Faszinierende Einblicke ins Reich der MitteDas Lichtermeer von Shanghai

Wadern. Noch vor kurzer Zeit hätten wir uns niemals vorstellen können, Hühnerfüße zu essen. Doch seitdem wir zu Besuch in China gewesen sind, gehören noch weit exotischere Nahrungsmittel zu unserem Repertoire: Meeresgetier aller Arten (einschließlich Seegurken und Quallen), Entenhälse, Schweinefüße und Hühnermägen

 Die Waderner konnten sich keinen herzlicheren Empfang wünschen. Fotos: SZ/Schule

Die Waderner konnten sich keinen herzlicheren Empfang wünschen. Fotos: SZ/Schule

 So sahen gemeinsame Gymnastikübungen aus.

So sahen gemeinsame Gymnastikübungen aus.

 Die Wärme der chinesischen Schüler war beeindruckend.

Die Wärme der chinesischen Schüler war beeindruckend.

Wadern. Noch vor kurzer Zeit hätten wir uns niemals vorstellen können, Hühnerfüße zu essen. Doch seitdem wir zu Besuch in China gewesen sind, gehören noch weit exotischere Nahrungsmittel zu unserem Repertoire: Meeresgetier aller Arten (einschließlich Seegurken und Quallen), Entenhälse, Schweinefüße und Hühnermägen. Es versteht sich von selbst, dass wir all das und noch viel mehr perfekt mit Stäbchen zum Mund führen können. Im August dieses Jahres hatten uns 14 chinesische Schülerinnen und Schüler und zwei begleitende Lehrerinnen aus der südchinesischen Sechs-Millionen-Stadt Fuzhou an der Ostküste, der Insel Taiwan gegenüber gelegen, besucht. Wir bemühten uns, sie in einer abwechslungsreichen Woche mit dem deutschen Schul- und Familienalltag vertraut zu machen, bevor sie zu einer siebentägigen Deutschlandreise in zwölf Städte aufbrachen.Während der Herbstferien waren wir endlich an der Reihe, unsere chinesischen Freunde im goldenen Reich der Mitte zu besuchen. Die 17-tägige Reise, der wir aufgeregt entgegen gefiebert hatten, sollte unsere kühnsten Erwartungen übersteigen. Am 9. Oktober ging es in Begleitung der HWG-Lehrer Beate Bernd und Birgit Schommer von Türkismühle über Frankfurt und Hongkong nach Fuzhou, wo wir nach über 24 Stunden in angenehmen 27 Grad Celsius und mit überwältigender Herzlichkeit in Empfang genommen wurden. Vor dem neuen Campus der Fuzhou Middle School No. 1 schwebte ein mit Luft gefüllter roter Schlauch, der auf Deutsch die "Freunde aus Deutschland" willkommen hieß. Als wir abends von den Eltern unserer Austauschpartner abgeholt wurden, fielen wir nach 31 schlaflosen Stunden und mittlerweile sieben Mahlzeiten erschöpft in unsere Betten. Das Wochenende in den Familien wurde sehr bunt gestaltet: Besuch von buddhistischen Tempeln, Parks oder des Pandazoos, ein Picknick mit Bootsfahrt am Westsee, Karaoke Singen, Shopping oder eine Fahrt in die wunderschönen Küstenstadt Xiamen mit Besichtigung der Insel Gulangyu. Montags bekamen wir erste erstaunliche Einblicke in den chinesischen Schulalltag. Es begann mit dem feierlichen Absingen der chinesischen Nationalhymne und dem Hissen der Flagge.Die insgesamt 4000 Schüler zählende renommierte Schule ist bestens ausgestattet: Alle Klassen verfügen über Beamer und Laptop, es gibt verschiedene Bibliotheken, zahlreiche Computerräume und ein Observatorium. Manche Lehrer unterrichten mit Mikrofon, um stimmlich zu den bis zu 60 Schülern in einer Klasse durchzudringen. Die chinesischen Schüler werden sehr gefordert und müssen auch am Abend noch stundenlang Hausaufgaben machen. Aber es gibt Ausgleich: Nach der zweiten Schulstunde verlassen alle den Unterricht, um auf dem Schulhof Gymnastik zu machen. Nach dem Mittagessen wird von 12.30 Uhr bis 14 Uhr Siesta gehalten. Um 15 Uhr werden über Lautsprecher in alle Klassen Anweisungen für Augenübungen durchgesagt. Die Parade zu Beginn des Sportfests am Donnerstag, für die im Vorfeld heftig geprobt wurde, wirkte auf uns wie kleine Olympische Spiele, live von der Ehrentribüne aus gesehen. Wir absolvierten an der Schule ein umfangreiches Programm: Wir hörten Vorträge über chinesische Kunst, Kalligrafie und chinesische Musik, erhielten Unterricht in chinesischem Tanz, Kung Fu, Tai Chi und Scherenschnitt und lernten zwei Lieder. Wir machten eine Rundfahrt durch die 30000 Studenten zählende Universität, erlebten eine Teezeremonie am Westsee, kamen in den Genuss einer Schifffahrt auf einem Militärschiff und besuchten einige Museen. Jede unserer Bewegungen wurde von Herrn Lu, dem Schulfotografen, dokumentiert, der sich uns die ganze Woche über unermüdlich an die Fersen heftete. Aber nicht nur in der Schule bekamen wir Sonderbehandlung. Da nach Fuzhou noch nicht so viele westliche Touristen reisen, fühlten wir uns anfangs ständig beobachtet. Überall wurden wir neugierig beäugt, tausendfach fotografiert und sogar interviewt. Bei einem Besuch bei jüngeren Schülern auf einem anderen Campus wurden wir geradezu wie Pop Stars empfangen. Auch wenn uns Dinge wie der sehr chaotische Verkehr, die strenge Überwachung von wohlhabenden Wohngebieten und in der Schule und die etwas gewöhnungsbedürftigen Esssitten manchmal befremdlich erschienen, waren die faszinierenden Erfahrungen, vor allem die Gastfreundlichkeit der Familien, so umwerfend, dass beim Abschied am Bahnhof kein Auge trocken blieb.Wadern. So ging das Besuchsprogramm der HWG-Schüler in China weiter, nachdem sie sich von ihren Gastfamilien verabschiedet hatten: "In der zweiten Woche unseres Aufenthaltes fuhren wir entlang der chinesischen Ostküste nach Hangzhou mit seinem berühmten Westsee. Danach besuchten wir Suzhou und Tongli mit seinen vielen Kanälen und erreichten schließlich die 19-Millionenstadt Shanghai. Nach endlosen Staus im Lichtermeer hunderter Wolkenkratzer war 'Shanghai by Night' vom 88. Stock des Jin Mao Towers ein atemberaubendes Erlebnis.Der Besuch einer Seidenspinnerei, Teeplantage, Akrobatik- Show sowie zahlreicher Jahrhunderte alter chinesischer Gärten waren nur einige Punkte unseres Sightseeingprogramms. Ein Highlight am Ende war noch die Fahrt zum Flughafen mit dem Transrapid. Obwohl die besuchten Orte landschaftlich reizvoll und architektonisch beeindruckend waren, hatte die Woche in den Gastfamilien doch einen größeren Eindruck auf uns gemacht.Auch wenn China sehr kritisch in Deutschland beäugt wird, sollte man versuchen, einen Unterschied zwischen der chinesischen Regierungspolitik und den Menschen selbst zu machen.Uns jedenfalls hat die Freundlichkeit und Offenheit der Menschen sehr berührt. Und wir können jedem empfehlen, sich einen eigenen Eindruck vom chinesischen Alltag zu verschaffen." "Uns hat die Freundlichkeit und Offenheit der Menschen, die wir kennen gelernt haben, sehr berührt."Aus dem Bericht der HWG-Schüler

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