Wort zum Alltag, Rainer Stuhlträger Dekanatsreferent Dekanat Losheim-Wadern Von einer großen Frau lernen

Eine große Frau mussten wir in den letzten Tagen in Gottes Hände übergeben. Ruth Pfau ist am 10. August im Alter von 87 Jahren verstorben. Das muslimische Pakistan hat sich mit einem Staatsbegräbnis von der deutschen Ordensfrau verabschiedet. Sogar im Fernsehen wurde die Zeremonie übertragen.

Die Ordensfrau hat es in den vergangenen 55 Jahren geschafft, die Zahl der Lepra-Erkrankungen in der Islamischen Republik drastisch zu verringern. Mehr als 50 000 Leprakranke seien dank ihrer Arbeit geheilt worden, heißt es auf der Webseite der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW). Man muss sich vor dem Leben dieser Frau verneigen. Wir sollten aber auch von ihr lernen. Zum Beispiel, dass Gottes Wege nicht zu planen sind, er uns aber stets Gelegenheit gibt, unsere Berufung zu ergreifen.

Ruth Pfau wurde 1960 von ihrem Orden eigentlich nach Indien geschickt, um dort als Frauenärztin zu arbeiten. Aufgrund eines Problems mit ihrem Visum musste sie jedoch im pakistanischen Karatschi einen Zwischenstopp machen. Eine ihrer Mitschwestern nahm sie mit in das Lepra-Ghetto der Stadt.

Der Anblick der Menschen dort hat sie tief erschüttert. Die Ratten fraßen buchstäblich die gefühllosen Hände der Patienten an. Sie war geschockt und ihr war sofort klar: „Hier muss etwas geschehen und ich muss helfen.“ Und sie fing einfach an. Auf die Frage, ob das, was sie machte, nicht verrückt gewesen sei, antwortete sie einmal: „Ja, natürlich ist es verrückt, so etwas zu machen. Aber Gott hat uns nicht gesagt, dass wir ein logisches Leben führen sollen. Ich bin sehr froh, dass ich die Chance bekommen habe, nach Pakistan zu kommen. Ich wollte mich in meinem Leben nicht langweilen, also bin ich katholische Christin geworden, das schien mir die Garantie für ein spannendes Leben. Und, bei Gott, bis heute war mir nie langweilig!“

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