Wort zum alltag Vergiss nicht zu leben

Am 14. Oktober wurde der Welthospiztag begangen. Aus diesem Anlass hatte sich das Ambulante Hospiz- und Palliativzentrum der Caritas in Saarlouis eine besondere Aktion ausgedacht. Wenn Sie in der Zeit vom 6. bis 12. Oktober in Saarlouis, zum Beispiel in der Französischen Straße, im Globus oder andernorts, unterwegs waren, konnte es Ihnen passieren, dass Sie verwundert waren. Denn mitten im geschäftigen Treiben, zwischen bunten Werbeplakaten und herbstfarben dekorierten Geschäften und Ständen, stand eine Tafel mit dem Schriftzug: „Bevor ich sterbe, möchte ich . . .“

Ich kann mir vorstellen, dass das Verwunderung, zwiespältige Reaktionen bis hin zu Unverständnis auslöste. Wer macht so was und auch noch an öffentlichen Plätzen? Und überhaupt, was hat das mit mir zu tun, mitten im Leben? Das mag sich manch einer gedacht haben. Vielleicht hat manch einer auch nur die ersten Worte gelesen und spätestens beim Wort „Sterben“ seine Blickrichtung geändert und ist eilends weiter gegangen. Kann ich verstehen. Aber sind wir mal ehrlich. Das, was meist leicht verdrängt wird, steht mir hier quasi im Weg, drängt sich mir auf.

In einer Welt der zunehmenden Ablenkungen ist es wichtiger als je zuvor, die Dinge mit dem richtigen Blick zu betrachten und daran zu denken, dass das Leben endlich und empfindlich ist. Allzu oft erliegen wir der Illusion, wir hätten noch genug Zeit, unsere Träume und Wünsche nachzuholen, vielleicht im Ruhestand. Doch viele unserer Wünsche sollten wir nicht tieffrieren. Sich mit diesen Gedanken einzulassen, ist grundsätzlich nicht bedrückend, aber zugegeben, es ist persönlich. „Bevor ich sterbe, möchte ich. . .“ ist eine Einladung, ein Impuls, sich Gedanken über das eigene Leben zu machen und zu erkennen, wie wertvoll es ist. Also ist diese Anfrage eine Frage nach dem Leben, nach einem gelungenen Leben, und am besten fangen wir damit heute an und nutzen die uns geschenkte Zeit. Ich wünsche Ihnen alles Gute dabei und ganz viel gelebtes Leben.

P.S.: Diese berührende Aktion stammt aus Chicago von der Künstlerin Candy Chang. Durch den Tod eines nahestehenden Menschen sind in ihr neue Fragen aufgebrochen. Sie schrieb auf eine große Tafel „Bevor ich sterbe, möchte ich …“ Die Tafel war bald vollgeschrieben und seitdem wurden über 500 Tafeln in mehr als 70 Ländern aufgestellt.

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