Seltsame Anrufe wegen Papiermüll

Merzig/Merchingen. Für eine fragwürdige Masche scheint ein unbekannter Anrufer die aktuelle Diskussion um die Neustrukturierung der Müllentsorgung ausnutzen zu wollen

Merzig/Merchingen. Für eine fragwürdige Masche scheint ein unbekannter Anrufer die aktuelle Diskussion um die Neustrukturierung der Müllentsorgung ausnutzen zu wollen. Gestern meldete sich in der SZ-Redaktion in Merzig unsere Leserin Christina Annen aus Merchingen und erzählte von einem merkwürdigen Anruf, den ihre Nachbarin, eine ältere Dame, bekommen habe: "Der Anrufer hat ihr mit viel Nachdruck erklärt, sie wisse ja wohl, dass man keine Briefe in die normale Mülltonne werfen dürfe." Sie solle an die Umwelt und an die nachfolgenden Generationen denken und diesen Hinweis auch ihren Nachbarn weitergeben, habe der Anrufer, der seinen Namen mit "Protel" angegeben habe, der Dame erklärt. "Als sie nachgefragt hat, von welchem Amt oder welcher Behörde er denn anrufe, hat er sich ausweichend geäußert", erzählt Annen. Und schließlich habe der unbekannte Anrufer erklärt: "Es kann sein, dass in Kürze jemand vorbeikommt, um das mit den Briefen bei Ihnen zu kontrollieren." Kein Einzelfall Zunächst hätten sie und ihre Nachbarin das für einen dummen Scherz gehalten, sagt Christina Annen. "Dann habe ich aber zufällig erfahren, dass ein Bekannter, der ebenfalls in Merchingen wohnt, genau den gleichen Anruf erhalten hat." Da habe es bei ihr geklingelt, vor allem wegen der Aussage des Anrufers, dass jemand zur Kontrolle vorbeikommen könne. "Vielleicht ist das ja eine Masche, mit der sich jemand dann Zutritt zu den Wohnungen der Leute verschaffen möchte", mutmaßt Christina Annen.Die Stadt Merzig reagierte mit Erstaunen auf die ominösen Anrufe. Weder beim Bürgerbüro noch bei sonstigen Anlaufstellen in der Verwaltung hätten sich Bürger wegen eines solchen Gespräches gemeldet, sagte Stadt-Pressesprecher Thomas Klein auf SZ-Anfrage. Auch beim Entsorgungsverband Saar (EVS) fielen die Verantwortlichen aus allen Wolken, als sie von den seltsamen Anrufen erfuhren. "Das ist blanker Unsinn!", erklärte EVS-Sprecherin Marianne Lehmann zu dem vermeintlichen Wegwerf-Verbot. Zwar sei es dem Verband am liebsten, wenn die Bürger die vom Verband aufgestellten Container oder später die blauen Tonnen, die der EVS jedem Haushalt bereitstellen wolle, zur Entsorgung ihres Altpapiers nutzen würden. Aber von einem Verbot, Papier in die Restmülltonne zu werfen, könne nicht die Rede sein. "Wir appellieren an jeden Bürger, die von uns bereitgestellten Entsorgungswege zu nutzen. Denn wir haben für alle Abfallarten einen funktionierenden Entsorgungswege", sagte Lehmann. Das werde spätestens dann an Bedeutung gewinnen, wenn in wenigen Jahren die Müllgebühr mengenabhängig berechnet und erhoben werde. Marianne Lehmann bat Bürger, die einen ähnlich ominösen Anruf wie die Frau aus Merchingen erhalten haben, dies dem EVS unter Tel. (0681) 5000-620 mitzuteilen.

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