Reaktionen „Grundsätzlich eine gute Idee“ – aber . . .

Wadern · Die Reaktionen in Wadern auf das dort geplante millionenschwere  Modellprojekt der Marienhaus GmbH fallen eher verhalten aus.

 Die Marienhaus GmbH will die Schließung der Waderner Klinik durch ein Pflegeprojekt abfedern 

Die Marienhaus GmbH will die Schließung der Waderner Klinik durch ein Pflegeprojekt abfedern 

Foto: dpa/Jens Büttner

„Selbstverständlich begrüßen wir die Initiative. Alles, was der Versorgung der Bevölkerung dienlich ist, findet natürlich unsere Unterstützung“, kommentiert Waderns Bürgermeister Jochen Kuttler die Vorschläge der Marienhaus GmbH. Die macht zwar Ende des Jahres das Waderner Krankenhaus dicht, will aber nach ihrem Bekunden weiter ihren Beitrag leisten, um die medizinische Versorgung im Hochwald zu sichern. Dafür habe sie das Projekt „Hand in Hand“ entwickelt: Speziell ausgebildete Pflegekräfte sollen die Hausärzte bei der Versorgung von chronisch Kranken helfen (siehe Infokasten).

Ihre Aufgabe: schwerkranke Patienten regelmäßig zu Hause besuchen, Komplikationen frühzeitig erkennen und diese vorbeugen – stets in Abstimmung mit dem Hausarzt, der bei der Behandlung den Ton angibt. Für diesen Vorstoß habe es nunmehr grünes Licht aus Berlin gegeben. „Mit 7,95 Millionen Euro wird in den kommenden drei Jahren das Projekt unterstützt, das neue Versorgungsformen ausprobieren will“, heißt es aus dem Unternehmen. Ob diese Initiative wirklich eine Novität ist, vermag  der Verwaltungschef nicht zu beurteilen: „Allerdings stellen auch wir fest, dass es eine Diskrepanz zwischen der Position der Hausärzte und der Kassenärztlichen Vereinigung auf der einen und der Marienhaus GmbH auf der anderen Seite gibt. Während Ärzte und KV sagen, dass ein vorhandenes Projekt (Versorgungsassistentinnen in der Hausarztpraxis, VERAHs) den Bedarf bereits ausreichend deckt, sieht die Marienhaus GmbH neue Einsatzmöglichkeiten für geschulte Pflegekräfte, die Hausbesuche bei chronisch kranken Patienten machen sollen.“ Für Jochen Kuttler steht fest: „Wir können als Stadt nicht abschließend beurteilen, welche Nuancen hier zum Tragen und für einen Projektauftrag entscheidend sind. Wir haben aber umgehend angeboten, dass wir uns gerne mit allen Beteiligten an einen Tisch setzen wollen, um auszuloten, was geht und was eben nicht.“

Der Waderner Verwaltungschef bedauert, dass sowohl die Hausärzte als auch die Kassenärztliche Vereinigung (KV) betonen, dass sie bislang nicht in die Projektentwicklung eingebunden worden seien. „Womit wir wieder bei den Themen Kommunikation und Dialog wären“, sagt Jochen Kuttler. Er bietet an, hier gerne zu vermitteln. Um in einen zielführenden Diskurs einzusteigen, bedarf es nach seiner Ansicht auch der Offenheit zu sagen, wer von diesem Projekt finanziell in welchem Maße profitiere

„Wenn 7,5 Millionen Euro von den zur Verfügung gestellten 8 Millionen Euro bei der Marienhaus GmbH verbleiben, stört mich das so lange nicht, wie ein sinnhaftes, zukunftsweisendes Projekt, das – angesichts der Schließung des Krankenhauses in Wadern eben nicht als Feigenblatt dienen soll –  für die Region realisiert werden kann. All diese Fragen lassen sich im persönlichen Miteinander meines Erachtens aber viel besser klären als über die Medien“, sagt Jochen Kuttler. Er kündigt an, mit allen Beteiligten aktuell intensiv das Gespräch zu suchen.

„Grundsätzlich eine gute Idee“, nennt  Bernd Schröder den Vorstoß des Klinik-Trägers, dass speziell geschulte Pflegerinnen regelmäßige Hausbesuche bei schwer kranken Patienten machen. „Neben der Betreuung durch den Hausarzt gibt dies den Leuten Sicherheit“, sagt der Sprecher der Bürgerinitiative Nordsaarlandklinik. Er teilt aber auch die Kritik von Thomas Rehlinger, Hausarzt in Wadern. Rehlinger, zugleich stellvertretender Vorsitzender des saarländischen Hausärzteverbandes, hatte gegenüber der SZ moniert: „Wir haben den Eindruck, dass das Projekt vorgeschoben ist, um von der Krankenhaus-Schließung abzulenken.“ Auch hatte er darauf verwiesen, dass es genügend geschultes Pflegepersonal gebe, das Hausbesuche mache.

Schröder: „Man kann Ausreichendes immer noch verbessern, zumal es um kranke Menschen geht.“ Es gibt nach Worten des BI-Sprechers im Hochwald auch Stimmen, die den Plan für ein Waderner Krankenhaus als Luxus abtun. „Dennoch kämpfen wir dafür, da es um eine Verbesserung der Patienten geht. Unser Krankenhaus ist nicht nur für den Hochwald da, sondern für das gesamte Nordsaarland. Es geht auch um die Bereiche von Nohfelden bis nach Tholey. In diesen Gemeinden gibt es kein Krankenhaus. Daher ist der Standort in Wadern immens wichtig.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort