Die Tage in Wadrill scheinen gezählt

Wadrill · Familie Alsharif, in Wadrill prima integriert, droht die Abschiebung nach Rumänien, weil sie dort vor zwei Jahre Asyl erhalten hat. Der Helferkreis Wadrill des des Bündnisses für Flüchtlinge Wadern will dies verhindern.

 Amer Alsharif und Frau Diana Almalih mit den Kindern Wasim und Karim fühlen sich im Hochwald wohl. Foto: Rolf Ruppenthal

Amer Alsharif und Frau Diana Almalih mit den Kindern Wasim und Karim fühlen sich im Hochwald wohl. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Es wirkt schon richtig heimelig in der kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung der Familie Alsharif in Wadrill . Mutter Diana Almalih serviert wahlweise frischgebrühten Kaffee und Tee. Die 23-Jährige wirft immer wieder abwechselnd einen fürsorglichen Blick auf ihre Söhne Karim und Wasim. "Wir fühlen uns hier wie Zuhause", sagt ihr Ehemann Amer Alsharif. Das Saarland sei für sie zur neuen Heimat geworden. Doch die Tage in Wadrill scheinen nun gezählt. Der syrischen Familie aus Damaskus droht die Abschiebung nach Rumänien. Denn dort hat die Familie vor zwei Jahren Asyl erhalten. "Wir mussten dort vorerst bleiben, denn Diana hat unseren ersten Sohn Wasim zur Welt gebracht", erklärt Amer Alsharif. Von Anfang an sei das Ziel aber Deutschland gewesen. In Syrien hat er lange als Automechaniker gearbeitet, da sei die Chance auf einen Job in Deutschland gar nicht so schlecht. Außerdem würden Verwandte bereits in Frankfurt und Berlin wohnen.

Viel Geld habe der 33-Jährige und seine Familie für die medizinische Versorgung in Rumänien ausgeben müssen, daher habe sich die Weiterreise nach Deutschland immer wieder verzögert. Allein für die Geburt Wasims habe er dem Krankenhaus in Bukarest 1500 Dollar gezahlt. Die Lebensumstände seien unmenschlich gewesen, sie hätten in einer mickrigen, kleinen Wohnung hausen müssen. Dann habe Amer Alsharif den Entschluss gefasst, nach Deutschland zu fliehen. Frau und Kind sollten später nachkommen. Aber die Grenzssicherheitskräfte hätten ihn abgefangen. "Zwei Tage haben sie mich in ein Gefängnis gesteckt", sagt Amer Alsharif. Sie hätten ihm gedroht, dass er weiterhin im Gefängnis bleiben müsste, wenn er keinen Asylantrag in Rumänien stelle. Wenn Alsharif über die Zeit in Rumänien erzählt, wird seine Mimik und Gestik traurig. Er versucht zu lächeln, aber es misslingt ihm. Es sei eine sehr schwierige und harte Zeit für ihn und seine Familie gewesen. "Sie haben uns nicht wirklich geholfen", sagt er. Es sei schwer gewesen, an Geld zu kommen, denn eine Arbeit hätte er dort nicht finden können. Sogar das Hochzeitsgeschenk, ein bisschen Gold, von Diana hätten sie verkaufen müssen.

Im September 2014 war es dann soweit, die Familie hatte genug Geld, um nach Deutschland zu reisen. "Wir haben in Lebach einen Asylantrag gestellt.

Im November hat sich dann jedoch herausgestellt, dass wir kein Recht auf Asyl haben", erklärt Amer Alsharif. Denn die Familie habe bereits Asyl in Rumänien gewährt bekommen. Doch weg will die Familie aus dem Saarland nicht mehr. "Es ist ein nettes Leben hier in Deutschland. Wir fühlen uns nicht mehr allein gelassen", sagt Alsharif. In Wadern besuchen er und seine Frau auch einen Deutschsprachkurs, an manchen Stellen muss er noch nach dem korrekten deutschen Wort fragen, aber Alsharif spricht fast fließend Deutsch. Albert Räsch vom Helferkreis Wadrill nickt zustimmend: "Er ist eine große Hilfe für die Gemeinde und hier kaum noch wegzudenken." Daher unterstützt er die Familie, will dass sie bleibt. Und damt ist er nicht alleine.

Insgesamt 400 Unterschriften hat der Helferkreis Wadrill des Bündnisses für Flüchtlinge Wadern zusammenbekommen. "Unter anderem hat auch die stellvertretende Ministerpräsidentin, Anke Rehlinger , unterschrieben", sagt Räsch hoffnungsvoll. Auch Waderns Bürgermeister Jochen Kuttler will, dass die Alsharifs in Wadern bleiben können: "Amer Alsharif ist ein Bindeglied zwischen den Neuankömmlingen und der Kommune." Er begleite neue Flüchtlingen zu Behörden, richte Wohnungen ein und sei stets vor Ort. Jetzt heiße es aber abwarten. "Wir haben Berufung eingelegt. Jetzt kann das Gericht diese abschmettern, oder das Verfahren zieht sich noch in die Länge", erklärt Räsch. Der Drittstaat Rumänien sei aber auf keinen Fall ein sicherer Aufenthaltsort für die Familie. Vor allem aufgrund der hygienischen Umstände vor Ort, denn erst am 10. September hat Diana ihr zweites Kind geboren.

Nach Rumänien will die Familie auf keinen Fall zurück, dann doch wieder zurück in die Heimat, nach Syrien. "Lieber sterbe ich in Syrien, als in Rumänien zu leben", sagt Amer Alsharif. Dort habe man wenigstens noch Familie und Freunde.

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