Die Zukunft des Waldes im Blick

Wadrill. Gut besucht war die Fachtagung "Wald und Wild im Gleichgewicht" in der Wadrilltalhalle: Rund 50 Teilnehmer begrüßte Hans-Joachim Maurer von der KEB Merzig-Wadern, dem Organisator der Veranstaltung

 Beispiel für Verbissschäden im Bereich "In der alten Perch" im Wadriller Wald im Sommer . . .

Beispiel für Verbissschäden im Bereich "In der alten Perch" im Wadriller Wald im Sommer . . .

Wadrill. Gut besucht war die Fachtagung "Wald und Wild im Gleichgewicht" in der Wadrilltalhalle: Rund 50 Teilnehmer begrüßte Hans-Joachim Maurer von der KEB Merzig-Wadern, dem Organisator der Veranstaltung. Darunter waren Staatssekretär Klaus Borger, der Wadriller Ortsvorsteher Josef Koch, MdL Edmund Kütten und Martin Görgen von der Teilnehmergemeinschaft Wadrill sowie weitere Vertreter vom Umweltministerium, dem Staatsforst, der Forstbetriebsgemeinschaften Merzig-Wadern und St. Wendel sowie Gehöferschafter aus dem Saarland und Rheinland-Pfalz. Perspektiven und ProjekteAuch wenn die beiden Impulsreferate aus organisatorischen Gründen ausfallen mussten, erbrachte die Veranstaltung zukunftsgerichtete Perspektiven und Projekte für die Waldwirtschaft. Staatssekretär Borger informierte, dass die neue Koalitionsregierung ihre neue Jagdpolitik einstimmig über alle Parteien hinweg konzipiert habe. Es werde vor dem Hintergrund des Zustandes des Waldes zu einer Novellierung des Jagdgesetzes kommen, wobei dem Wald ein erheblicher Stellenwert zukomme. Borger machte das Angebot, dass das Ministerium Projekte, die den Wald vor einem weiteren Verbiss durch Wild schützen, fördern werde. In anschaulicher Weise präsentierte Michael Stroh (Wadrill), selbst Privatwaldbesitzer in Wadrill, zahlreiche Bilder und Hintergrundinformationen zu der aktuellen Situation der Wadriller Wälder. Aus einer umfassenden Bildersammlung entstand eine visuelle Wanderung durch die Wadriller Liegenschaften. Dabei wurde deutlich, was sich in den vergangenen 30 Jahren entwickelte hat und was die hauptsächliche Ursache für die heute zu beobachtenden Verbiss-Schäden im Waldbestand sei. Brennholz wird fehlenZudem warf Stroh einen Blick in die Zukunft und skizzierte, wie sich bei unveränderter Wald- und Jagdpolitik insbesondere die Niederwälder in den kommenden 30 Jahren entwickeln werden. Seiner Berechnung zufolge würden bei einem kompletten Umtrieb der Niederwaldflächen etwa 15 500 Raummeter Brennholz fehlen. Diese entsprechen etwa drei Millionen Liter Heizöl. Eindringlich mahnte Stroh eine Neuausrichtung der Wadriller Gehöferschaften an, denn die künftigen Generationen müssen mit den Folgen der heutigen Entscheidungen leben. Die Reduktion des Wildes ist nach den in Wadrill präsentierten Erfahrungen im Nachbarort Kell noch keine Garantie für die Vermeidung von Waldschäden. Erforderlich sei auch eine Zusammenarbeit über die Grenzen hinweg, da sich das Wild nicht an die von Menschen gemachten Grenzen halte. Hier will Dittmar Lauer (Kell) konkret auf den Saar-Staatssekretär zugehen und eine solche Zusammenarbeit anbahnen. Kontrovers diskutiert wurde die Grundsatzfrage, ob die Entscheidung über die Landschaftsgestaltung allein Sache der Eigentümer sei, oder hier das Gemeinwohl vertreten durch den Staat stärker Einfluss nehmen müsse.

 . . . und im Winter. Fotos: Michael Stroh/SZ

. . . und im Winter. Fotos: Michael Stroh/SZ

HintergrundNicht nur um ökologische, jagdliche und Waldbewirtschaftungs-Fragen ging es in Wadrill, auch die Historie kam nicht zu kurz: Hans Ludwig (Mettlach) gab einen Einblick in seine bisherigen Forschungen zur Geschichte der Gehöferschaften. Er müsse seine bisherigen Vorstellungen von der Geschichte Wadrills revidieren. So sei Wadrill viel älter, als es die 1000-Jahr-Feier 1983 suggeriert habe. Neueste archäologische Funde rund um den Hunnenring und andere Stätten zeigten, dass hier bereits 500 v. Chr. die Treverer nicht nur gesiedelt, sondern eine hoch entwickelte Kultur und Eisenindustrie geschaffen hätten. Anfänge gehöferschaftlicher Wirtschaftsordnung müssten hier gesucht werden, da sich bislang kein konkreter politischer Akt finden ließ, durch den sie entstanden sind. Geklärt werden müsse noch die Frage, wie die vier verschiedenen Gehöferschaften in Wadrill entstanden sind und wie das Ortsbild von Wadrill durch diese vier Siedlungsgebiete geprägt worden ist, sagte Ludwig. eb

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