Name des Hauses in Wadern geht auf Dompropst Nikolaus München zurück Ein Haus erzählt Waderner Stadt-Geschichte

Wadern · Könnten Steine sprechen, das Haus München als Bistro Dompropst würde viele Geschichten erzählen – angefangen von den Märkten, die das Gebäude seit 1765 erlebt hat.   In diesem Jahr hatte Graf Joseph Anton von Oettingen-Sötern und Hohenbaldern die Marktrechte für Wadern eingeführt.

 Eine historische Aufnahme vom Waderner Markt und dem Gasthaus Dompropst, hier rechts im Bild.

Eine historische Aufnahme vom Waderner Markt und dem Gasthaus Dompropst, hier rechts im Bild.

Foto: Dr. Klaus Aatz

Es folgten der Bau des Marktplatzes samt eines Marktbrunnens. Heimatforschern zufolge gehen die  Anfänge des Hauses München auf diese Zeit  zurück. 

Die  Namen des Hauses und des Bistros erinnern an den einstigen Dompropst Nikolaus München. Er  machte als Geheimsekretär des Erzbischofs Ferdinand August von Spiegels Karriere im Bistum Köln.

Geboren wurde er am 19. Oktober 1794 in Wadern, im Haus nebenan, dem ehemaligen Gasthaus Brücker.  Nach der Grundschule  in Wadern besuchte er das Gymnasium in Trier, studierte Theologie und schloss nach seiner Priesterweihe ein Theologie- und Jurastudium mit jeweils einem Doktortitel ab. 

Mit  31 Jahren wurde er zum Geheimsekretär des Erzbischofs Ferdinand August von Spiegels ernannt. Er übte großen  Einfluss auf den sogenannten Kölner Mischehenstreit aus. Grund für diese Auseinandersetzung:  Viele junge preußische Beamte und Offiziere zogen in die Rheinprovinz  und heirateten katholische Frauen. Die katholische Kirche verbot diese Ehen grundsätzlich und erlaubte sie nur, wenn die Eheleute die katholische Erziehung der Kinder feierlich gelobten. Das staatliche, also preußische Recht, sah eine Erziehung der Kinder im protestantischen Bekenntnis vor.  

Durch das  Verhandlungsgeschick von Münchens kam es bei Verhandlungen zwischen Kirche und Staat zu einer Lockerung auf katholischer Seite. Mischehen wurden zwar nicht gebilligt, aber erlaubt, wobei der Pfarrer  den kirchlichen Segen verweigern sollte, wenn die Eheleute ihre Zusage verweigerten, die Kinder im katholischen Glauben zu erziehen.

 München wurde als Vermittler auch bei der preußischen Regierung geschätzt. Er erhielt mehrere Auszeichnungen, unter anderem wurde er zum Dompropst ernannt. Einen beträchtlichen Teil seines Vermögens investierte er in Grundstücke und Gebäude in Wadern, wie Heimatforscher berichten. Zu den sechs Häusern, die er erwarb, zählten sein Geburtshaus, das Haus Nelles, das Lauers Schlösschen, das im Krieg zerstört wurde,  und das Haus München.

München starb am 29. Januar 1881.  Das Haus München erhielt sein Großneffe, der Konditor Nikolaus München. Er war der Vater des legendären Philipp München, der bis um 1930 über Jahrzehnte hinweg ein Café mit eigener Backstube betrieb. Im Keller des Hauses ist die alte Backstube noch vorhanden und wieder zugänglich gemacht. München verkaufte das Haus um 1930 an Wilhelm Dubois, der den Cafébetrieb weiterführte.

Als das Gebäude im Zweiten Weltkrieg stark zerstört wurde, baute es Wilhelm Dubois wieder auf. 1963 schloss er das Café aus Altersgründen. Als neuer Eigentümer rettete Klaus Aatz das Gebäude Anfang der 90er Jahre vor dem Abriss. „Die ganze Familie und Freunde sorgten dafür, dass das Haus München als Bistro Dompropst den Marktplatz optisch und kulinarisch bereichert“, sind sich die Heimatforscher einig.

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