Birkenweg ohne Birken

Nunkirchen · Die Stadt Wadern hat im Birkenweg in Nunkirchen drei Bäume – Birken – gefällt und damit Ärger unter Anwohnern ausgelöst. Die Aktion sei aber „unumgänglich“ gewesen, rechtfertigt sich die Verwaltung.

 Im Birkenweg in Nunkirchen ließ die Stadt Wadern drei Bäume fällen. Foto: Kunze

Im Birkenweg in Nunkirchen ließ die Stadt Wadern drei Bäume fällen. Foto: Kunze

Foto: Kunze

Das Erstaunen war groß bei manchem Anwohner des Birkenwegs in Nunkirchen : Unvermittelt hatte die Stadt Wadern vor kurzem die letzten Exemplare jener Bäume fällen lassen, die der Straße ihren Namen gaben. Drei Birken waren es, die nahe einem Spielplatz gestanden hatten. Bei einigen löste die Fällung, über die nach ihren Aussagen vorab nicht informiert worden war, Empörung aus, sogar von "Naturfrevel" war vereinzelt die Rede.

Dagegen verteidigen die Stadt Wadern und der Ortsvorsteher von Nunkirchen , Frank Hiry, das Vorgehen. Bürgermeister Jochen Kuttler (Pro Hochwald) erklärte auf Anfrage der SZ: "Unsere Fachleute haben sich die Örtlichkeit angeschaut und sind zu dem Schluss gekommen, dass die sehr hohen Bäume nicht mehr die notwendige Standfestigkeit aufweisen, um dauerhaft erhalten werden zu können." Als die Bäume dann gefällt waren, habe sich herausgestellt, dass hier noch dringenderer Handlungsbedarf bestanden habe, als man vermutet hatte. Kuttler: "Die Bäume waren hohl und faul, etliche Äste brüchig. Übrigens genau wie die anderen Bäume an diesem Ort, die 2010 gefällt wurden. So überraschend kommt also eine solche Entscheidung nicht." Schon Ende 2009 hatte sich der Ortsrat nach Kuttlers Worten einstimmig für das Entfernen von einigen gefährlichen Birken auf dem Spielplatz entschieden - er war damals noch Ortsvorsteher in Nunkirchen . "Man stelle sich mal vor, herabfallende Äste hätten Kinder verletzt oder so ein riesiger Baum fällt auf den Spielplatz. Dann wäre der Aufschrei mit Recht riesengroß gewesen." Und natürlich werde die Stadt umgehend am gleichen Platz neue Bäume pflanzen, wie 2010 auch geschehen, versicherte der Bürgermeister. Allerdings werden das keine Birken mehr sein - denn die wachsen zu rasch und seien dadurch eher gefährdet, umzustürzen, erklärt der Rathauschef.

Ortsvorsteher Frank Hiry bedauerte die Fällung der charakteristischen Bäume. "Ich wäre froh gewesen, wenn diese notwendige Entscheidung nicht hätte getroffen werden müssen." Hiry verwies aber auf einige tragische Fälle aus jüngster Vergangenheit, bei denen Menschen durch herabstürzende Äste getötet worden sind, etwa in Bilsdorf und Trier. Dass in der Domstadt ein städtischer Mitarbeiter nach diesem Vorfall rechtskräftig verurteilt worden sei, macht für Hiry deutlich, "welche Tragweite grundsätzliche alltägliche Entscheidungen haben können". Es habe auch wegen der Fällung einige Gespräche mit Anwohnern gegeben.

Ganz verraucht ist der Ärger bei dem ein oder anderen doch nicht, wie etwa bei Harald Kunze: Er wohnt im Birkenweg, war früher als CDU-Ortsratsmitglied selbst Stellvertreter des damaligen Ortsvorstehers Kuttler. Dass dessen Nachfolger Hiry über die Fällung nicht im Vorfeld die Öffentlichkeit informiert habe, stoße ihm sauer auf, erklärte Kunze - wenn er auch einräumt: "Die Bäume waren im oberen Bereich marode, im unteren Bereich nicht." Die Schädigung sei auf den ersten Blick nicht erkennbar gewesen. Nach der Fällung habe sich gezeigt, dass sie berechtigt war: "Ich muss dem Ortsvorsteher in diesem Punkt Recht geben." Doch es ärgere ihn nach wie vor, "dass es im Birkenweg jetzt keine Birken mehr gibt".

Meinung:

Sicherheit geht vor

Von SZ-RedakteurChristian Beckinger

So schmerzlich die Anwohner des Birkenwegs den Verlust der letzten Bäume dieser Art empfinden mögen: Zum Vorgehen der Stadt Wadern gibt es keine Alternative. Die tragischen Ereignisse in Trier vom November 2012, als ein umstürzender Baum eine Frau erschlug, haben gezeigt: Ist Gefahr im Verzug, müssen die Verantwortlichen handeln. Allerdings, auch das machten die Reaktionen in Nunkirchen deutlich, müssen sie Betroffene dann rechtzeitig und umfassend informieren.

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