Am Sonntag rollt wieder das Erbsenrad

Wadrill · Die Heimat- und Naturfreunde Wadrill lassen am ersten Sonntag der Fastenzeit einen alten Brauch aufleben. Ein brennendes Strohrad rollt talabwärts und soll den Winter vertreiben. Danach gibt's Essen.

 Am ersten Fastensonntag rollt im Hochwaldort Wadrill wieder das brennende Erbsenrad ins Tal. Als Symbol für die Sonne soll es den Winter vertreiben, Wiesen, Feldern und Äckern den Sonnensegen bringen und für eine erfolgreiche Ernte sorgen. Foto: Erich Brücker

Am ersten Fastensonntag rollt im Hochwaldort Wadrill wieder das brennende Erbsenrad ins Tal. Als Symbol für die Sonne soll es den Winter vertreiben, Wiesen, Feldern und Äckern den Sonnensegen bringen und für eine erfolgreiche Ernte sorgen. Foto: Erich Brücker

Foto: Erich Brücker

Älteste Vergangenheit wird alljährlich am ersten Fastensonntag - in diesem Jahr am 22. Februar - im Hochwaldort Wadrill lebendig. Die Heimat- und Naturfreunde , die sich die Förderung und Ausübung alter Kulturgüter an die Fahne geheftet haben, lassen einen uralten Brauch, der vermutlich bis in die Keltenzeit zurückreicht, wieder aufleben - den Lauf des Erbsenrades. Bei Einbruch der Dunkelheit rollen die Vereinsmitglieder ein brennendes Strohrad von der Anhöhe Perscher Kopf über eine Strecke von etwa 500 Metern tal abwärts bis in den Wadrillbach, wo es erlischt.
Symbol für die Sonne

Das brennende Strohrad soll als Symbol für die Sonne über Äcker, Wiesen und Felder den Sonnensegen bringen, den Winter vertreiben und für eine ertragreiche Ernte sorgen. So ist der Brauch überliefert worden, und so wird er schon seit Jahrzehnten am Sonntag nach Aschermittwoch in Wadrill zelebriert. Seit jeher wird im Hochwaldort dieser Sonntag zumindest bei der älteren Bevölkerung, heute eher weniger, auch Erbsensonntag genannt, womit der hohe Stellenwert verdeutlicht wird, den die Wadriller diesem alten Kulturgut eingeräumt hatten. Der ursprünglich heidnische Brauch wurde unter dem Einfluss der Kirche mit christlichen Symbolen ergänzt. So werden heute zunächst ebenfalls aus Stroh gewickelte Kerzen und ein großes Kreuz angezündet. Nach dem gemeinsamen Lied "Großer Gott, wir loben Dich", zu dem die Gesellschaft der Musikfreunde aufspielen wird, wird das aus Stroh gewickelte Rad in Brand gesteckt und anschließend an einer langen Führungsstange von vier Mitgliedern des Heimatvereins talabwärts in die Wadrill gerollt, wo es erlischt.

Das hinabrollende Erbsenrad, das früher ebenso wie Kreuz und Kerzen aus Erbsenstroh gewickelt war, daher auch sein heute noch gültiger Name, bietet einen unheimlichen und zugleich faszinierenden Anblick. Während früher Holzräder mit Stroh umwickelt wurden, nehmen die Naturfreunde nun ein aus Eisen gefertigtes wieder verwendbares Gestell mit Felge und Speichen und wickeln etwa 15 Strohballen hinein. Das Rad ist mannshoch und wiegt über fünf Zentner.

Das Rad wird am Samstag ab 10 Uhr auf dem Vereinsgelände der Heimatfreunde an der Harteich-Hütte gewickelt. Interessierte Leute mit Kindern sind gern gesehene Gäste. Mit einem Traktor wird es am späten Sonntagnachmittag mit Kreuz und Kerzen auf den Perscher Kopf gebracht. Früher ging es zu Fuß unter Beteiligung vieler Schaulustiger zu der Anhöhe hinauf. Diese Tradition konnte nicht beibehalten werden, da das Rad zum Tragen zu schwer ist.

Dagegen ist es weiterhin Tradition, dass am Sonntagnachmittag die Vereinsmitglieder im Dorf unterwegs sind, um Eier zu sammeln.

Nach dem Erlöschen des Erbsenrades treffen sich Akteure, Bevölkerung und auswärtige Schaulustige in der Wadrilltalhalle zum gemeinsamen Essen, womit der Brauch seinen gemütlichen Ausklang nimmt.

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