Der „Schlossherr“ dankt ab

Dagstuhl · Mit einem fröhlichen Fest verabschiedeten am Freitag Kollegen und Mitarbeiter den Leiter des Leibniz-Zentrums für Informatik (LZI) auf Schloss Dagstuhl, Professor Reinhard Wilhelm, in den Ruhestand. Fast 25 Jahre lang war er der wissenschaftliche Direktor des Zentrums.

 Erste Reihe: (von links) Professor Stefan Jähnichen, Professor Raimund Seidel (neuer wissenschaftlicher Direktor LZI Dagstuhl seit 1. Mai), Professor Heinz Schwärtzel (Aufsichtsratsvorsitzender LZI Dagstuhl) und Professor Reinhard Wilhelm. Foto: Sylvie Rauch

Erste Reihe: (von links) Professor Stefan Jähnichen, Professor Raimund Seidel (neuer wissenschaftlicher Direktor LZI Dagstuhl seit 1. Mai), Professor Heinz Schwärtzel (Aufsichtsratsvorsitzender LZI Dagstuhl) und Professor Reinhard Wilhelm. Foto: Sylvie Rauch

Foto: Sylvie Rauch

Der Vorsitzende des LZI-Aufsichtsrates, Professor Stefan Jähnichen, hob während der Feierlichkeiten am Freitag die große und weitreichende Bedeutung der Arbeit von Reinhard Wilhelm deutlich hervor: "Er ist der Schlossherr, der Schloss Dagstuhl aufgebaut und dahin gebracht hat, wo das Zentrum heute steht. Es ist weltweit so anerkannt, dass es bereits zahlreiche Versuche gegeben hat, dieses Konzept zu kopieren, jedoch ohne Erfolg. Reinhard Wilhelm hat eine Leistung erbracht, die wohl niemand außer ihm hätte erbringen können."

Das sei sicherlich auch seiner besonderen Persönlichkeit geschuldet, die Stefan Jähnichen durch ein großes Durchsetzungsvermögen, eine enorme fachliche Kompetenz und einen sauerländischen Sturkopf charakterisierte. Wilhelm sei seit vielen Jahren einer der führenden wissenschaftlichen Köpfe in der Informatik. In Vertretung der Ministerpräsidentin des Saarlandes sprach Dr. Susanne Reichrath, Beauftragte der Ministerpräsidentin für Wissenschaft, Hochschulen und Technologie, herzliche Worte der Anerkennung zur Verabschiedung von Professor Wilhelm in Dagstuhl. Sie bezeichnete das Zentrum als eine ganz besondere, außergewöhnliche wissenschaftliche Einrichtung.

Das Zentrum sei inzwischen ein wichtiger, ein unverzichtbarer Bestandteil der Informatik in Deutschland und entscheidend für die internationale Sichtbarkeit des Informatikstandortes Saarland. "Sie, Herr Professor Wilhelm haben sich immer ambitionierte Ziele gesetzt und diese konsequent verfolgt. Sie haben mit viel Kraft, Herzblut, kommunikativen Fähigkeiten, fachlichem Können und Wissen sowie mit der richtigen Nase für richtige Themen dieses Institut hier vorangebracht. Durch Ihr Engagement ist das Leibniz-Zentrum für Informatik in Dagstuhl in der internationalen Fachwelt der Informatik bekannt geworden."

Ebenfalls habe er bewirkt, dass den Nachwuchswissenschaftlern der Weg geebnet werde. Zudem habe er immer auch den Ausgleich zu der Seminarteilnahme im Blick gehabt. Professor Wilhelm habe ein hervorragendes Umfeld für Wissenschaftler geschaffen, in dem Musik, Kunst und geselliges Beisammensein eine große Rolle spielen. "Sie haben erreicht, dass die Wissenschaftler sich hier wohl fühlen, dass sie einen sinnlichen Ausgleich, beispielsweise in den Kunst-Ausstellungen hier in Dagstuhl, finden. Danke, dass Sie diesem Zentrum einen ganz runden Charakter gegeben haben", erklärte Susanne Reichrath.

Ein besonderes Abschiedsgeschenk machte Professor Otto Spaniol dem ehemaligen Schlossherrn. Er sorgte mit einer gelungenen Heinz-Becker-Vorstellung für viele Lacher. Ihm folgten drei Fachvorträge von Professor Moshe Vardi (Rice-Universität, Houston), Professor Friedrich Eisenbrand (École Polytechnique Fédérale de Lausanne) und Professor Andreas Reuter (Heidelberger Institut für Theoretische Studien, Heidelberg). Professor Otto Spaniol (RWTH Aachen) hielt den Epilog, in dem er Professor Wilhelm durch ein eigens für ihn geschriebenes Gedicht kurz charakterisierte und den Verlust verdeutlichte.

Zum Thema:

Das Leibniz-Zentrum für Informatik Schloss Dagstuhl verfolgt das Ziel, die Informatik(-forschung) auf internationalem Niveau zu fördern. Dazu gehören zum Beispiel die Förderung von Grundlagenforschung und anwendungsorientierter Forschung, die Förderung des Forschungsnachwuchses, die wissenschaftliche Fort- und Weiterbildung, der Wissenstransfer zwischen Forschung und Anwendung der Informatik und die Erschließung neuer Anwendungsfelder der Informatik. Um diese Ziele und Aufgaben zu erfüllen, bietet Schloss Dagstuhl unterschiedliche Veranstaltungs-Typen an. Jährlich kommen mehr als 3500 Wissenschaftler aus der ganzen Welt nach Dagstuhl. syr

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