Grüne: Weg mit der Einwegtüte!

Wadern · Grünen-Vorsitzender Peter Rohles appelliert, die Picobello-Aktion des Entsorgungsverbandes Saar (EVS) im Blick, an Geschäftsleute und Kunden in Wadern, ihren Beitrag zur Reduzierung von Plastiktüten zu leisten.

 Im vorigen Jahr hatten sich die jüngsten Fußballer des FC Wadrill an der Sammelaktion picobello beteiligt. Foto: Erich Brücker

Im vorigen Jahr hatten sich die jüngsten Fußballer des FC Wadrill an der Sammelaktion picobello beteiligt. Foto: Erich Brücker

Foto: Erich Brücker

"Nicht alles ist piccobello in Wadern ", sagt Peter Rohles, der Vorsitzende des Stadtverbandes von Bündnis 90/Die Grünen, mit Blick auf die gleichnamige Aktion des Entsorgungsverbandes Saar (EVS). Die ist am Wochenende wieder saarlandweit gestartet. Gleichzeitig unterstützen die Grünen den Vorschlag der CDU Wadern . Die Christdemokraten appellierten zum Beginn der Fastenzeit an die Mitbürger, auf Plastiktüten zu verzichten und vermehrt auf Stofftaschen umzusteigen.

Rohles erinnert an die frühen 90er Jahre, als der BUND Wadern Jutetaschen mit dem Motto "Tasch' dabei - abfallfrei" hat herstellen lassen. "Eine Waderner Einkaufstasche aus Stoff, wie sie die Christdemokraten jetzt wieder empfehlen, würde die Initiative, die damals leider gescheitert war, wieder beleben. Denn jede Mehrwegtasche schneidet aus Umweltsicht deutlich besser ab als alle Arten von Einwegtüten", sagt Rohles. Notwendig wäre aber ein generelles Verbot der Plastiktragetaschen oder zumindest eine kostenpflichtige Abgabe.

Die Grünen wollen weitergehen. Sie stören sich laut Rohles daran, dass viele Lebensmittel wie Wurst- und Fleischwaren sowie Käse noch an der Theke oft sogar mehrfach in Plastikfolie eingepackt werden, angeblich aus hygienischen Gründen. Doch dies wollten viele Kunden nicht. Sie würden die Ware lieber in mitgebrachten Gefäßen transportieren. Die Grünen appellieren an Geschäftsleute und Kunden , auch gegen Widerstände ihren Beitrag zur Plastikreduzierung zu leisten. Zudem kritisieren die Grünen, dass französische und luxemburgische Getränkedosen in Deutschland zwar verboten seien, aber keine Kontrolle stattfinde.

Was ihnen ebenfalls ein Dorn im Auge ist: Fast-Food-Verpackungen, die im Umkreis von 15 Kilometern um diese Restaurants zu finden seien. Strengere Auflagen müssen laut den Grünen dafür her. Zudem sollten Kaffee-to-go-Becher zum Nachfüllen angeboten oder akzeptiert werden.

Was die Grünen ärgert: Es sind meist Kinder und Jugendliche, die die Straßenränder bei der jährlichen Sammelaktion wieder piccobello machen - von Abfall, der fast ausschließlich von verantwortungs- oder gedankenlosen Erwachsenen illegal entsorgt wurde. Rohles und sein Vorstand wissen vom Waderner Bürgermeister Jochen Kuttler, welche Menge an Müll in Wald und Feld der Stadt "entsorgt" wird und wie es um die Akzeptanz des Wertstoffhofes bestellt ist. Sie hoffen, dass der Rathauschef und die Stadtratsfraktionen nochmals darüber nachdenken, die Hochwaldgemeinde zu einer Fair-Trade-Stadt zu entwickeln, wie dies vor mehr als zwei Jahren bereits einmal angedacht war.

In solch einer "Trennt"-Kommune hätten die Kunden ihre eigene Stofftasche dabei, vielleicht auch ein Behältnis für Fleisch und Käse . "In solch einer Waderner Einkaufstasche könnte man sogar in der Fastenzeit genussvoll Süßigkeiten nach Hause transportieren", meint Rohles. Auf eine Billion Stück wird der jährliche weltweite Plastiktütenverbrauch geschätzt. Diese Zahl hat nach Worten des Stadtverbandes der Grünen die Deutsche Umwelthilfe (DUH) ermittelt. Der Konsum von Plastiktüten trägt zu wachsenden Müllbergen in vielen Teilen der Welt bei und belastet Mensch und Umwelt.

Nur ein Bruchteil der global verbrauchten Plastiktüten wird recycelt oder thermisch verwertet. Etwa 90 Prozent landen auf Mülldeponien. Bis Plastiktüten vollständig zerfallen, benötigen sie je nach eingesetztem Kunststoff 100 bis 500 Jahre. Laut dem Umweltbundesamt werden in Deutschland pro Kopf und Jahr 76 Plastiktüten verbraucht. Das sind 6,1 Milliarden Plastiktüten im Jahr oder 11700 Tüten pro Minute.

Deutschland gehört neben Italien, Spanien und Großbritannien zu den absoluten Spitzenreitern beim Plastiktütenverbrauch. Auf diese Weise entstehen jährlich 2,3 Kilogramm Verpackungsmüll pro Einwohner.

In deutschen Kaufhäusern, Boutiquen, Apotheken, oder aber beim Fleischer bekommen Käufer zumeist ohne Nachfrage eine oder mehrere Tüten zum Transport des Einkaufs angeboten. Die kostenfreie Abgabe fördert den ungehemmten Konsum der Plastiktüten und verhindert einen sparsamen Umgang mit Ressourcen. Der DUH empfiehlt, jede Plastiktüte für 22 Cent zu verkaufen. In Deutschland können Plastiktüten für ein Recycling im "Gelben Sack" gesammelt werden, aber europaweit wird nicht einmal jede zehnte Plastiktüte recycelt. Die meisten landen also auf Deponien, was der Energieproduktion von 1,6 Atomkraftwerken entspricht.

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