Wadern Jochen Kuttler fordert von der Politik mehr Engagement

Wadern · Waderns Bürgermeister Jochen Kuttler bedankte sich bei Bernd Schröder für seinen unermüdlichen Einsatz. Er würdigte die Bürgerinitiative als Motor einer Entwicklung, die nur im Interesse der Stadt Wadern und der gesamten Region sein könne.

Seit der Ankündigung der Marienhaus GmbH, das Krankenhaus zu schließen, hat der Verwaltungschef nach seinen Angaben rund 150 Termine zum Thema Gesundheitsvorsorge im nördlichen Saarland wahrgenommen. Dabei sei – neben dem Projekt Gesundheitspark, bei dem man auf gutem Weg sei – es ein ganz wichtiger Aspekt gewesen, die Nordsaarlandklinik im neuen Krankenhausbedarfsplan zu verankern. Außerdem sollte über ein Gutachten nachgewiesen werden, dass eine solche Klinik am Markt durchaus bestehen könne.

„Beides wurde erreicht, vielleicht auch zur Überraschung der Auftraggeber des Gutachtens“, sagte der Verwaltungschef. Doch das detaillierteste Gutachten nutze nichts, wenn die Politik sich auf den Standpunkt stelle, dass der Status Quo ausreiche. „Wenn jemand sagt, dass ein neuer Träger 100 Millionen auf den Tisch legen muss und er zu dem noch alle übrigen Marktbegleiter von seinem Vorhaben überzeugen muss, dann ist das nicht mein Verständnis von verantwortungsvoller und vorausschauender Politik“, kritisierte Kuttler. Er könne nachvollziehen, dass die Bevölkerung im nördlichen Saarland sich mehr und mehr abgehängt fühle. Wenn Bürger die grundgesetzlich verbrieften gleichwertigen Lebensverhältnisse einfordern, tun sie dies nach Ansicht von Kuttler mit Fug und Recht. Sie engagierten sich deshalb, weil sie sehen, dass ihre Infrastruktur mehr und mehr ausgedünnt werde. Allen sollte wohl klar sein, dass die Krankenhauslandschaft nicht so bleiben wird, wie sie sei. Das Krankenhaus in Losheim – mit gerade einmal zwei Stationen und einer fehlenden Chirurgie – werde von vielen in der Region nicht als vollwertige Klinik gesehen. Es sei nach Expertenmeinung auf Dauer in seiner Existenz mehr als gefährdet.

„Auch die Standorte in Lebach und Hermeskeil kämpfen mit den Widrigkeiten einer Gesundheitspolitik, die Konzentration will und dieses Ziel über immer neue Vorschriften durch die Hintertür zu erreichen versucht.“ Wenn man diese bedauerliche Entwicklung verfolge, so Jochen Kuttler, sei es dringend geboten, dass die politisch Verantwortlichen gemeinsam aktiv würden und nicht erst dann reagierten, wenn das Kind im Brunnen liege. Insofern sei die Forderung von Bürgerinitiative, Stadtrat und Stadtverwaltung nach einer Nordsaarlandklinik völlig korrekt, auch wenn die Häuser in Lebach, Losheim und Hermeskeil damit auf Dauer in Frage gestellt würden. „Abgesehen davon, dass auch die Stadt Wadern niemand gefragt hat, als der Standort in Wadern dicht gemacht wurde, macht es überhaupt keinen Sinn, diese unangenehmen Wahrheiten zu verdrängen.“ Der Bürgermeister mahnte eine Gesundheitsstrukturpolitik an, „die sich besser einem positiven Soll-Zustand verschreibt, als dass sie einen unbefriedigenden Ist-Zustand auf Biegen und Brechen verwaltet“.

Er zeigte Verständnis für einen potenziellen Interessenten, der angesichts der aktuellen Rahmenbedingungen seine Bemühungen um einen Dialog über die Errichtung einer Nordsaarlandklinik auf Eis gelegt hat. „Wer von einem Träger verlangt, dass er die Kosten für eine neue Klinik komplett allein stemmt, obwohl hier Investitionskostenzuschüsse zwingend geboten sind, und wer zudem vom Interessenten einfordert, die Verhandlungen mit anderen Trägern von sich aus zu führen, kann nicht ernsthaft daran interessiert sein, die Krankenhauslandschaft im Saarland auf neue Füße zu stellen. Unter solchen Umständen bin ich einem Interessenten fast schon dankbar, wenn er von sich sagt, dass er, sollte die Thematik unter anderen Vorzeichen erneut auf den Tisch kommen, weiter verhandlungsbereit ist.“

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