Wochern Landwirte arbeiten mit Erfolg zusammen

Wochern · Seit 30 Jahren besteht die Erzeugergemeinschaft Qualitätsgetreide Saargau-Hochwald – inzwischen die letzte im Saarland.

 Alfons Wender führt die Besucher über seinen Hof.

Alfons Wender führt die Besucher über seinen Hof.

Foto: Ruppenthal

Der starke Geruch nach Vieh fällt sofort auf, wenn man den Wiesenhof bei Wochern betritt. Landwirt Alfons Wender baut zwar hauptsächlich Getreide an, doch er hält auch Milchkühe, wie er verrät. Wender ist Präsident der Erzeugergemeinschaft (EZG) Qualitätsgetreide Saargau-Hochwald, die bereits vor einiger Zeit ihr 30-jähriges Bestehen feierte, dieses Jubiläum jedoch nicht mit einer gebührenden Feier beging. Das sollte an diesem Sonntag nachgeholt werden, weswegen Wender auf sein Landgut eingeladen hatte. Zu den Gästen gehörten unter anderem Landrätin Daniela-Schlegel-Friedrich, Arnold Ludes vom Umweltministerium und Franz-Josef Eberl, Präsident der Landwirtschaftskammer des Saarlandes.

„Erzeugergemeinschaften wie diese sind enorm wichtige Institutionen“, betonte Arnold Ludes in seiner Ansprache an die Gäste. „Die Landwirtschaft hat bei den Bürgern einen schlechten Stand, vor allem in den Medien kommen Bauern und Landwirte meistens nur in negativen Schlagzeilen vor“, so Ludes weiter. „Das möchten wir ändern.“ Ähnliches sagte auch Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich. „Ich freue mich sehr, heute hier zu sein, denn das lange Bestehen dieser Erzeugergemeinschaft ist endlich einmal eine Gelegenheit, positiv über die Landwirtschaft zu berichten.“ Eine starke Landwirtschaft sei gut für den gesamten Landkreis, bekräftigte Schlegel-Friedrich und ergänzte, wie wichtig es sei, vor allem den Bezug zur Natur und zur Landwirtschaft nicht zu verlieren. „Es freut mich, dass viele Betriebe Führungen für Kitas, Kindergärten und Schulen anbieten, denn oft frage ich mich, ob Kinder heutzutage überhaupt noch wissen, wie die Produkte, die es im Geschäft zu kaufen gibt, entstehen, und ob sie überhaupt noch einen Bezug zur Landwirtschaft haben.“ Zumindest einmal sollten Kinder einen Bauernhof besucht haben, so Schlegel-Friedrich weiter.

Auch der Präsident der Landwirtschaftskammer, Franz-Josef Eberl, der selbst einen Hof bei St. Ingbert betreibt, hob die gute Arbeit der EZG Saargau-Hochwald hervor und betonte, dass sie die einzig übriggebliebene Erzeugergemeinschaft im ganzen Saarland sei. Alle anderen Gemeinschaften hätten sich nicht halten können, auch weil sie nicht hätten mit internationalen Preisen konkurrieren können. Dass dies den saarländischen Landwirten Probleme bereite, bestätigte auch Gutsbesitzer Alfons Wender: „Machen wir uns nichts vor, die Preise für Getreide und andere Erzeugnisse werden nicht im Saarland gemacht, sondern in Peking und New York. Für uns ist es da schwierig, mitzuhalten.“ Dabei könnten die Landwirte der EZG sogar Bio-Qualität leisten. „Wir düngen und spritzen nicht mehr als nötig. Unsere Maschinen fahren mit GPS punktgenau an die Stellen, an denen noch Bedarf ist“, erläuterte Wender. Sein Betrieb sei einer von nur ganz wenigen im Land, die mit solcher Technologie arbeiten.

Wender baut auf seinem Wiesenhof bei Wochern Raps, Weizen, Gerste, Mais und Triticale – eine Kreuzung aus Weizen und Roggen – an. Zudem hält er Nutztiere, insgesamt 270 Milchkühe mit Nachzüchtung, ausschließlich weibliche Tiere, wie er verrät. Der Wiesenhof wurde 1982 neu gebaut, zuvor betrieb Wenders Vater das Landgut als Nebenerwerb. Nach der Neueröffnung übernahm Alfons Wender den Betrieb von seinem Vater. Präsident der EZG wurde er 1998.

Der Umweltverträglichkeit hat sich die Erzeugergemeinschaft Qualitätsgetreide Saargau-Hochwald immer schon verschrieben, erzählte der ehemalige Präsident und Gründer des Vereins, Nikolaus Leinen aus Schwemlingen, inzwischen Ehrenvorsitzender des Vereins. Der Gedanke bei der Gründung sei jedoch gewesen, die Vermarktungsprodukte der Landwirte, in erster Linie Getreide und Raps, durch eine Zusammenlegung der Vermarktungsmengen und somit ein stärkeres Auftreten gegenüber dem Landhandel zu verbessern. Die Eintragung ins Vereinsregister wurde am 12. November 1986 beantragt. Die erste Mitgliederversammlung fand am 22. Dezember desselben Jahres in der Landwirtschaftlichen Beratungsstelle in Hilbringen statt. Am 6. Oktober 1987 wurde der Verein eingetragen. Vorsitzender war Leinen, sein Stellvertreter Franz-Josef Schneider aus Weierweiler.

In ihren ersten Jahren hatte die Erzeugergemeinschaft mit erheblichen Startschwierigkeiten zu kämpfen, wie Leinen berichtete. „Die Gründung der Erzeugergemeinschaft war eine schwierige Geburt, wir brauchten zwei Anläufe.“ Doch die Landwirte hätten immer Unterstützung vom Umweltministerium erhalten, wofür Leinen seinen Dank aussprach. Durch das starke Interesse der Öffentlichkeit an Umweltthemen in der Landwirtschaft hat sich die EZG auch immer wieder an die Öffentlichkeit gewandt. Unter anderem veranstalteten die Vereinsmitglieder immer wieder in die Offensive. Unter anderem widmete sich die EZG den Themen Umweltschutz, Wasserschutz, Herbizid freier Getreideanbau, Zwischenfruchtanbau und Direktvermarktung. Inzwischen ist die EZG auch intereuropäisch unterwegs, denn auch einen Luxemburger Landwirt zählen zu den aktuell 45 Mitgliedern des Vereins: Alphonse Beck aus Oberdonven, etwa eine halbe Stunde Autofahrt von Perl entfernt, trat 2008 bei.

 Arnold Ludes, Umweltministerium.

Arnold Ludes, Umweltministerium.

Foto: Ruppenthal
 Landwirt Alfons Wender.

Landwirt Alfons Wender.

Foto: Ruppenthal
 Franz-Josef Eberl, Präsident Landwirtschaftskammer.

Franz-Josef Eberl, Präsident Landwirtschaftskammer.

Foto: Ruppenthal

Zum Abschluss nahm sich Wender noch die Zeit, Landrätin Schlegel-Friedrich und dem Kreistag Merzig-Wadern im Namen der Erzeugergemeinschaft für die gute Zusammenarbeit und die Bereitstellung von finanziellen Mitteln für die heimische Landwirtschaft zu danken und Schlegel-Friedrich zur Wiederwahl als Landrätin zu gratulieren.

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