Heimat- und Naturfreunde Wadrill Die Urkräfte des Lebens

Wadrilltal · Am Sonntag, 1. März, lebt in Wadrill die Tradition des Laufs des Erbsenrades auf.

  Bei Anbruch der Dunkelheit rollen die Heimatfreunde Wadrill ein brennendes Strohrad vom Perscher Kopf bis in die Wadrill.

Bei Anbruch der Dunkelheit rollen die Heimatfreunde Wadrill ein brennendes Strohrad vom Perscher Kopf bis in die Wadrill.

Foto: Erich Brücker

Mit dem ersten Sonntag nach Aschermittwoch, 1. März, wird bis Ostern die kirchliche Fastenzeit eingeläutet. Zugleich ist dieser erste Fastensonntag für die Wadriller Bevölkerung ein besonderer Sonntag, zumal er vornehmlich in früherer Zeit auch Erbsensonntag genannt wird. Dann lassen die Mitgliederglieder der Heimat- und Naturfreunde wiederum älteste Vergangenheit aufleben, die bis in die Keltenzeit zurückreicht – der Lauf des Erbsenrades.

Dieser Brauch wird alljährlich schon einige Jahrzehnte von den Heimatfreunden gepflegt. Bei Anbruch der Dunkelheit gegen 19 Uhr rollen sie ein brennendes Strohrad, früher mit Erbsenstroh gewickelt und daher auch sein Name, von der Anhöhe Perscher Kopf bis in die Wadrill. Dieses Brauchtum erinnert auch daran, dass Sonne, Erde und Wasser die Urkräfte des Lebens sind. Das gemeinsame Wirken dieser drei Elemente sorgt für Wachstum, hält den Kreislauf auf Erden in Gang.

Der Lauf des Erbsenrades ist die symbolische Verbindung dieser Elemente. Das brennende Rad ist das Symbol der Sonne. Ihre wärmende Kraft wird gleichsam vom Himmel herabgeholt, damit sie sich mit der Erde verbindet. Wenn dann das brennende Rad am Ende seines Weges im Bach erlischt, ist auch die dritte Kraft, das Wasser eingebunden worden. Die drei Elemente sind zu einer gemeinsamen, Leben spendenden Kraft vereint worden. Außerdem sollte die Wärme der Sonne den Winter vertreiben, den Segen über Wiesen, Felder und Äcker bringen und für eine erfolgreiche Ernte sorgen.

Der ursprünglich heidnische Brauch wurde unter dem Einfluss der Kirche mit christlichen Symbolen ergänzt. Zwei Kerzen und ein Kreuz werden ebenfalls aus Stroh gewickelt und zunächst angezündet. Dann wird das Erbsenrad mit dem Kreuz angezündet und über eine 500 Meter lange Strecke von vier bis sechs Naturfreunden an einer Stange in die Wadrill getrieben. Zudem wird das Lied „Großer Gott, wir loben dich“ angestimmt.

Alljährlich verfolgen unzählige neugierige Zuschauer auch aus der weiteren Umgebung von Wadrill dieses interessante Schauspiel. Tradition ist es auch, dass die Vereinsmitglieder bereits am Sonntagnachmittag im Dorf unterwegs sind, um Eier einzusammeln. Nach dem Erlöschen des Rades treffen sich Akteure, Bevölkerung und auswärtige Schaulustige in der Wadrilltalhalle zum gemeinsamen Eieressen, aber auch zum Plausch miteinander.

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