinden konnte, sondern als Online-Projekt.

Das Projekt ist Teil des von Erasmus plus geförderten Jugenddialogs der Europäischen Union. Das bedeutet, dass die MEP-Resolution zum Thema Jugend tatsächlich den Weg nach Brüssel in den Rat der Jugendminister nehmen wird. Das MEP ist damit eine konkrete Möglichkeit für die jungen Menschen mitzureden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort