Preisverleihung Die schönsten Streuobstwiesen im Grünen Kreis
Merzig-Wadern · Eine Jury des Kreisverbandes der Obst- und Gartenbauvereine besichtigte die Anlagen von zehn Teilnehmern.
Ein wichtiger Bestandteil im Jahresgeschehen des Kreisverbandes der Obst- und Gartenbauvereine (OGV) ist neben dem Nutzgartenwettbewerb auch der weitere zur Prämierung der Streuobstwiesen. Nachdem es früher bereits einen ähnlichen Wettbewerb auf der Ebene des Landesverbandes gegeben hatte, liegt er nun seit 2015 in den Händen des Kreisverbandes, der ihn engagiert weiterführt. „Grundsätzlich findet dieser Wettbewerb eine große Resonanz“, sagt Christoph Rehlinger, OGV-Kreisvorsitzender. „So hatten wir im Vorjahr fast 30 Teilnehmer aus den Gemeinden Beckingen, Losheim und Mettlach. In diesem Jahr waren es trotz Corona noch zehn, deren Anlagen am 19. September durch eine Jury besichtigt wurden.“
Die Jury bildete Rehlinger zusammen mit dem Kreisgeschäftsführer Karl-Heinz Schmitt, dem weiteren Vorstandsmitglied Hans-Walter Bauer und dem stellvertretenden NABU-Landesvorsitzenden Rudi Reiter. Sie unterstrichen den Wert der Streuobstwiesen mit hochstämmigen Obstbäumen als wichtige Rückzugsgebiete für selten gewordene Vögel und Insekten. Die Anlagen förderten die Biodiversität der Kulturlandschaft und spielten eine sehr bedeutende Rolle im Landschaftsbild.
In den früheren Jahren, vor 50 Jahren und schon vorher, seien die Obstbäume wichtig bei der Versorgung der Bevölkerung mit Obst, das für Vitamine und Mineralstoffe sorge, gewesen. „Viele Bestände sind nun überaltert und ungepflegt. Mit der Prämierung der schönsten Streuobstwiesen im grünen Landkreis Merzig-Wadern soll dieser Bereich mit seinen vielfältigen Funktionen für Tourismus, Ökologie und als Obstlieferant für verschiedene Verarbeitungsprodukte wieder mehr in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rücken, wie zum Beispiel als Viezregion“, betont Christoph Rehlinger.
Vorgefunden wurden meistens Äpfel verschiedener Sorten gefolgt von Birnen, Kirschen, Zwetschgen, Mirabellen sowie Walnüssen. „Das Jahr 2020 zählt zu den besseren Obstjahrgängen. Besonders hohe Erträge waren bei Mirabellen und Zwetschgen und vor allem bei den Schlehen zu verzeichnen. Bei den Äpfeln und Birnen waren die Erträge wegen vorkommender Alternanz, dem Tragen von Obst ein über das andere Jahr, unterschiedlich, aber insgesamt doch zufriedenstellend. Leider sind auch in diesem Jahr viele Obstbäume nicht abgeerntet worden, worüber sich aber die Wildtiere freuen“, sagt der Kreisvorsitzende.
Sein Verband will Besitzer verwilderter Obstgrundstücke dazu animieren, wieder Pflegemaßnahmen vorzunehmen. Dazu werden Hilfestellungen und Beratungen bei Pflegemaßnahmen, die Initiierung von Förderprogrammen, Öffentlichkeitsarbeit und das Bereitstellen von Geräten wie etwa Hochentastern sowie Schnittkurse angeboten. Zudem will der Verband auch bei der Obstverarbeitung und der Unterstützung der Vereine mit Keltereien helfen.
Als ein Problem wird die Mistelplage gesehen. „Bei der Mistelbekämpfung ist es eigentlich schon fünf nach zwölf Uhr. Landauf und landab sind überall schon abgestorbene Obstbäume zu sehen. Früher wurden diese, insbesondere auf freien Flächen, Wiesen und Äckern, umgehend entfernt. Andere abgestorbene Bäume wurden von Hecken überwuchert. Daher waren diese Baumleichen nicht so auffällig. Heute kommen sie so häufig vor, dass sie nicht mehr zu übersehen sind. Um den Restbestand der verbliebenen Obstbäume in unseren Streuobstwiesen zu sichern, hat zurzeit die Mistelbekämpfung höchste Priorität. Der Befall der Obstbäume durch diese Schmarotzer hat in den letzten zwei Jahrzehnten drastisch zugenommen. Ohne die Bekämpfung der Misteln und eine spätere Nachsorge, werden in unseren Streuobstwiesen in wenigen Jahrzehnten leider nur Baumruinen zu finden sein“, erklärt Rehlinger und unterstreicht: „Die Bekämpfung der Mistelplage ist also sehr dringend. Hoffentlich kommen die Rettungsmaßnahmen nicht zu spät.“
Die notwendige Pflege der Streuobstwiesen liegt daher dem OGV-Kreisverband sehr am Herzen und soll auch entsprechend gewürdigt werden. „Die Auszeichnung im Wettbewerb versteht sich auch als Ansporn zur Erhaltung, Pflege und Erneuerung der bestehenden Streuobstwiesen“, betont der Kreisvorsitzende.