latz „Heute und früher, das ist wie Sonne und Mond“

Wadrill · Maria Latz (105) aus Wadrill, die dem Kreis-VdK seit der Gründung angehört, erlebte zwei Weltkriege und viele Entbehrungen.

 Maria Latz.

Maria Latz.

Foto: Maria Wimmer

(red) Für Maria Latz gab es in ihrem langen Leben viele erste Male. Beim ersten Flug zum Wallfahrtsort Fatima in Portugal ist sie 88 Jahre alt. Den ersten Fotoapparat kauft sie sich im Alter von 90 Jahren. Das erste Gerät im Haushalt – ein Backofen. Später kommen Waschmaschine und Fernseher hinzu. Ein eigenes Auto besitzt sie hingegen nie, weil sie keinen Führerschein gemacht hat. „Wenn ich noch einmal die Wahl hätte, würde ich ihn auf jeden Fall machen“, sagt die 105-Jährige, die ihr ganzes Leben in Wadrill verbracht hat.

Ein Auto besaß die Familie Latz vor dem Krieg dennoch. Denn Marias Mann Peter hatte als „Koloniewarenhändler“ – er verkaufte Fette und Seifen – einen Firmenwagen. Zehn Jahre waren Peter und Maria verheiratet. Ihr erstes Kind, ein Sohn, stirbt 1935 wenige Stunden nach der Geburt. Neun Jahre später ist Maria 34 Jahre alt, als sie die Todesnachricht erhält: Peter Latz, gefallen am 23. August 1944 in Rumänien. Er hinterlässt zwei Töchter, damals sieben und viereinhalb Jahre alt. Maria muss die beiden Kinder alleine durchbringen. Sie arbeitet hart in der Landwirtschaft der Eltern, versorgt Kühe, Schweine und Hühner, hilft bei der Heuernte und dem Bestellen der Felder. 1947 tritt sie in den VdK ein und kämpft um Witwen- und Waisenrente für sich und ihre Töchter.

„Das war ein sehr anstrengendes Leben, nicht vergleichbar mit heute. Heute und früher, das ist wie Sonne und Mond. Wir hatten keine Maschinen, mussten alles mit der Hand machen. Es musste irgendwie gehen!“, erinnert sich Maria Latz. Neben der Landwirtschaft kocht Maria und kümmert sich um den Haushalt. „Das Waschen der Wäsche dauerte einen ganzen Tag. Man kochte sie in einem Kessel mit Seife aus und wusch sie dann im Fluss.“ Mit der Seife muss sie sparsam umgehen, wie mit so vielem.

1911 geboren, erlebt Maria Latz nicht nur zwei Weltkriege und die französische Besatzung des Saarlandes, sondern auch den Mauerfall, die Einführung des Euros und die Wirtschaftskrise. Doch am meisten trifft sie der Tod ihrer beiden Töchter, die 2013 und 2015 sterben – Maria ist damals bereits über 100 Jahre alt. Ob es der Glaube war oder die harte Arbeit an der frischen Luft, die sie so alt werden hat lassen, weiß Maria Latz nicht. Im Alter von 100 Jahren hat sie noch im Garten gearbeitet. 19 Mal hat sie die französische Pilgerstätte Lourdes besucht und geht regelmäßig in die Kirche. „Jemand hat mich mal gefragt, ob ich irgendwelche Tabletten nehme, weil ich so alt geworden bin. Aber ich weiß es nicht. Es muss vom Schaffen kommen!“

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