Kunstrasenplätze in Merzig-Wadern „Ein Naturrasen ist keine Alternative“

Merzig · Ein mögliches EU-Verbot von Kunstrasengranulat verunsichert derzeit bundesweit die Fußball-Vereine. Doch eine Umrüstung auf Naturrasen ist für die meisten Clubs in unserem Landkreis keine Option. Aus mehreren Gründen.

 Erst vor rund einem Jahr wurde im Stadion des FC Brotdorf ein neuer Kunstrasen verlegt – so wie auch in Weiskirchen oder jüngst gerade erst beim VfB Tünsdorf.

Erst vor rund einem Jahr wurde im Stadion des FC Brotdorf ein neuer Kunstrasen verlegt – so wie auch in Weiskirchen oder jüngst gerade erst beim VfB Tünsdorf.

Foto: Erich Brücker

Die Meldung, dass die Europäische Union (EU) über das Verbot von Mikroplastik nachdenkt, sorgte nicht nur bei den Vereinen im Landkreis Merzig-Wadern für Unruhe. Dort gibt es ein Dutzend Sportplätze, die Kunststoffgranulat enthalten und von einem solchen Verbot betroffen wären. Zwar ist die EU nach den heftigen Reaktionen wieder zurückgerudert und hat versichert, dass kein Verbot von Kunstrasenplätzen geplant sei. Doch Maßnahmen, die das Freisetzen von Mikroplastik reduzieren, sind nicht vom Tisch.

Vor allem der Kostenfaktor bereitet den Vereinen große Sorgen. Peter Glauben, Zweiter Vorsitzender des SV Weiskirchen Konfeld, erklärt: „Wir haben unseren Kunstrasen erst vergangenes Jahr neu gemacht und gerade so gestemmt.“ Gerhard Baltes, Vorsitzender der SF Bachem-Rimlingen, ergänzt: „Im ganzen Saarland kann kein Verein das stemmen.“ Baltes beziffert die Kosten einer Umrüstung auf Naturrasen auf 350 000 bis 370 000 Euro. In Bachem wurde der Kunstrasenplatz vor vier Jahren saniert.

Stefan Kolz, der beim FC Brotdorf für den Spielbetrieb verantwortlich ist, erläutert, dass die Kosten einer Umrüstung vom Sanierungsgrad abhängig seien: „In Bezug auf den Austausch des Kunstrasenbelags unserer Sportanlage konnten diese Kosten aufgrund des weiter verwendbaren Unterbaus (Elastikschicht und Schottertragschicht) quasi halbiert werden.“ Erst vor einem Jahr wurde beim Stadion am Seffersbach der alte Kunstrasenbelag erneuert.

Ein weiteres Problem besteht darin, dass vielerorts eine Rückkehr zum Naturrasen schlicht nicht möglich ist. Die Stadt Merzig verweist in Hinblick auf das Blättelbornstadion auf die „Dauerbelastung durch Schul- und Vereinssport“. Armin Biesel, zweiter Vorsitzender des SV Bardenbach, sagt, dass aufgrund der „häufigen Nutzung“ eine Umrüstung auf Naturrasen ausgeschlossen sei. Zudem weist er darauf hin, dass der Verein über keinen Ausweichplatz verfügt, den er während der Zeit der Umrüstung benutzen könnte. Für den Kunstrasen in Konfeld macht Peter Glauben auf die besondere Lage aufmerksam: „Der Platz liegt am Waldrand. Ich weiß nicht, ob eine Umrüstung auf Naturrasen überhaupt möglich ist.“ Und Gerhard Baltes gibt zu bedenken, dass eine Umrüstung zeitaufwendig und wegen des laufenden Spielbetriebs die nötige Zeit nicht vorhanden sei.

So ist es keine Überraschung, dass im Moment kein Verein im Landkreis die Umrüstung plant. Michael Spelz, Geschäftsführer des FC Beckingen, sagt auf Anfrage der Saarbrücker Zeitung: „Für uns ist ein Naturrasen keine Alternative, da unser Platz aufgrund der Vielzahl der Mannschaften täglich genutzt wird.“ Stefan Weber, der Vorsitzende des VfB Tünsdorf, befürchtet viele Abmeldungen vom Spielbetrieb, sollte das Verbot doch kommen, und fordert eine Übergangszeit: „Bei Dieselfahrzeugen und Supermärkten (Plastikverpackungen) gibt es Fristen, um auf Alternativen umzustellen. Da es sich um das Einfüllmaterial handelt, sollte man auch hier eine Übergangsfrist einrichten, um Alternativen zu finden.“ Weber weist darauf hin, dass die Sportplanungskommission Kork vorgeschlagen hat. Und die Stadt Merzig bezeichnet in einer Stellungnahme Quarzsand als eine mögliche Alternative zu Plastikgranulat.

Die Clubs befinden sich momentan in einer Phase der Ungewissheit. Bardenbachs Armin Biesel sagt stellvertretend für die Vereine mit Kunstrasenplätzen: „Die Sachlage ist relativ neu und weitere Unterstützung brauchen wir auf jeden Fall, um den Sport der über 100 aktiven Fußballer und Fußballerinnen bei uns weiterhin aufrechtzuerhalten.“

Während für die SF Bachem-Rimlingen die Sportplanungskommission der nächste Ansprechpartner ist, lobt die Stadt Merzig den „regen Austausch mit allen beteiligten Stellen“. Hierzu zählen unter anderem das Innenministerium des Saarlandes sowie der Saarländische Fußballverband (SFV). Letzterer hat das Informationsschreiben „Mikroplastik in Kunstrasenplätzen“ an die Vereine geschickt. Insgesamt besteht Zufriedenheit mit der Unterstützung durch den SFV. Der FC Brotdorf ist „mit der Unterstützung der Gremien zufrieden“ und der FC Beckingen zeigt sich zuversichtlich, dass „die Verantwortlichen des SFV die Bedenken und Sorgen der Vereine an die zuständigen Stellen weiterleiten und sich für die Belange der Vereine einsetzen“.

Derweil gibt sich Wolfgang Neufing gelassen. Der Vorsitzende des FSV Hilbringen erklärt: „Es dauert mindestens zwei bis drei Jahre, bis der Entwurf durch ist.“ Zudem verweist er auf den Bestandsschutz: „Die bestehenden Kunstrasenplätze sind nicht in Gefahr.“

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