Altes Brauchtum muss pausieren Das Feuerrad rollt auch diesmal nicht

Wadrilltal · Angesichts der Corona-Lage wollen die Wadriller Veranstalter keine großen Versammlungen riskieren.

 Der traditionelle Lauf des Erbsenrades der Heimat- und Naturfreunde Wadrill fällt wegen der Corona aus. Aber der Überfall Putins auf die Ukraine trübt die Feierlaune.

Der traditionelle Lauf des Erbsenrades der Heimat- und Naturfreunde Wadrill fällt wegen der Corona aus. Aber der Überfall Putins auf die Ukraine trübt die Feierlaune.

Foto: Brücker Erich

Geht es nach dem alten Brauchtum, der bis in die Keltenzeit zurückreicht, dem traditionellen Lauf des Erbsenrades, mit dem als Symbol der Sonne der Winter vertrieben und für eine gute Ernte gesorgt werden soll, dann ist es in diesem Jahr um die Landwirtschaft wohl schlecht bestellt. „Wir können das brennende Erbsenrad, das traditionell am ersten Fastensonntag von der Anhöhe Perscher Kopf bis in die Wadrill getrieben wird, nach dem Ausfall im Vorjahr auch dieses Mal nicht laufen lassen“, teilt Heidi Fandel, die Vorsitzende des Vereins der Heimat- und Naturfreude Wadrill mit großem Bedauern mit.

„Uns geht es wie vielen anderen Vereinen in dieser Zeit der Corona-Pandemie. Zurückhaltung ist das Gebot der Stunde, soziale Kontakte sind zu beschränken, in der Hoffnung, dass wir im nächsten Jahr wieder unser Erbsenrad laufen lassen können“, nennt die Vorsitzende den Grund für den erneuten Ausfall des Erbsenrades.

Auch die Kriegsereignisse in der Ukraine sorgen nicht gerade für Feierstimmung. Zudem habe man innerhalb des Vereinsvorstandes beschlossen, keine alternative Veranstaltung mit dem gewickelten Strohrad abzuhalten.

Ein Verschieben auf einen anderen Zeitpunkt im Jahr wäre ohnehin nicht die Pflege des Brauchtums. Wegen sehr schlechten Wetters ist der Lauf erst einmal, aber nur um eine Woche verschoben worden. „Wir hätten unser Erbsenrad zwar wickeln und auf einem Traktoranhänger durch das Dorf ziehen können, um an den Brauch zu erinnern, aber dazu ist uns der Brauch zu wichtig und Höhepunkt im Vereinskalender. Wir Heimatfreunde pflegen ihn seit Jahrzehnten immer so, wie er überliefert worden ist“, sagt die Vereinschefin weiter, schließlich wolle man damit keinen Humbug treiben.

Traditionell werden vorgefertigte Eisenteile für Rad, Kreuz und Kerzen mit Stroh umwickelt. Früher wurde Erbsenstroh verwendet, daher der Name. In den Nachkriegsjahrzehnten, heute bei den jüngeren Generationen weniger, wurde der erste Fastensonntag auch Erbsensonntag genannt, womit auch der hohe Stellenwert verdeutlicht wird, den die Wadriller diesem uralten Kulturgut eingeräumt haben. Der ursprünglich heidnische Brauch wurde unter dem Einfluss der Kirche mit christlichen Symbolen ergänzt.

Start des Erbsenradlaufes ist auf der Anhöhe Perscher Kopf. Bei Anbruch der Dämmerung werden zunächst Kerzen und Kreuz angezündet, während des gemeinsam gesungenen Liedes „Großer Gott, wir loben dich“, wird das Rad mit dem Kreuz in Brand gesteckt und an einer Führungsstange von vier jungen Männern des Vereins den Berg hinab bis in die Wadrill getrieben. Mit dem Erlöschen des Rades im Bach ist dem Brauchtum genüge getan.

So ist der Brauch des Erbsenrades auch die symbolische Verbindung der Elemente Sonne, Erde und Wasser, welche die Urkräfte des Lebens sind. Das brennende Rad ist das Symbol der Sonne. Ihre wärmende Kraft wird vom Himmel geholt, damit sie sich mit der Erde verbindet. Wenn schließlich das brennende Rad am Ende seines Weges im Wasser erlischt, ist auch die dritte Kraft, das Wasser eingebunden. Die drei Elemente sind zu einer gemeinsamen, Leben spendenden Kraft vereint. Außerdem sollte die Wärme der Sonne den Winter vertreiben und die Erde aus ihrem Winterschlaf erwecken.

Auch das übliche und beliebte Eieressen, das nach dem Lauf in der Wadrilltalhalle von den Vereinsköchen serviert wurde, muss aufgrund der Corona-Beschränkungen auch ausfallen.

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