Ganz besonderes Geburtstagsgeschenk Mit 101 Jahren hinauf in 2500 Meter Höhe

Bardenbach · Ein außergewöhnliches Geburtstagsgeschenk gab es für Regina Schneider aus Bardenbach: Die 101-Jährige brach zu einer Ballonfahrt auf.

 Der Ballon füllt sich vor dem Start. Interessiert schauen Regina Schneider und Dietmar Veauthier (rechter Bildrand) zu.

Der Ballon füllt sich vor dem Start. Interessiert schauen Regina Schneider und Dietmar Veauthier (rechter Bildrand) zu.

Foto: a-n

Bei ihrer 101. Geburtstagsfeier reckte Regina Schneider am Donnerstag urplötzlich wechselweise das rechte und dann das linke Bein hoch. Ihre Gäste wunderten sich irritiert. „Wie ihr seht, kommt das rechte Bein höher – also werde ich morgen zunächst damit in den Ballonkorb klettern“, blieb die betagte Dame schmunzelnd nicht länger eine Antwort auf die unausgesprochene Frage schuldig. Um eine kecke Antwort auf die SZ-Frage – „Wie wird man 101 Jahre alt?“ – war sie auch am Tag danach kurz vor dem Ballonstart nicht verlegen: „Man darf halt das Atmen nicht vergessen!“ Dabei lachten ihre hellwachen Augen in einem Gesicht, in das lebenslange, harte Arbeit („wir hatten früher eine kleine Landwirtschaft mit zwei Kühen“), Disziplin und auch Schicksalsschläge ihre Furchen gegraben haben.

Drei Kinder, sieben Enkel, acht Urenkel sowie nicht zuletzt der Ururenkel hatten ihr als vielköpfiger Familienverband aus Bardenbach schon zu ihrem „Hundertsten“ diese für sie bereits dritte Ballonfahrt geschenkt. Aber im vergangenen Jahr passte das Wetter nie so richtig. Also organisierte Dietmar Veauthier, der eine Enkelin der passionierten Ballonfahrerin geheiratet hatte, jetzt anlässlich ihres 101. Geburtstages den dritten Start. Heftiges Kopfschütteln folgte übrigens der Frage, ob sie denn auch schon mal in einem Flugzeug geflogen sei: „Da kriegen mich keine zehn Pferde rein!“

 Mit Schirmmütze und Kühlakku in der Handtasche hat sich die 101-jährige Regina Schneider gut für die bevorstehende Ballonfahrt gerüstet.

Mit Schirmmütze und Kühlakku in der Handtasche hat sich die 101-jährige Regina Schneider gut für die bevorstehende Ballonfahrt gerüstet.

Foto: a-n

Am Mut kann’s nicht gelegen haben. Immerhin hoben donnernde Brennerflammen diesmal den Heißluftballon auf der Strecke vom Parkplatz zwischen Thalexweiler und Sotzweiler bis nach Überroth bis auf eine Höhe von rund 2500 Meter. Vom offenen Ballonkorb aus erkannte die 101-Jährige in der Ferne begeistert unter anderem den Bostalsee, wie sie ausnahmslos alle Dörfer zu ihren Füßen zweifelsfrei benennen konnte. Und das bei Temperaturen um die 35 Grad, auf die sie sich mit einer flotten Schirmmütze auf dem Kopf und einem vereisten Kühlakku in der Handtasche optimal vorbereitet hatte.

 Es ist geschafft: Der Heißluftballon ist sanft bei Überroth gelandet.

Es ist geschafft: Der Heißluftballon ist sanft bei Überroth gelandet.

Foto: a-n

Richtig ins Schwitzen kamen dagegen schon bei den Startvorbereitungen das Team der Ballon Charter WESI GmbH mit Pilot Roman Mink an der Spitze sowie die Aktiven der Freiwilligen Feuerwehr Bardenbach. Nachdem Ballon und Korb unter glühender Sonne in die Startposition gebracht waren und der Pilot den gelben „Himmelsstürmer“ mit Hitzeschüben aus dem Brenner aufgerichtet hatte, ließ sich Regina Schneider von starken Männerhänden über den Rand des Korbes hieven, wobei sie tatsächlich darauf achtete, wie am Vortag ausprobiert, erst mit dem rechten Bein einzusteigen. Nachdem auch die übrigen Ballonfahrer „an Bord“ waren, durften die Feuerwehrkameraden auf das Kommando von Mink loslassen – und schon hob sich der Ballon sanft in die Lüfte. Die 101-Jährige registrierte das mit einem zufriedenen Lächeln.

 Nach der Landung muss die heiße Luft wieder raus aus dem Ballon.

Nach der Landung muss die heiße Luft wieder raus aus dem Ballon.

Foto: a-n

Dann konnte sich das Bodenteam, das dem Ballon folgen sollte, erst mal mit der Abfahrt Zeit lassen. Lange sah es ganz so aus, als ob diese Luftfahrt nicht so recht von der Stelle kommen würde. Aber das täuschte offensichtlich, denn auf einmal musste sich die Fahrzeugkolonne zügig in nordöstlicher Richtung in Bewegung setzen. Einmal wurden die Helfer dabei von einem Trecker ausgebremst, der sich rücksichtslos in den Konvoi quetschte, aber den gelben Ballon verloren sie nie aus den Augen.

Auf einmal gab es in rund 2500 Metern Höhe noch eine Begegnung der besonderen Art. Plötzlich umkreiste ein kleiner Motorparagleiter die gelbe Ballonhülle. Regina Schneider staunte nicht schlecht, als ihr daraus zwei weitere Familienmitglieder zuwinkten: Die Enkel Hans Jörg und Hannes Hermann ließen sich den Spaß nicht nehmen, ihrer mehr als rüstigen Oma in luftiger Höhe nachträglich zum Geburtstag zu gratulieren. Die freute sich natürlich über diese Überraschung und blieb selbst dabei so cool, dass man ihr das tatsächliche Alter kaum noch abnehmen mochte.

Auch nach der sanften Landung bei Überroth bescheinigte ihr der erfahrene Pilot mit Tausenden von Flug- oder besser gesagt Fahrtstunden ein vorbildliches Passagierverhalten, das er zuvor bei vielen deutlich jüngeren Mitfahrern liebend gern gesehen hätte. Hinter den Häusern des Dorfes ließ sich die Oma – immer noch strahlend – wieder aus dem Korb helfen. Bei der traditionellen Ballontaufe, die Regina Schneider natürlich schon längst hinter sich hatte, ließ dann noch Corona grüßen. Durch die strengen Hygieneregeln blieben den drei Novizen das Abschneiden einer Locke, das Flämmen und das „Löschen“ mit Sekt erspart. Aber die obligatorischen Urkunden mit den neuen Ballonfahrer-Ehrennamen gab’s natürlich trotzdem.

 Geburtstagsgrüße in luftiger Höhe: Die Enkel Hans Jörg und Hannes Hermann umflogen mit ihrem Gleitflieger ihre Oma im Ballonkorb.

Geburtstagsgrüße in luftiger Höhe: Die Enkel Hans Jörg und Hannes Hermann umflogen mit ihrem Gleitflieger ihre Oma im Ballonkorb.

Foto: a-n
 Der Ballon schwebt zur Landung bei Überroth.

Der Ballon schwebt zur Landung bei Überroth.

Foto: a-n
 Helfer unterstützen Regina Schneider beim Aussteigen aus dem Korb.

Helfer unterstützen Regina Schneider beim Aussteigen aus dem Korb.

Foto: a-n

Nach der Rückkehr in Bardenbach bedankte sich die rüstige Oma im Familienkreis bei dem Ballonteam für die tolle Fahrt, bei Dietmar Veauthier für die perfekte Organisation und bei der Feuerwehr für die tatkräftige Hilfe. Zu trinken gab’s natürlich auch noch etwas. Und einen flotten Spruch hatte die coole 101-Jährige selbst dann noch auf Lager: „Schauen wir mal, was mir das Leben noch bringt. Mein zweites Jahrhundert hat ja gerade erst begonnen!“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort