Wadrill Geplante Windräder rufen Bürgerversammlung auf den Plan

Wadrill · Oberhalb der Hochwaldalm sollen drei weitere Anlagen für Windkraft entstehen.

 Geht es nach den Wadriller Bürgern, dann soll die Hochwaldalm noch lange eine Stätte der Erholung sein. Windräder könnten die Ruhe stören.

Geht es nach den Wadriller Bürgern, dann soll die Hochwaldalm noch lange eine Stätte der Erholung sein. Windräder könnten die Ruhe stören.

Foto: Erich Brücker

Kommen weitere Windräder auf Wadriller Gebiet? Auf dem Waldgelände oberhalb der Hochwaldalm, übrigens die einzige ihrer Art im Saarland, sollen drei Windkraftanlagen errichtet werden, nachdem im Herbst vergangenen Jahres bereits auf dem Felsenberg drei Windkraftanlagen durch den Betreiber VSE in Betrieb genommen worden waren. Dagegen regt sich nunmehr Widerstand, innerhalb der Bevölkerung und auch im Ortsrat, der sich in seiner jüngsten Sitzung mit der Thematik befasst und abschließend die Durchführung einer Bürgerversammlung einstimmig beschlossen hatte. Diese findet am heutigen Montag, dem
2. Juli, um 18.30 Uhr in der Wadrilltalhalle statt.

In dieser jüngsten Ortsratssitzung erläuterte Ortsvorsteher Joachim Brücker den Stand der Dinge, nachdem das örtliche Gremium im Februar 2017 mit der Problematik befasst war und damals mit knapper Mehrheit dem im neuen Flächennutzungsplan der Stadt Wadern vorgesehenen Standort für Windräder oberhalb der Alm zugestimmt hatte. Allerdings nur unter der Vorgabe, dass die Anlagen soweit wie möglich in Richtung Landesgrenze zu Rheinland-Pfalz errichtet werden und der Betreiber die Stromversorgung zu den Rädern finanziell selbst trägt. „Der Ortsrat wird heute erneut um seine Meinung gefragt, da sich nunmehr konkrete Interessenten für die Errichtung von Windrädern auf dem Gebiet gemeldet haben“, sagte Brücker. Zwei Räder sollten auf städtischem Gebiet, das weitere auf dem Gelände der Gehöferschaft Wadrill aufgestellt werden. Der Abstand zur Alm beträgt mindestens 500 Meter. Der Ortsvorsteher wies vor Freigabe der Diskussion darauf hin, dass mit der Vergabe eines Auftrages an einen Betreiber auch die Strom- und Wasserversorgung von Hochwaldalm und Harteichhüte gesichert werden könnte.

Andreas Klauck von der CDU-Ortsratsfraktion zeigte sich zunächst verwundert darüber, dass über den Bau von Windkraftanlagen zu befinden ist, denn bisher war immer nur von der Änderung des Flächennutzungsplanes die Rede. „Eine Beratung über die Aufstellung von Windenergieanlagen hat meines Wissens noch nicht stattgefunden. Aber scheinbar liegen detaillierte Pläne an anderer Stelle schon vor“, betonte Klauck. Er stellte zudem klar, dass seine Fraktion nicht gegen erneuerbare Energiegewinnung beziehungsweise Windenenergieanlagen ist, aber es sollte bei solch einem Projekt nicht nur der finanzielle Aspekt betrachtet werden. Man habe als Ortsrat für die Errichtung von Windrädern auf dem Felsenberg gestimmt und damit Bereitschaft gezeigt, der alternativen Energiegewinnung nicht im Weg zu stehen.

Klauck und weitere Ortsratsmitglieder gaben etliche Gründe zu Protokoll, die gegen das Aufstellen von weiteren Windrädern oberhalb der Alm sprachen. Die neuen Anlagen sollen bis zu 280 Meter hoch sein, 60 Meter höher als die auf dem Felsenberg. Große zusammenhängende Waldstücke würden zerstört, Ausgleichsmaßnahmen für abgeholztes Gelände greifen eventuell in anderen Orten, wenn diese überhaupt erfolgen. Wald- und Feldwege würden zu „Autobahnen“ ausgebaut, ein Rückbau erfolge kaum, da diese als Transportwege bei Reparaturarbeiten erhalten bleiben. Den Bürgern werden mit dem Lieferverkehr Beeinträchtigungen und Verkehrslärm zu allen Tages- und Nachtzeiten aufgebürdet, dieser komme einem Verkehrschaos gleich. „Man sollte die Gutmütigkeit der Wadriller Bürger jedoch nicht weiter ausnutzen“, betonte Klauck.

Ein weiteres wichtiges Kriterium, die Anlagen zu verhindern, sei die Hochwaldalm selbst. Dieses touristische Kleinod sei ein Alleinstellungsmerkmal und die vier vorbeiführenden Premiumwanderwege gehörten samt den Wanderern, Radfahrern sowie Erholungssuchenden geschützt. Viel Geld wurde für den Ausbau der Alm und Wanderwege investiert. Ein Ausbleiben der Gäste wird befürchtet, dann brauche man auch keinen Strom und kein Wasser mehr. „Wegen möglicher Windräder kommt niemand auf die Alm“, so der Tenor in der Diskussion.

„Es liegen lediglich Anfragen zum Bau von Windkraftanlagen oberhalb der Alm vor, wobei diese Anfragen keine Auswirkung auf das weitere Procedere haben, denn Verwaltung und Räte wollen lediglich ein Stimmungsbild abfragen“, sagte Bürgermeister Jochen Kuttler in dieser Ortsratssitzung. Außerdem ist die in Frage kommende Fläche nördlich der Hochwaldalm im aktuellen Flächennutzungsplan der Stadt Wadern überhaupt nicht ausgewiesen. Die erste Änderung des Flächennutzungsplanes befindet sich derzeit noch in der Planung und ist noch nicht rechtskräftig. Um der Windkraft genügend Raum zu geben und den gesetzlichen Vorgaben zu entsprechen, sollen in dieser ersten Änderung weitere Vorranggebiete im Stadtgebiet ausgewiesen werden. Eines dieser Gebiete ist auch die Windvorrangfläche nördlich der Hochwaldalm.

Da es um die Fortschreibung des Flächennutzungsplans einen Rechtsstreit (SZ hat berichtet) mit der Genehmigungsbehörde gebe, ist auch nicht mit einer raschen Änderung der Sachlage zu rechnen. Der Verwaltungschef verkennt auch nicht, dass die Wadriller Bürger mit dem Windpark Felsenberg bereits eine Belastung erfahren haben. Die sehen alle politisch Verantwortlichen ebenso. Der Nebeneffekt in Form einer Verbesserung der Strom- und Wasserversorgung der Alm im Zuge des Baus von Leitungen für einen Windpark am Standort wäre zwar zu begrüßen, er kann aber kaum ein ausschlaggebender Grund für ein positives Votum von Ortsrat und Bürgerschaft sein.

Letztendlich wurde in der Ortsratssitzung die Frage aufgeworfen, welchen Wert die Bürgerversammlung habe und ob sich die Stadt später an das Votum der Wadriller halten werde. Diese Frage beantwortete Benjamin Trampert vom Bauamt: „Die letztendliche Entscheidung über den Bau der Windräder liegt nicht bei der Stadtverwaltung, sondern beim Stadtrat.“ Er sei sich sicher, dass dieser die Interessen der Bürger bei seiner Entscheidung auf jeden Fall berücksichtigen wird.

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