Wadern Wie Vorurteile uns das Leben schwer machen

Wadern · Im Waderner Kino lernten Schüler den Film „Batata im Kopf“ und dessen Macher kennen.

 Nach der Vorstellung des Films „Batata im Kopf“ im Waderner Kino stellten sich die Macher den Fragen ihrer Zuhörer: Bilal Almslam, Markus Trennheuser, Viktor Steinbach, Jerome Hoffmann, Gwendolin Radermacher und Marew Alhazad (von links).   Foto: Dieter Ackermann

Nach der Vorstellung des Films „Batata im Kopf“ im Waderner Kino stellten sich die Macher den Fragen ihrer Zuhörer: Bilal Almslam, Markus Trennheuser, Viktor Steinbach, Jerome Hoffmann, Gwendolin Radermacher und Marew Alhazad (von links). Foto: Dieter Ackermann

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Markus Trennheuser und Viktor Steinbach stellten sich Anfang der Woche gelassen der Kritik von vielen Schülerinnen und Schülern des Hochwaldgymnasiums Wadern (HWG) und der Graf-Anton-Schule Wadern – nachdem kurz zuvor in den Lichtspielen Wadern ihr Film „Batata im Kopf“ über die große Leinwand geflimmert war. Mit ihnen genossen die jugendlichen Hauptdarsteller Marew Alhazad, Jerome Hoffmann, Gwendolin Radermacher und Bilal Almslam den begeisterten Applaus, mit dem die gleichaltrigen Zuschauer ihren Film honorierten. Darin geht es um Migration, das Leben in Deutschland und um Vorurteile, mit denen sowohl Flüchtlinge als auch Deutsche hierzulande umgehen müssen – keine leichte Kost also, aber offenbar gut aufbereitet.

Das Projekt entstand im Auftrag des Kreiskulturzentrums Villa Fuchs, dessen Geschäftsführer Michael Rauch im Rahmen der Schulaufführung versicherte: „Herausgekommen ist ein Film, der mich von der ersten bis zur letzten Minute nachdenklich gemacht, begeistert und emotional berührt hat, weil er in der Sprache der Jugendlichen Situationen beschreibt, die wir jeden Tag so erleben.“ Alles dreht sich darin um den jungen, allzu normalen Markus, der vermeintlich ein Leben wie aus dem Bilderbuch führt. Alles ist da: Familie, Freundin, keine Geldsorgen – nur vom Leben im Krieg hat er keine Ahnung.

So sieht es jedenfalls der syrische Flüchtling Yassin, der als Kriegsflüchtling seit einem Jahr in Deutschland lebt und massiv von Markus gemobbt wird. Das ändert sich schlagartig, wenn die beiden nach einem mysteriösen Voodoo-Ritual im Körper des jeweils anderen landen. Diese für sie völlig neue Sichtweise offenbart beiden schlagartig ihre bisherigen Vorurteile.

Am Rand der Vorstellung erzählte Trennheuser der SZ, dass der Film eigentlich nur 15 Minuten lang werden sollte. „Aber um die vielen guten, spontan von allen Beteiligten eingebrachten Ideen realisieren zu können, kam letztlich ein 45-minütiges Projekt heraus, das wir übrigens ab heute auch über die Plattform Youtube ins Netz stellen.“

Ein Riesenproblem sei es von Anfang an gewesen, die richtigen Schauspieler in der passenden Altersgruppe zu finden. Richtig gecastet wurden die Laien-Darsteller an der Jean-François-Boch Schule (BBZ) Merzig. Überrascht wurde der Regisseur dann von der großen Resonanz auf seine eher nebenbei gestellte Frage: „Will vielleicht der eine oder andere von euch bei einer möglichen neuen Folge mitmachen?“ Viele Schülerinnen und Schüler aus Wadern meldeten spontan ihr Interesse an.

Hanns-Peter Ebert, Vorsitzender der Filmfreunde der Lichtspiele Wadern, freute sich als Hausherr über den offensichtlichen Erfolg dieser Vorstellung. Es sei einfach spannend gewesen, das jugendliche Publikum bei der Vorstellung mit seinen spontanen Reaktionen und Zwischenrufen zu beobachten. Er lobte ausdrücklich die gewählte Sprache mit den eingeblendeten deutschen Untertiteln, wenn die beiden gebürtigen Syrer Bilal und Yassim sich in ihrer Landessprache unterhielten: „So kann das gesprochene und geschriebene Wort Empathie zwischen unterschiedlichen Kulturen vermitteln.“

Nach der Vorführung setzten sich die Macher des Films vor ihre Zuschauer, und Trennheuser eröffnete mit den Worten „Hallo, ich heiße Markus“ den Dialog. Insbesondere stellte er auch den 21-jährigen Marew Alhazad vor, der mit seiner Familie vor den Kriegswirren Syriens nach Deutschland geflüchtet war.

Der wiederum brachte seinen Zuhörern in ausgezeichnetem Deutsch seine ureigenen Probleme näher, die sich zwangsläufig ergeben, wenn man beispielsweise aus einem Land kommt, in dem man von rechts nach links liest, und sich in einem Land zurechtfinden muss, in dem man von links nach rechts liest.

Aus solchen Erfahrungen habe sich letztlich auch das gemeinsam von allen Beteiligten gestaltete Drehbuch dieses Films entwickelt. So ergab sich schließlich ein munterer Dialog mit den Jugendlichen der Waderner Schulen, die sich von diesem Projekt offensichtlich nachhaltig angesprochen fühlten.

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