Nunkirchen Ein starkes Faible für alte Waagen

Nunkirchen · Der ehemalige Nunkircher Bäckermeister Horst Spang sammelt seit über 30 Jahren antike Waagen, restauriert sie und macht sie voll funktionsfähig. Der Nunkircher Verein „Kultur am Tor“ vermittelt Interessierten gerne eine Führung durch die historische Sammlung.

 Erläuterungen zu einer über 100 Jahre alten Küchenwaage (von rechts): Hanne und Horst Spang, René Bergling vom Verein „Kultur am Tor“ und Bürgermeister Jochen Kuttler.

Erläuterungen zu einer über 100 Jahre alten Küchenwaage (von rechts): Hanne und Horst Spang, René Bergling vom Verein „Kultur am Tor“ und Bürgermeister Jochen Kuttler.

Foto: SZ/Ruth Wagner

Das Wiegen ist dem Bäcker mit Goldenem Meisterbrief natürlich in die Wiege gelegt. Denn was hat Horst Spang bis vor zehn Jahren, als er noch seine Bäckerei betrieben hatte, nicht täglich alles gewogen, um leckeren Kuchen und herzhafte Brote für die Kunden zu backen. Auch in seinem Bäckerladen war die Waage ständig in Bewegung, denn es gab damals noch nicht so viele fertig verpackte Produkte. „Waagen haben mich durch mein bisheriges Leben begleitet und werden mich wohl auch für den Rest meines Lebens nicht loslassen“, strahlt der rüstige 75-Jährige.

Vor über 30 Jahren hat ihn die Sammelleidenschaft gepackt. Dass seine private Waagen-Sammlung einmal so umfangreich würde, glaubte er anfangs selbst nicht. Inzwischen sind es über 400 historische Stücke geworden, und „das dürfte wohl saarlandweit einmalig sein“, staunten Waderns Bürgermeister Jochen Kuttler und René Bergling, Vorsitzender des Vereins „Kultur am Tor“, dieser Tage beim Besuch in der ehemaligen Bäckerei. Die meisten Waagen sind über 100 Jahre alt. „Alle sind voll funktionstüchtig, wiegen noch aufs Gramm genau“, ergänzt Spangs Frau Hanne schmunzelnd, die ihn tatkräftig bei seinem Steckenpferd unterstützt.

„Hier ist alles sehr ausgewogen“, witzelt denn auch Horst Spang und lacht. Dann sprüht er vor Begeisterung, als er seine Schätze detailliert beschreibt, mit Herkunft und Datum, darunter auch einige besondere „Schätzchen“, vornehmlich aus der Zeit des Jugendstils. Die Räume seiner früheren Bäckerei an der Saarbrücker Straße in Nunkirchen beherbergen ausschließlich eines: Waagen, wohin das Auge schaut: Krämerwaagen aus Tante Emma-Läden, Apothekerwaagen, Briefwaagen, Paketwaagen, Haushaltswaagen, Zählwaagen, Marktwaagen und viele mehr, nicht nur aus Deutschland, auch aus Frankreich, England, Ungarn, der Türkei, Belgien, Polen und den USA.

Dazu kommen noch rund 1000 Gewichtssteine, die gesondert aufbewahrt werden. „Die handwerkliche Kunst der damaligen Zeit fasziniert mich, ebenso die Funktion der Waage mit ihrer Ausgewogenheit, ihrer Balance“, beschreibt Spang die Motivation für seine Sammelleidenschaft.
Doch wie heißt es: „Vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt.“ Mehr als 1000 Mal waren Horst und Hanne Spang in den letzten Jahrzehnten sonntags auf Flohmärkten in der ganzen Region unterwegs, haben keine Kosten und Mühen gescheut, immer auf der Suche nach Waagen, „und die sahen oft aus wie Schrott“, lacht Spang. Die Markthändler haben ihre Waagen schon für den Sammler bereitgehalten. „Dann musste nur noch um den Preis gefeilscht werden, was auch nicht immer leicht war.“ Zu Hause ging es dann an die Arbeit. Horst Spang hat alle Waagen selbst restauriert, und dies sehr behutsam. Nach der Entfernung von Rost und altem Lack, oft mehreren Schichten, folgten noch weitere aufwändige Arbeitsgänge, bis die Waage am Schluss, mit neuem Lack versehen, ihren Platz im Regal neben den anderen Sammelstücken erhielt.

„Wieder eine neue, antike und wertvolle Waage, die vor Jahrzehnten irgendwo irgendwelche Dinge gewogen hat“, bemerkt Spang voller Stolz.

 Stattlich und . . .

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Foto: Ruppenthal
 . . . sehr beeindruckend ist die Waagen-Sammlung von Horst Spang aus Nunkirchen.

. . . sehr beeindruckend ist die Waagen-Sammlung von Horst Spang aus Nunkirchen.

Foto: Ruppenthal
 Hier eine Briefwaage aus napoleonischer Zeit.

Hier eine Briefwaage aus napoleonischer Zeit.

Foto: Ruppenthal

Der Verein Kultur am Tor vermittelt gerne Führungen durch die private Waagensammlung, Kontakt: Tel. (0 68 74) 301 oder E-Mail: kulturamtor@gmx.de.

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