Neue Ausstellung Dagstuhl Abstrakte und landschaftliche Malerei

Dagstuhl · Eine Ausstellung zeigt auf Schloss Dagstuhl ab dem 28. August Bilder von HAP Grieshaber und Emil Kiess. Die Werke kommen aus privater Sammlung.

 Emil Kiess: Ohne Titel (Abstrakte Komposition), 1966, Öl auf Leinen, aufgezogen auf Presspappe.

Emil Kiess: Ohne Titel (Abstrakte Komposition), 1966, Öl auf Leinen, aufgezogen auf Presspappe.

Foto: VG Bild-Kunst, Bonn 2017

Eine Ausstellung mit Bildern von Helmut Andreas Paul (HAP) Grieshaber und Emil Kiess wird auf Schloss Dagstuhl am Montag, 28. August, um 19.30 Uhr eröffnet. Die Arbeiten werden bis Sonntag, 19. November, gezeigt.

Die Arbeiten von Grieshaber und Kiess stammen aus einer baden-württembergischen Privatsammlung – Bilder aus dieser Sammlung wurden schon im vergangenen Jahr auf Schloss Dagstuhl gezeigt. Die Sammlung wurde in den 1950er Jahren gegründet. Darin finden sich nicht nur regionale Künstler aus Südwestdeutschland, sondern auch international bekannte Namen. Die Arbeiten von Grieshaber und Kiess bilden Schwerpunkte in der Sammlung.

Beide Künstler sind mit der „Bernsteinschule“, einer privaten Kunstschule in Sulz am Neckar, verbunden. Grieshaber gehört zu den bekanntesten Lehrern dieser Schule und prägte für einige Jahre maßgeblich deren künstlerische Ausrichtung. Emil Kiess war einer von Grieshabers Schülern.

Knapp 50 Arbeiten sind in der Ausstellung zu sehen: Holzschnitte von HAP Grieshaber aus den 1950er und 1960er Jahren, sowie Gemälde und Grafiken von Emil Kiess aus seiner frühen Zeit bis in die 1980er Jahre.

Zu den Künstlern: Helmut Andreas Paul (HAP) Grieshaber gilt als wichtiger Neuerer des Holzschnitts nach 1945. Er ist bekannt für seine Arbeiten zu Mensch und Natur sowie für seine religiösen und mythologischen Motive. In der Ausstellung werden einige exemplarische Arbeiten aus diesem Themenbereich gezeigt. Beispielhaft genannt werden können Blätter aus seinem wohl bekanntesten Holzschnittzyklus „Der Totentanz von Basel“ (1966) oder Arbeiten aus der Serie „Engel der Geschichte“. Des Weiteren sind großformatige Holzschnitte aus den 1950er Jahren zu sehen. In diesen Jahren unterrichtete Grieshaber an der Bernsteinschule.

Grieshaber wurde 1909 in Rot an der Rot (Baden-Württemberg) geboren. Von 1926 bis 1928 machte er eine Schriftsetzer-Lehre in Reutlingen und studierte Gebrauchsgrafik an der Kunstgewerbeschule in Stuttgart. 1931 bis 1933 hielt er sich in London, Ägypten und Griechenland auf. 1933 baute er ein Atelier auf der Achalm bei Reutlingen. 1950 gründete er den Deutschen Künstlerbund mit. 1951 bis 1953 war er Dozent an der Bernsteinschule in Sulz am Neckar. Sein Atelier dort führte er bis 1955. 1955 und 1959 nahm er an den Ausstellungen „documenta I“ und documenta II“ in Kassel teil. 1955 bis 1960 war er Professor an der Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe. 1956 wurde er in den Deutschen Kunstrat und an die Akademie der Künste in Berlin berufen. 1962 nahm er an der XXXI. Biennale in Venedig und 1964 an der „documenta III“ in Kassel teilt. 1981 starb Grieshaber auf der Achalm bei Reutlingen.

Emil Kiess gilt als einer der renommiertesten Künstler im südwestdeutschen Raum. Nach ersten Lehrjahren an der Bernsteinschule wurde Willi Baumeister zum Vorbild für ihn. Ende der 1950er Jahre entwickelte Kiess dann seinen eigenen Stil. Vom Gegenstand ausgehend, reduziert er diesen immer mehr, so dass letztlich nur Farbschichten und Farbflecken übrig bleiben. Landschaften werden zu abstrakten Kompositionen, wie man an einigen gezeigten Arbeiten sehen kann. Kiess behielt diese Handschrift bei und ist heute als Maler der Farbe bekannt. Trotzdem wendet sich er immer wieder figurativen Motiven zu, wie zum Beispiel in den 1970er und 80er Jahren, als eine Reihe von Landschaftsdarstellungen und Stillleben entstand.

Kiess wurde 1930 in Trossingen in Baden-Württemberg geboren. 1949 bis 1951 studierte er an der Bernsteinschule in Sulz am Neckar, unter anderem bei HAP Grieshaber, Riccarda Gregor-Grieshaber, Paul Kälberer und Hans Ludwig Pfeiffer. Von 1952 bis 1953 studierte er an der Kunstakademie in Stuttgart bei Willi Baumeister und P. O. Heim. Ab 1953 befasste Kiess sich mit Glasmalerei. 1960 erhielt er ein Stipendium für die Villa Massimo in Rom. 1975 wurde Kiess der Große Preis des Bund Deutscher Architekten (BDA) verliehen. 1995 erhielt er den Professorentitel durch das Land Baden-Württemberg. 2008 malte er das Porträt des ehemaligen Ministerpräsidenten Erwin Teufel für die Villa Reitzenstein. Kiess lebt und arbeitet in Fürstenberg.

 „Landschaft mit Häusern“ heißt dieses Gemälde aus dem Jahr 1976 (Öl auf Leinen und auf Pappe aufgezogen) von Emil Kiess, das in der Ausstellung zu sehen ist.

„Landschaft mit Häusern“ heißt dieses Gemälde aus dem Jahr 1976 (Öl auf Leinen und auf Pappe aufgezogen) von Emil Kiess, das in der Ausstellung zu sehen ist.

Foto: VG Bild-Kunst, Bonn 2017
 Ebenfalls ein Werk von Emil Kiess, geschaffen mit Öl auf Presspappe. Es trägt den Titel „Landschaft in Dalmatien“ und stammt aus dem Jahr 1958.

Ebenfalls ein Werk von Emil Kiess, geschaffen mit Öl auf Presspappe. Es trägt den Titel „Landschaft in Dalmatien“ und stammt aus dem Jahr 1958.

Foto: VG Bild-Kunst, Bonn 2017

Zur Bernsteinschule: Die Bernsteinschule wurde 1946 auf Initiative des Kunstmalers und Grafikers Paul Kälberer als Akademie-Ersatz in der französischen Besatzungszone in Sulz am Neckar/ Baden-Württemberg gegründet. Der Ort war ein ehemaliges Klostergebäude. Erster Leiter der Schule war der Maler und Bildhauer Hans Ludwig Pfeiffer. Neben Kälberer und Pfeiffer war insbesondere HAP Grieshaber der wichtigste Ideengeber in der Anfangszeit der Schule. Zusammen mit seiner Frau Riccarda Gregor-Grieshaber erarbeitete er ab 1951 die Ausrichtung der Schule. Sie stand als Internat für Künstler und Schriftsteller offen. Die Schule bereitete die Absolventen auf praktische Berufe vor. Neben Emil Kiess gehören unter anderem der Schriftsteller Peter Härtling und der Maler Lothar Quinte zu den Künstlern der ersten Jahre.

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