Fast so gut wie das eigene Nest

Morscholz · Vor einem Jahr bekamen die Jungvögel-Aufnahmestationen Morscholz und Nalbach eine neue Voliere. Seither wurden in der Station im Hochwald im laufenden Jahr rund 300 Jungvögel aufgepäppelt und wieder in die Freiheit entlassen.

"Neues Quartier für aufgepäppelte Jungvögel ", so titelte die Saarbrücker Zeitung vor einem Jahr. Die Jungvögel-Aufnahmestationen in Morscholz und Nalbach wurden mit einer neuen Aluminium-Voliere ausgestattet. Die alte, selbstgebastelte Voliere im Garten von Myriam Bettinger in Morscholz war im Laufe der Zeit baufällig geworden, so dass zuletzt zwei Mal ein Fuchs dort eingedrungen war und beträchtlichen Schaden angerichtet hatte. Jetzt ersetze eine neue, professionelle Aluminiumkonstruktion mit soliden Fundamenten das bisherige Vogelhaus. Viele Spender hatten ihren Obolus dazu gegeben, denn vom Land gab es keinen Zuschuss. Ein Großteil der rund 1000 Euro teuren Anlage war in der Tierarztpraxis Weber in Schwarzenholz gesammelt worden. "Ohne diese großzügige Aktion wäre der Neubau nicht möglich gewesen", sagten die Betreiber der Aufnahmestationen, Familie Zach in Nalbach und Myriam Bettinger in Morscholz . Das Herrichten des Fundamentes und der Aufbau der Voliere wurden ehrenamtlich von Familienmitgliedern ausgeführt. Hier sollen in Zukunft die aufgepäppelten größeren Vögel aus den beiden Auffangstationen auf die Freiheit vorbereitet werden.

Auf SZ-Nachfrage sagte Bettinger nun, dass seither rund 300 Jungvögel in Morscholz aufgepäppelt und auch schon wieder in die Freiheit entlassen wurden. Diese verletzten Jungvögel , die vielfach aus ihren Nestern gefallen waren, waren gefunden und in die Aufnahmestation gebracht worden, die Bettinger bereits seit rund 20 Jahren betreibt. Auch von der Aufnahmestation aus Nalbach werden Vögel übernommen, allerdings nur die größeren. In Morscholz und Nalbach sind die einzigen Jungvögel-Aufnahmestationen, die vom Umweltministerium mit Futtermittelgeld, Fahrt- und Arztkosten unterstützt werden. In Nalbach wurden in diesem Jahr 790 Vögelchen aufgezogen und gesund gepflegt. "Eigentlich ist das kein Hobby mehr. Viele der Jungvögel müssen alle halbe Stunde gefüttert oder mit Medikamenten versorgt werden", sagen Monika und Günther Zach. Man habe keinen freien Tag in der Woche, können kaum zu Familienfeiern oder sonstigen Festen gehen.

Bei der Behandlung der Vögel wird hin und wieder auch ein Tierarzt zu Rate gezogen. "Kleinere Wehwehchen kann ich selbst versorgen, wie zum Beispiel ein gebrochenes Beinchen schienen oder die Dosierung von Medikamenten", sagt Bettinger. Zuweilen muss aber auch ein schwerverletzter Vogel eingeschläfert werden, was dann der Tierarzt erledigt. In diesem Jahr gab es noch ein besonderes Problem bei der Aufzucht der Vögelchen. Aufgrund der großen Hitze, bis zu 80 Grad unter den Häuserdächern, sind unzählige Mauersegler aus den Nestern gefallen. Auch diese mussten überwiegend versorgt werden. Derzeit befinden sich in der großen Voliere in Morscholz noch zwei Raben, zwei Elstern und zwei Buchfinken in der Pflege, die in den nächsten Wochen wieder ausgewildert werden können, denn sie haben sich gut erholt. "Ausgewildert werden die Vögel aber erst, wenn sie sich auch selbst versorgen können", klärt Bettinger auf. "Alle Hochachtung vor der Arbeit dieser beiden Aufnahmestationen, da kann man nur den Hut ziehen", sagte Dr. Volker Wild vom Umweltministerium anerkennend auf SZ-Nachfrage. Im Rahmen der Möglichkeiten erfolge die finanzielle Unterstützung für angefallene Kosten, mehr gehe leider nicht. In diesem Zusammenhang teilte er mit, dass der Nabu Saarland für sein Kleinvogelbetreuernetz, das neue Strukturen erhalten soll, interessierte und tierliebe Menschen sucht, die bei der Betreuung von Kleinvögel mithelfen wollen. Die Aufnahmestationen in Morscholz und Nalbach erteilen gerne Auskunft.

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