Das Dorflokal wurde zum Aushängeschild
Bardenbach · Christine Michely und die Gastwirtschaft Zur Sonne in Bardenbach – das ist schon fast eine lebenslange Verbindung. Denn die Wirtin, die ihre Gäste nur Schloss-Christine nennen, betreibt das Gasthaus bereits seit über 60 Jahren.
"Ja, wo sollen wir bloß hingehen, wenn die Schloss-Christine nicht mehr da ist?", diese Frage stellte Klaus Löhfelm im Beisein von zwei weiteren Gästen gestern Morgen in den Raum. Mit Schloss-Christine meinte er die Wirtin Christine Michely in der Gastwirtschaft Zur Sonne in Bardenbach . "Der Beiname Schloss rührt vom Gasthaus her, denn um 1900 wurde es mit Steinen vom Schloss in Büschfeld gebaut", erklärt die Wirtin diesen zweiten Namen.
Ihr Dorflokal ist ein Aushängeschild für den Waderner Stadtteil. Aber so abwegig oder uninteressant war die eingangs erwähnte Frage nicht, denn Wirtin Christine Michely ist bereits stattliche 88 Jahre alt und wohl die älteste Wirtin im gesamten Landkreis. Und immer noch steht sie Tag für Tag, außer am Montag wenn Ruhetag ist, hinter dem Tresen ihrer Gastwirtschaft. "Ich habe meine Kundschaft überwiegend aus dem Dorf. Denen zuliebe halte ich die Wirtschaft noch offen. Die Gespräche mit den Leuten halten munter und machen Spaß", weiß Wirtin Christine ganz genau, warum sie gerne in Bardenbach lebt. Zuweilen werden ihre Gäste, in der Regel sind dies alles Stammgäste, die allmorgendlich zum Frühstück vorbeikommen, auch schon mal in der kleinen gemütlichen Stube neben dem Schankraum zuvorkommend und höflich bedient. Rundum ist der Tisch dann besetzt, Wirtin Christine schenkt den selbst gekochten Kaffee in die Tassen, die Gäste packen ihre mitgebrachte Brotzeit aus. Die Saarbrücker Zeitung wird aufmerksam gelesen, und auch die andere Tageszeitung mit den vier großen Buchstaben. Aktuelle Themen aus der großen und kleinen Politik werden breit getreten, der bundesdeutsche und lokale Fußball für gut oder schlecht geheißen. Immerhin ist die Dorfwirtschaft auch das Vereinslokal des heimischen Fußballvereins, der in der Landesliga West seine sportliche Heimat hat. Aber wie im Dorf üblich, nennen der Musikverein, der Bergmanns- und Hüttenarbeiterverein sowie der Angelsportverein die Dorfkneipe ebenfalls ihr Vereinslokal.
Eheglück in der Wirtschaft
"Seit über 60 Jahren bin ich Wirtin in diesem Haus", betont Christine Michely durchaus etwas resolut. Seit dem Jahr 1955, als sie ihren Ehemann Willi geheiratet hatte. Es habe immer viel Spaß gemacht. Zuvor hatte die in Wedern am 1. Januar 1928 geborene junge Frau schon zehn Jahre, wie das damals so üblich war, im Haushalt und in der Gastwirtschaft Eduard Feltes in Wadern gearbeitet.
Die Frage, wo sie ihren Ehemann kennengelernt hatte, war überflüssig. "In der Wirtschaft natürlich", kam die Antwort schnell und etwas vorwurfsvoll. Also über 70 Jahre in einer Gastwirtschaft bedienen, damals noch bei viel Rauch und noch mehr Betrieb. Zur Gaststätte gehörte ein Saal. Da gibt es schon Einiges aus der guten alten Zeit zu erzählen. Viele Feste wie Kirmes mit Tanzmusik oder Fastnachten wurden im Saal gefeiert, dazu Familienfeste wie Hochzeiten, Kommunion und auch Begräbnisse.
Gefeiert bis in den Morgen
"An der Kirmes war es immer gerammelt voll, oft zwei, drei Tage lang. Gefeiert wurde fast immer bis in den Morgen", erzählte die Wirtsfrau. Kappensitzungen oder Wutzenball an der Fastnacht, bunte Abende und Vereinsjubiläen gab es noch bis Ende der 80er Jahre, dann wurde das neue Bürgerhaus in Betrieb genommen.
Aber die Dorfkneipe blieb, die Wirtin, die seit 1983 Witwe ist, auch. "Meine Gäste sind anständige Leute, die regeln sich", sagt sie. Und so lange das noch so bleibt, wird sie auch die Türen der Gaststätte tagtäglich mit Ruhetag Montag offen lassen, so dass sich die Frage von Löhfelm in der nächsten Zeit überhaupt nicht stellt.
