Diskutieren für Europa

Wadern. "Manchmal haben wir zehn Stunden am Tag gearbeitet", fasst Christian Willems (15) vom Hochwaldgymnasium die anstrengende parlamentarische Woche zusammen. Arbeiten, das bedeutet in diesem Fall: diskutieren, debattieren, Konzepte ausarbeiten, Kompromisse finden. Wie im richtigen Parlament lief die harte Arbeit vor allem in den acht Ausschüssen ab

 Die Schüler des Hochwaldgymnasiums versetzten sich für eine Woche in die Rolle von Parlamentariern. Foto: SZ

Die Schüler des Hochwaldgymnasiums versetzten sich für eine Woche in die Rolle von Parlamentariern. Foto: SZ

Wadern. "Manchmal haben wir zehn Stunden am Tag gearbeitet", fasst Christian Willems (15) vom Hochwaldgymnasium die anstrengende parlamentarische Woche zusammen. Arbeiten, das bedeutet in diesem Fall: diskutieren, debattieren, Konzepte ausarbeiten, Kompromisse finden. Wie im richtigen Parlament lief die harte Arbeit vor allem in den acht Ausschüssen ab. Denn hier mussten Resolutionen erarbeitet werden, für die dann in der anschließenden Plenardebatte eine Mehrheit gefunden werden musste. Das Besondere am Modell Europa-Parlament (MEP), das von einem Bonner Verein seit dem Jahr 2000 ausrichtet wird, ist: Die Sitzungen finden an Originalschauplätzen der Politik statt, nämlich im Bundesrat, im Bundespresseamt und in Landesvertretungen. Alle Schüler sind für das Simulationsspiel mit einer neuen nationalen Identität ausgestattet. Die Waderner Schüler haben Litauen vertreten. Die Delegierten aus den 16 Bundesländern sowie die zwei Gastdelegationen aus Polen und Finnland scheuten sich auch nicht, heiße Eisen anzupacken. So hatten die entscheidungsfreudigen Jungpolitiker keine politischen Schwierigkeiten damit, zur Qualitätssteigerung der Schulbildung eine halbjährliche Fortbildungspflicht für Lehrer zu fordern, zur Bekämpfung der Finanzkrise die Gründung einer gesamteuropäischen Bankenaufsicht anzuregen und zur Bekämpfung des Klimawandels neu anfallenden Energiebedarf nur noch durch erneuerbare Energien zu decken. Alles begründet mit nachvollziehbaren Argumenten. Richtig zur Sache ging es dann in der zweitägigen Plenardebatte im Bundesrat. Reden und Gegenreden wurden gehalten, Pro und Contra-Argumente vorgebracht, leidenschaftliche Appelle zur Annahme oder Ablehnung der einzelnen Resolutionen an die Abgeordneten gerichtet. Mit dem Ergebnis, dass drei von acht Resolutionen keine Mehrheit im Plenum fanden. Es ist manchmal eben nicht ganz einfach, junge Leute zu überzeugen. Am ersten Tag konnte sich auch der Vertreter des Saarlandes beim Bund, Jürgen Lennartz, von der Qualität der Debatten überzeugen. Im Namen des Ministerpräsidenten Peter Müller, der in diesem Jahr als Bundesratpräsident die Schirmherrschaft über das MEP übernommen hatte, begrüßte er die Delegierten und verfolgte gespannt die Beratung der ersten Resolution. Er musste konstatieren: "So lebendige Diskussionen erlebt man bei den echten Bundesratssitzungen nicht immer!" Die besten Redner werden mit einer Teilnahme an einer der jährlich stattfindenden internationalen Jugendparlaments-Sitzungen belohnt. Dass sie aber schon in Berlin viel gelernt haben, darin sind sich die Jugendlichen einig. "Es ging in erster Linie nicht darum, irgendwelche Forderungen an Politiker zu stellen", fasst Charlotte Rosenkranz, Präsidentin des MEP 2009, die Woche zusammen, "sondern darum, den europäischen Traum, den wir hier in Berlin gelebt haben, in der Zukunft mit Leben zu füllen." red "Es geht darum, den europäischen Traum mit Leben zu füllen."Charlotte Rosenkranz, Präsidentin des MEP 2009

Auf einen BlickFolgende Schülerinnen und Schüler des HWG haben in diesem Jahr das Saarland beim Modell Europaparlament vertreten: Christina Willems, Angelina Krächan, Michelle Jäschke, Theresia Töttel, Sarah Maus, Katrin Scherer, Max Barth, Tim Rieck. Vorbereitet und betreut wurde die Gruppe von Politiklehrer Edwin Didas. red

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