Kliniken im Hochwald „Aus den bitteren Erfahrungen nichts gelernt“

Wadern/Losheim am See · In der Entwicklung der saarländischen Krankenhauslandschaft sieht Waderns Bürgermeister Parallelen zum Prozedere der Schließung St. Elisabeth-Krankenhauses in Wadern. Sie seien frappierend. Derweil fordert Losheims SPD-Gemeindechefs Stefan, dass das Krankenhaus bleiben muss.

 Jochen Kuttler

Jochen Kuttler

Foto: Tina Mann/TINA MANN

„Die Entwicklung in der saarländischen Krankenhauslandschaft – wie sie sich jetzt in einem weiteren Schritt in der geplanten Schließung der Klinik in Ottweiler, der Sorge um die Kliniken in Lebach und Losheim sowie dem Sanierungsstau an vielen Krankenhäusern darstellt – war vorhersehbar“, kommentiert der Waderner Bürgermeister Jochen Kuttler in einer Stellungnahme die Ankündigung der Marienhaus GmbH, den Klinikstandort Ottweiler zur Disposition zu stellen: „Die Parallelen zum Prozedere der Schließung unseres St. Elisabeth-Krankenhauses in Wadern sind frappierend. Offensichtlich hat man aus den bitteren Erfahrungen im Nordsaarland nichts gelernt“, sagt der Waderner Verwaltungschef.

Die Stadt Wadern ist laut Kuttler nach der Schließung des Krankenhauses nicht müde geworden zu betonen, dass ein umfassendes Umdenken vonnöten ist, sowohl was die ambulante als auch die stationäre Versorgung angeht. „Wir haben seinerzeit keinen Zweifel daran gelassen, dass die Schließung des Krankenhauses in Wadern den Beginn eines Flächenbrandes darstellt“, sagt der Bürgermeister. „Wir haben das damals ganz bewusst öffentlich gesagt. Wir haben es auch dezidiert in der entsprechenden Task Force des Gesundheitsministeriums zum Ausdruck gebracht. Und letztendlich haben wir auch nichts unversucht gelassen, die politisch Verantwortlichen dafür zu sensibilisieren, dass die Schließungen der nächsten Häuser nur eine Frage der Zeit sind. Es erschrickt einen, wie schnell die Dinge sich zum Negativen entwickelt haben“, stellt der Waderner Rathauschef fest.

Mittlerweile manifestiert sich nach seinen Worten klar und deutlich, was Experten seit Jahren vorhersagen: Die kleinen Kliniken sind auf Dauer nicht haltbar. Die Stadt Wadern hat nach Kuttlers Darstellung genau aus dieser Erkenntnis heraus schon 2017 nachdrücklich einen Masterplan Medizinversorgung gefordert, und sie hält diese Forderung weiter aufrecht. Kuttler: „Wir brauchen ein tragfähiges Konzept, das weit über den aktuell vorhandenen Krankenhausbedarfsplan hinausgeht. Unser Ziel muss es vielmehr sein, die Kliniklandschaft im Saarland langfristig und in Gänze so umzugestalten, dass sie dauerhaft bestehen kann.“

Insofern ist die Einrichtung einer Nordsaarlandklinik und das eingeleitete Interessenbekundungsverfahren völlig folgerichtig, stellt der Bürgermeister  klar: „Das Gutachten, das uns Ende 2017 vorgestellt wurde, hat eindeutig ergeben, dass ein solches Klinikum sowohl lebens- als auch zukunftsfähig ist. Und zudem ist es auf Dauer günstiger als der Status Quo. Was für die Nordsaarlandklinik gilt, also die Konzentration auf größere, leistungsfähige und moderne Klinikzentren, gilt für das ganze Saarland. Die Einsicht mag unbequem sein und sie wird zu Verwerfungen führen. Den Kopf ob der aktuellen Entwicklung allerdings in den Sand zu stecken, hilft aber niemandem weiter.“

Die Stadt Wadern wird sich weiter intensiv und beherzt für die medizinische Versorgung der Bevölkerung im nördlichen Saarland einsetzen, kündigte er an. „Dazu gehört der nachdrückliche Einsatz für ein modernes zentrales Klinikum vor Ort genauso wie die Absicherung und der Ausbau der ambulanten Versorgung im und rund um das Mittelzentrum. Dies geschieht auch in dem Wissen, dass wir nicht nur die Mitglieder der Bürgerinitiative Nordsaarlandklinik an unserer Seite haben, sondern dass die Frage der zukunftssicheren medizinischen Versorgung allen Bürger der Region auf der Seele brennt“,  sagt er.

„Es besteht großer Handlungsbedarf – und zwar für alle, die Verantwortung für eine funktionierende Krankenhauslandschaft und gleichwertige Lebensverhältnisse in diesem Land tragen“, sagt der Waderner Bürgermeister abschließend.

Das Losheimer Krankenhaus muss bleiben, fordert derweil Stefan Scheid, Chef des SPD-Gemeindeverbandes Losheim am See. Seine Partei beobachte mit Sorge, dass das Konzept für die neue Nordsaarlandklinik die Schließung der Klinik als Voraussetzung beinhalte. Dies führt nach Scheids Worten zu einer Verschlechterung der Gesundheitsversorgung im nordwestlichen Saarland, zum Verlust von Arbeitsplätzen und zu einer entscheidenden Schwächung der Infrastruktur von Losheim.

„Wir bedauern, dass unsere Nachbarkommunen in ihren Resolutionen dies in keiner Weise berücksichtigen. Man stelle sich vor der Losheimer Gemeinderat würde eine Forderung verabschieden, die implizit auch die Schließung der Reha-Klinik in Weiskirchen beinhaltet“, kommentiert Scheid den interkommunalen Schulterschluss von Weiskirchen und Wadern, gemeinsam eine Nordsaarlandklinik zu fordern. Die Empörung in den Nachbargemeinden wäre nach seinen Worten zu Recht groß.

„Wir hatten über Jahre eine gute Kooperation im Rahmen der Verbundklinik Losheim-Wadern, die letztlich deshalb nicht getragen hat, weil in Wadern nicht eine zusätzliche Spezialisierung installiert werden konnte, wie es in Losheim mit der konservativen Orthopädie geschehen ist.“

Die Losheimer SPD hofft laut Scheid, dass die Klinik-Trägerin, die Marienhaus GmbH, ihr Versprechen der Bestandsgarantie bis 2022 einhält und das Losheimer Krankenhaus so stärkt, dass es auch über diesen Zeitraum hinaus weitergeführt werden wird. Es gelte, den Mitarbeitern des Krankenhauses in Losheim den Fortbestand ihrer Arbeitsplätze am Standort zu garantieren und der Bevölkerung von Losheim und der Region die Sicherheit einer guten Gesundheitsversorgung zu geben.

„Statt ein Konzept weiter zu verfolgen, das die Schließung der Kliniken in Losheim und Lebach sowie die Schwächung der Krankenhäuser der Region vorsieht, sollte von Kreis,  Land, den Kommunen und den Trägern eine Verbundlösung realisiert werden, die Schwerpunkte schafft, die bestehenden Krankenhäuser stärkt und zukunftsfähig macht“, fordert der Sozialdemorat.

 Stefan Scheid 

Stefan Scheid 

Foto: a-n
 Seit über zwei Jahren ist das  Waderner Krankenhaus geschlossen.

Seit über zwei Jahren ist das  Waderner Krankenhaus geschlossen.

Foto: Ruppenthal
 Die Losheimer SPD fordert die Marienhaus GmbH  auf, die Bestandsgarantie für die Klinik bis 2022 einzuhalten.

Die Losheimer SPD fordert die Marienhaus GmbH  auf, die Bestandsgarantie für die Klinik bis 2022 einzuhalten.

Foto: rup/Ruppenthal

Da auch die Bevölkerung auf dem Land das Anrecht auf eine gute Gesundheitsvorsorge hat, die aber nicht zum Nulltarif zu erhalten ist, sollten sich nach Ansicht des Sozialdemokraten aus Losheim die zuständige Ministerin Monika Bachmann, die Landesregierung, die Träger, die betroffenen Kreise und Kommunen endlich zusammensetzen und gemeinsam ein tragfähiges Konzept erarbeiten.

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