Gemischte Gefühle zum Abschied

Wadrill · Seit 140 Jahren war das Gasthaus Fritzen in Wadrill in Familienbesitz. Das scheidende Wirtsehepaar Gebel freut sich nun auf einen geruhsamen Ruhestand. Amanda und Norbert Korsten sind die neuen Inhaber.

 Schlüsselübergabe beim Gasthaus Fritzen in Wadrill: Ferdi und Lydia Gebel (von links) übergeben zum Jahreswechsel an Amanda und Norbert Korsten. Foto: Erich Brücker

Schlüsselübergabe beim Gasthaus Fritzen in Wadrill: Ferdi und Lydia Gebel (von links) übergeben zum Jahreswechsel an Amanda und Norbert Korsten. Foto: Erich Brücker

Foto: Erich Brücker

Eine Ära geht zu Ende, aber eine neue beginnt womöglich: Wirt Ferdinand Gebel vom Gasthaus Fritzen in Wadrill lädt für diesen Freitag, 30. Dezember, ab 18 Uhr mit Preisen wie anno dazumal zum Kehraus ein. Wirtin Lydia feiert einen Tag später ihren Geburtstag, wohl mit geschlossener Gesellschaft im Lokal. Aber dann wird die Haustür der traditionsreichen Dorfgaststätte im Hochwaldort (vorerst) zugesperrt. 140 Jahre Familientradition in der Wadriller Gastronomie haben dann ein Ende gefunden.

Viele Erinnerungen bleiben

"Natürlich gehen wir mit einem weinenden und lachenden Auge", erzählt das Wirtsehepaar, das seit 1991 die kleine Dorfkneipe bewirtschaftete. Einerseits gehen viele nette Erinnerungen an die guten alten Zeiten der Dorfwirtschaft, zu der bis 1974 eine Kegelbahn (bei der die Dorfjugend nach dem Krieg sich durch das Aufstellen der Kegel erste Groschen verdienen durfte) und ein größerer Saal gehörten, mit ins neue Wohndomizil, das im Hochwaldort bezogen wird. Schließlich war das Gasthaus Fritzen auch das Vereinslokal etlicher Dorfvereine: "Kappensitzungen, Hausbälle, Vereinsjubiläen, Geburtstage, Familienfeiern, Hochzeiten und auch Beerdigungen, dazu der Kegelbahnbetrieb, davon gibt es jede Menge Geschichten und Anekdoten zu erzählen", blickt Ferdi, Jahrgang 1944, mit glänzenden Augen und voller Euphorie schmunzelnd zurück.

Er muss es schließlich wissen, schon als kleiner Bub hat er das Gaststättentreiben und seine goldenen Zeiten miterleben dürfen. Damals hatte seine Mutter Maria, geborene Stroh, die Gaststätte nach dem Krieg vom Vater "Stroh Jäb" übernommen und später zusammen mit Schwester Cilly und deren Ehemann Alois Barth geführt. Gegründet wurde die Schankwirtschaft 1877 von Matthias Feilen, dessen Tochter Maria den "Stroh Jäb" geheiratet hatte. Die Gaststätte blieb seitdem bis heute im Familienbesitz , dies endet nunmehr mit der vierten Generation.

Andererseits dürfen sich Ferdi und Lydia Gebel auf einen neuen Lebensabschnitt ohne Gaststättenbetrieb freuen und einen geruhsamen Lebensabend genießen. "Auf diesem Wege danken wir allen Gästen, Freunden und Bekannten für die jahrelange Treue", teilt das scheidende Wirtsehepaar mit, das aber nicht auf einen Besuch im ehemaligen Gasthaus Fritzen verzichten muss. Denn die Gaststätte bleibt ihnen, den Stammkunden, Hochwäldern, Wadrillern und weiteren Besuchern erhalten. Ab Montag, 2. Januar, ist die Tür zum Schankraum wieder geöffnet.

Am 2. Januar geht's weiter

Amanda und Norbert Korsten sind die neuen Eigentümer des Anwesens in der Kirchstraße. Ab 17 Uhr serviert dann Wirtin Amanda ihren Gästen alkoholische und nicht alkoholische Getränke. In ihrer Heimat China hat die neue Wirtin gastronomische Erfahrungen gesammelt, aber auch in den vergangenen Monaten schon bei Fritzen gekellnert, um die vielfältigen Gewohnheiten, Sitten und Bräuche der Hochwälder Kundschaft schon mal kennen zu lernen. Amanda und Norbert bitten um das gleiche Vertrauen, wie es die Gäste den Vorbesitzern, dem Ehepaar Gebel, entgegen gebracht haben.

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