Löstertal Die Schönheit von Gottes Natur genießen

Rathen · Auf der Anhöhe „Kiermert“ bei Rathen wurde ein neues Wegekreuz eingesegnet. Ein Anlass, an dem viele Gäste teilhaben wollten.

 Groß war die Schar der Teilnehmer und „Pilger“, die bei der Einsegnung des neuen Hubertuskreuzes durch Pastor Stefan Sänger teilnahmen.

Groß war die Schar der Teilnehmer und „Pilger“, die bei der Einsegnung des neuen Hubertuskreuzes durch Pastor Stefan Sänger teilnahmen.

Foto: Bärbel Koster

Nein, es war kein Nachmittag wie jeder andere. Es waren besondere, andächtige, besinnliche und gesellige Stunden an diesem lauen, sonnendurchflutetem Herbsttag. Für die Einheimischen des Waderner Stadtteils Rathen und „Pilger“ aus dem benachbarten Löstertal hatte diese Veranstaltung einen kleinen Festcharakter. Etwa 50g erwartungsvolle Besucher, unter ihnen die mit 90 Jahren Dorfälteste Adelheid Meyer, versammelten sich auf der Anhöhe „Kiermert“ des 280-Seelen-Dorfs Rathen. Dieses Treffen hatte einen Grund: Alle kamen, um mit Pastor Stefan Sänger mit Gebeten und Liedern die Einweihung und -segnung des neuen Wegekreuzes „Hubertus“ mit zu gestalten.

Andächtig und in sich gekehrt lauschten die Anwesenden den Worten des Pastors, als er die Bedeutung der Flur- und Wegekreuze erläuterte. Sie seien wichtigstes und deutlichstes Symbol für den christlichen Glauben. „Kreuze begegnen uns an vielen Orten, nicht nur in Kirchen und Kapellen. Sie stehen an  Wegrändern, Kreuzungen, freien und exponierten Stellen wie auf vielen Anhöhen“, sagte Pastor Sänger. Ein sichtbares Gedenken sollte den durch Unfall, Blitz oder Mord zu Tode Gekommenen bewahrt werden. Wegekreuze sollen Wanderern und Pilgern auch zur Orientierung dienen, damit sie nicht von ihrem Weg abkommen.

Feldkreuze würden auch von Bauern aufgestellt, zum Zeichen dafür, dass dem Schöpfer die Felder und Fluren, das Wachstum und Gedeihen anvertraut sind. Gipfelkreuze, oft von Bergsteiger- und Wandergruppen errichtet, dienten immer noch dazu, den Menschen beim Anblick der atemberaubenden Schönheit der Bergwelt an den Schöpfer zu erinnern und ihm zu danken. Sie laden Vorbeigehende zum Gebet für Dank, Hoffnung und Besinnung ein. Aber auch zum Verweilen und die Schönheit von Gottes-Natur zu genießen.

Genau so soll es bei dem neu errichteten Rathener Wegekreuz sein, das auf den Namen „Hubertuskreuz“ getauft wurde. Und das kam so: Vor knapp 24 Jahren, an einem bitterkalten Januartag 1994, wurde an der jetzigen Stelle das erste Kreuz aufgestellt. Initiator war Karl-Heinz Müller, Jagdpächter und Mitglied des Schützenvereins Hubertus Rathen. Da er schon krank war, ließ er das Kreuz so aufstellen, dass er den Blick aus seiner Wohnung über das Dorf hinweg auf  „sein“ Holzkreuz hatte. Es sollte Ausgangspunkt für die Jäger sein. Im Laufe der zwei Jahrzehnte nagte jedoch der Zahn der Zeit an dem Kreuz. Es wurde morsch, der Herrgott fiel fast vom Kreuz, es stand kurz vor dem Verfall.

Eine Reparatur hatte sich nicht mehr gelohnt. So ergriffen ein paar Einheimische, die ungenannt bleiben wollen, die Initiative, ein neues Kreuz aufzustellen. Ein ortsansässiger Schreiner zimmerte eine Woche lang das drei Meter hohe und 1,20 Meter breite Kreuz aus Tannen- und Eichenholz mit einer Überdachung. Ein aus Alu-Druckguss bronzierter Herrgott ziert das Kreuz, das ein benachbarter Landwirt mit seinem Hublader in die richtige Stellung brachte. Das Gelände um das neue Wahrzeichen wurde nach und nach in Ordnung gebracht, es wurde planiert, gemäht, gestrichen und gepflanzt. Zwei Esskastanien, gesetzt von Mitgliedern des Obst- und Gartenbauvereins Löstertal, flankieren und umrahmen das Kreuz. Einige Kirchlorbeersträucher, gestiftet und gepflanzt von einem Einheimischen, umranden die grüne Bodenplatte.

Für Pastor Sänger war es „eine Freude“, dieses Hubertuskreuz einzusegnen und den Beteiligten und Helfern für ihren freiwilligen Einsatz zu danken. „Ich bin stolz, dass es noch solche Leute gibt, die sich in den Dienst einer guten Sache stellen“, spendete er Lobesworte. Lob und Dank sprach auch Ortsvorsteher Wolfgang Maring den Initiatoren und Helfern aus. Überrascht zeigte er sich über die große Schar der Teilnehmer, die an diesem Nachmittag ihr Interesse an der Kreuz-Einsegnung bekundeten.

 Das restaurierte Hubertuskreuz. Foto: Bärbel Koster

Das restaurierte Hubertuskreuz. Foto: Bärbel Koster

Foto: Bärbel Koster

Als Dank und Anerkennung für die geleistete freiwillige Arbeit eifriger Helfer ließ Maring als Geschenk eine neue Bank, gestiftet vom CDU-Ortsverband Löstertal, aufstellen. Auf ihr sollen sich künftig Spaziergänger, Wanderer und Pilger ausruhen, verweilen, besinnen und Orientierung suchen. Vor allem aber den grandiosen Blick in die unendliche Weite über Weiden, Felder, Wälder, romantische und naturbelassene Bachläufe und das gesamte Löstertal genießen. Das wünschen sich die Veranstalter und die Einheimischen mit Blick vom Hubertuskreuz. Nach Freibier und einer kleinen Stärkung „pilgerten“ die meisten der Anwesenden zur Abendmesse in die örtliche Kapelle, die der ehemalige Pastor der Pfarrei, Jakob Spaniol, zelebrierte. Anschließend ging es im Schützenhaus für alle Dorfbewohner und Gäste zum gemütlichen Teil über mit vielen Anekdoten und Geschichten zu Wege-, Flur- und Gipfelkreuzen in der Gegend.

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